auch noch da

Nun lese ich und lese ich, manchmal erfahre ich hier mehr über die Befindlichkeiten meiner mit-Eltern als in Natura….es braucht offensichtlich mal ein Treffen.
Ich habe lange nicht geschrieben. Es fehlt mir gerade an ganz besonders Bemerkenswertem, was ich unbedingt teilen möchte… ich bin immer noch glückliche Co-Mutter, genieße die Zeit mit Kiko, manchmal hätte ich gerne einen ganzen Tag mit ihr und nicht nur so Stückchen, aber das lässt sich sicher einrichten. Ich finde es ganz erstaunlich, dass wir alle gleichzeitig unseren eigenen Projekten, Arbeit und so nachgehen können. Ich freue mich über meine Verwandtschaft, die sich mit mir freut und mich mit Babysachen versorgt. Es ist schwieriger geworden, die Beziehung zu Alex zu pflegen, da wir von 7 Nächten nur 3 potentiell miteinander übernachten können, 2 davon ist eine_r von uns müde von der Kiko-Nacht davor. Da brauchen wir also mehr Zeit zu anderen Tageszeiten. Das ist ungerecht denn so Zeit alleine haben Yuriko und Heiko nachts selten. Zweimal haben Alex und ich nun schon eine nacht mit Fläschchen gemacht…nicht besonders oft in 3,5 Monaten.

eigentlich einfach

Mit einem Baby ist das Leben schön und eigentlich relativ einfach. Das Baby

1. Schläft
2. Strampelt und lacht
3. Isst = wird gestillt
4. Schreit
5. Schaut teilnahmslos in der Gegend herum (gruselig)

Zustand 2 ist besonders schön und den haben wir auch noch nicht so lange, Zustände 1 und 5 sind dafür entspannt – da kann man alles Mögliche andere dabei machen, je nachdem, ob das Baby in der Babytrage oder im Kinderwagen oder im Zimmer irgendwo liegt. Babytrage ist sehr komfortabel und man kann alles machen, was mindestens ein bisschen, aber nicht zu viel Bewegung bedeutet (nicht: Holz hacken, aufs Dach klettern, an der Kreissäge arbeiten – aber auch nicht lange am Kopierer stehen oder vor dem Bildschirm hocken. Schon: Einfache Montagearbeiten, Müll wegbringen, Leute besuchen und ausgeliehene Sachen zurückbringen und natürlich spazierengehen).

Mit dem Kinderwagen ist man etwas weniger flexibel, damit geht aber tatsächlich auch Holz hacken u.ä., man muss nur immer mal wieder nach der Kleinen schauen. Kinderwagen ist ein Geheimtipp – sie schläft schnell ein, ist an der frischen Luft, man kann sich in einem gewissen Radius um den Kinderwagen (mit Babyfon) frei bewegen und das Kind schläft oft noch fest lange, nachdem man es schon wieder rein ins Haus geholt hat. Richtig lange – stundenlang manchmal. Verblüffend.

Zustand 4 ist nicht gut – da empfiehlt sich, schleunigst was zu unternehmen. Oft hilft es, Yuriko anzufordern und Zustand 3 eintreten zu lassen. Ansonsten: Auf die leicht angezogenen Knie legen, wenn du auf dem Podest liegst/sitzt, entweder so, dass sie sich anschaut oder so, dass ihr Rücken an deinen Bauch lehnt – Herumtragen mit dem Kopf nach oben oder zur Seite, mit dem Gesicht nach oben oder nach vorn oder nach unten – alleine hinlegen; manchmal will sie genau das – oder Abhalten. Das geniale abhalten, davon muss ich sowieso berichten, ich weiß nicht, ob wir das schon getan haben.

Wir haben ja vor der Geburt schon darüber geredet, ob wir Kiko nicht windelfrei aufwachsen lassen. Es gibt da so Bücher. Darüber haben wir schon geschrieben.
Was von diesem Vorhaben übrig geblieben ist, ist jedenfalls das Abhalten. Jede_r von uns hat inzwischen erlebt, dass die Kleine sich vor dem Pinkeln oder Kacken bemerkbar macht. Ich war skeptisch, aber inzwischen ist es für mich total selbstverständlich, das Baby erst mal abzuhalten, wenn es drückt, allzusehr strampelt, gerade aufwacht (nachts!) oder weint. Sie fidnet das gut und wir finden das gut. Wir halten sie über die Schüssel, die wir immer im Raum haben (so eine Plastik-Nudelsalatschüssel mit 25 cm Durchmesser), halten die Beinchen etwas hoch und sagen ein Zauberwort, auf das wir uns geeinigt haben. Dann lässt Kiko laufen, wenn sie kann. Oder sie drückt oder tut, was immer dazu führt, dass sie kacken kann. Wir halten sie einfach so lange über die Schüssel, bis entweder Pipi rausläuft oder Kacke rausschießt oder sie zeigt, dass sie jetzt genug vom Abhalten hat – da streckt sie sich dann. Das macht sie auch, wenn wir sie abhalten wollen, sie aber gar nichts rauszulassen hat.

Wer immer sie von uns gerade abhält, ist dann immer sehr zufrieden, wenn was gekommen ist, und sie schaut auch immer sehr entspannt aus, wenn sie über der Schüssel hängt.
Wir ziehen ihr oft keine Windel an, sondern legen nur ein Windeltuch o.ä., am Besten auch noch was wasserundurchlässiges unter (nachts!), dann können wir sie sehr schnell und einfach abhalten und ihr Po bleibt auch dann trocken, wenn sie sich doch einpullert. Das passiert schon auch oft, aber Babypipi ist harmlos; wir trocknen die eingepullerten Stoffwindeln und benutzen sie wieder, wenn sie nicht allzusehr stinken. Während ich das schreibe, hängen überall Stoffwindeln in unserer Wohnküche herum, das sind wir schon gewohnt.
Jedenfalls haben wir sehr selten eingeschissene Windeln und müssen so nur etwa einmal pro Woche waschen, obwohl wir Stoffwindeln benutzen. Nach einer Woche haben wir dann nicht mal einen normal großen Windeleimer voll. Wie gesagt, das Abhalten ist großartig.
Nachts fängt sie an zu muckeln, wenn sie langsam aufwacht, dann nehme ich sie und halt sie über die Schüssel, sage unser Wort und schon läuft es los. Sehr befriedigend 🙂

sorry für’s hängen!

liebe lesende,

an dieser stelle mag ich ja jetzt doch mal sorry sagen.

das ist unser erster blog, und es braucht ne weile, bis wir das gut hinkriegen, offensichtlich. es hingen jetzt einige kommentare ewig lang in der warteschleife, weil ich sie übersehen habe. voll blöd, wir freuen uns doch über resonanz und kontakt! war keine absicht.

naja, und dann war hier so lange nix los, weil ich irgendwie große einlogschwierigkeiten hatte. jetzt habe ich’s aber kapiert. hoffentlich.

ich hoffe ihr verzeiht’s!

yuriko

Wer füttert wann, warum und wie?

diesen beitrag hab ich vor zehn tagen schon verfasst, aber dann kam ich irgendwie tagelang nicht in den blog. naja, naja – perfektionismus ist langweilig, oder?

Das ist eine gar nicht unerhebliche Frage, denn je nachdem, wie sie gelöst wird, verändern sich alle möglichen Rollen und Bezüge innerhalb der Co-Family. Ganz praktisch habe ich das erst vor zwanzig Minuten wieder erfahren: Es ist Freitag Abend, 21:00 Uhr, der kleine Knopf leidet an den üblichen abendlichen Tagesverarbeitungs-/Einschlafschwierigkeiten. Ich hocke in der Küche, freue mich über kindfreie UND diplomierfreie Zeit zum Schreiben und habe gerade den Rechner hoch gefahren, als A-lex mit dem Goldkind die Szenerie betritt: Äh…sie will den Schnuller nicht, sie will nicht rumgetragen werden, vielleicht will sie doch noch nen Nachtisch…??? Nachtisch Nummer zwei, ich jaule nochmal kurz rum, dass ich mich ja sooo auf mal Zeit für mich allein gefreut habe, aber na klar, und tatsächlich findet Kiko es gut, nochmal ein bisschen was zu schnabulieren, und schläft – FAST ein. Das Genuckel macht sie gar nicht so lang, aber hängt halt im Dämmerzustand ganz zufrieden mit Blick auf die Brust auf meinem Arm ab. Und wacht bei der Rückübergabe zu A-lex wieder etwas mehr auf. Jetzt sind die beiden erstmal wieder verschwunden und ich versuche möglichst schnell ein paar Wörter in den PC zu hämmern, bevor eventuell Nachtisch Nummer drei gefordert wird.

Also, wir machen das so: Kiko wird voll gestillt, von mir, da ich die einzige von uns bin, die das körperlich leisten kann zur Zeit. Hin und wieder, wenn ich einen ganz wichtigen Termin habe, oder wenn Heiko und ich mal wieder eine Nacht ohne Kiko zu zweit verbringen wollen, pumpe ich zusätzlich ab was geht, und Krümel wird von einer/m der anderen per Flasche versorgt. Dadurch verbringe ich am regelmäßigsten und am meisten Zeit mit Kiko, und dadurch habe ich es in manchen Situationen leichter als die anderen, sie zu beruhigen. Und es kann sein, dass wir beide dadurch – zumindest zunächst – die stärkste Bindung entwickeln.
Es bedeutet für mich, dass ich hier nur für kurze Zeiträume ohne Kiko wegkomme, während alle anderen schon mal für ein paar Tage wegfahren. Und es bedeutet, dass ich mein Leben ein ganzes Stück mehr um Kiko herum eintakten und zum Beispiel während der Betreuungsschichten der anderen trotzdem abrufbar sein muss. Es bedeutet aber eben auch viel Kuschel-Zeit mit Kiko. Und dass ich Kiko auf eine Reise mitnehmen kann, während die anderen zur Zeit mit Kiko nur dann verreisen könnten, wenn sie mich auch noch in den Koffer packen würden.

Vorher hatten wir uns das ein bisschen anders ausgedacht. Dass Kiko Muttermilch kriegen soll, darin waren wir uns einig: Unabhängigkeit von Firmen wie Nestlé und Co, günstig, und wenn ich der gängigen Propaganda glauben will, dann auch die gesündeste Variante für’s Kind. Und ich wollte (und will) auch gern stillen. Aber der Plan war, zumindest in meinem Kopf, dass ich so oft und so viel abpumpe, dass mindestens die Hälfte der Mahlzeiten auch von den anderen übernommen werden können. Und Emma hat sogar überlegt, ob sie Kiko mit Brustfütterungsset füttern soll. Darüber haben wir unter anderem hier gelesen, und Emma und mich und ich glaube auch Joel hat das ziemlich berührt und fasziniert.

Reality Check 1: Ich finde Abpumpen doof. Mit der Handpumpe geht’s, dauert aber länger. Mit der doppelseitigen Maschinenpumpe habe ich mich gefühlt wie eine Milchkuh. Und wenn ich nicht schon vegan leben würde, hätte ich spätestens nach der Erfahrung Milchprodukte aus meinem Kühlschrank verbannt. Es wäre wirklich ein Opfer für mich, für alle anderen ständig zu pumpen, auch wenn ich weiß, dass es fair wäre.

Reality Check 2: Kiko nimmt keine eingefrorene Muttermilch. Sie saugt an der Flasche, guckt freundlich und lässt alles einfach ungeschluckt wieder rauslaufen. Nichts zu machen. Relativ frische Milch aus dem Kühlschrank, die dann aufgewärmt wird, nimmt sie problemlos – aber es ist gar nicht so leicht, einen Milchvorrat im Kühlschrank zu haben, ohne dass der schlecht wird.

Reality Check 3: Wir kriegen ein winziges Kind, dass in den ersten zwei Wochen gar nicht schafft an der Brust zu saugen, und als sie dann endlich so weit ist, sind wir so froh, dass sie es hinkriegt, dass wir das erstmal nicht schon wieder durcheinander bringen wollen – und dann hat sich schnell ein Alltag etabliert. Und die anderen Eltern scheinen es auch ok zu finden. Wir haben uns darüber aber auch noch nicht so richtig ausgetauscht. Ich hoffe mal, dass es nicht so ist, dass die anderen sich bloß nicht trauen, mir zu sagen, dass ich glucke und die anderen mal mehr ranlassen soll…???

Ich finde die Stillentscheidung gut, bin jedoch manchmal ambivalent bezüglich der Konsequenzen. Manchmal hätte ich gern mehr persönlichen Freiraum. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen den anderen gegenüber und fühle mich privilegiert, weil ich Kiko füttern kann. Manchmal frage ich mich, ob meine Stillüberzeugung internalisierte Mama-Propaganda ist. Meistens genieße ich die Nähe zu Kiko beim Füttern. Und ich freu mich aber auch schon auf die Zeit, in der wir alle gleichermaßen mit Kiko im Brei matschen können.

So long, Yuriko.

PS: Die Überschrift ist ein bewusstes Tribut an das Wer-lebt-mit-wem-warum-und-wie-Camp, das jeden Sommer auf Burg Lutter statt findet. Sehr empfehlenswert, nicht nur für ein anderes Zusammenleben mit Kindern, sondern auch für andere Wahlverwandtschaften aller Art. Check das mal aus! Wir sehen uns dann da!

Ein stillender Vater

Emma und ich hatten nun bereits zum zweiten Mal eine Nacht mit Kiko, ganz ohne Yuriko. Natürlich ist das für Yuriko mit einigem Aufwand verbunden, da sie parallel zum Stillen etwas Milch für die Nacht abpumpen muss, zumindest für den ersten Teil der Nacht. Für die zweite Nachthälfte pumpt sie dann in der Nacht ab. Da sie dann auch nicht stillen muss, ist das kein Problem. Sie benutzt dazu eine einfache Handpumpe. Das ist entspannter, als die laute elektrische, die Heiko extra bei ebay ersteigert hatte. Auf diese Weise können Yuriko und Heiko auch mal wieder eine Nacht miteinander verbringen. Wir füttern Kiko dann mit der Flasche. Da gibt es extra so einen Aufsatz, wo Kiko richtig saugen muss, damit was rauskommt. Dadurch wird sie nicht von der Brust entwöhnt.

Interessanterweise können wir die eingefrorenen Muttermilchvorräte nicht verwenden, Kiko trinkt die aufgetaute Milch einfach nicht. Wenn wir sie damit versucht haben zu stillen, dann hält sie einfach still und schluckt nicht, obwohl sie Hunger hat. Die Milch läuft dann einfach aus ihrem Mund wieder raus. Sehr faszinierend, aber auch blöd, da wir so keine Notreserven haben. Ein echtes Gourmet-Kind :o).

Für Emma und mich ist es toll, dadurch mehr Zeit mit Kiko am Stück verbringen zu können, gemeinsam. Und jede_r von uns schläft zumindest eine halbe Nacht, da wir uns abwechseln mit dem Übers-Kind-wachen und Flasche geben. Es bringt mich Kiko auch noch mal ganz anders näher, wenn ich sie nicht einfach nur abgebe, wenn sie Hunger hat.

Ich finde uns alle ja so toll! :o)

Verzauberter Vater

Sechs Tage später

Da oben/da unten/vorhin musste ich unterbrechen, weil Kiko doch wieder aufgewacht war und bitterlich geweint hat. Da habe ich sie lange herumgetragen und nach einer Weile ist es wieder gut gewesen. Wenn sie innerhalb von ca. zwei Stunden erst gestillt wurde und sie dann weint, dann muss sie entweder kacken, oder hat ne nasse Windel oder es ist es dann scheinbar einfach so. Dann tragen wir sie herum, reden mit ihr, singen, versuchen verschiedene Positionen aus, reiben Bauch und Füße mit Vier-Winde-Öl ein oder ich lege eine meiner alten Geschichten-Schallplatten auf („Fünf Freunde und der Wanderzirkus“). Kann aber schon mal eine halbe Stunde Unglück bedeuten. Es hält sich allerdings in Grenzen, meistens wirkt unser Baby zufrieden und neugierig aufs Leben. Bei Yuriko wird sie manchmal schneller ruhig, durch das Stillen hat sie einen deutlichen Beziehungsvorsprung gegenüber Kiko, glaube ich, aber damit habe ich kein Problem (außer dass ich mich manchmal auch ein bisschen auf die Zeit freue, in der Kiko nicht mehr so muttermilchabhängig ist).

Gestern oder vorgestern habe ich sie in einem anderen Gebäude über dem Waschbecken abgehalten (das Abhalten zum Pinkeln oder Kacken funktioniert übrigens super! Wir erkennen einigermaßen, wenn da bald was kommt, dann ziehen wir sie untenrum aus und halten sie über Schüssel oder Waschbecken. Meistens ist das nach dem Aufwachen und nach dem Stillen eine sichere Nummer, dass sie dann pinkeln muss) und da war ein großer Spiegel über dem Waschbecken – das war süß, wie sie mein Spiegelbild angeschaut hat bzw. wie wir uns gegenseitig im Spiegel angeschaut haben. Gestern hab ich nochmal mit Yuriko darüber geredet, wie herzerweichend Kikos Blick ist, so ganz frei von allem, sie schaut einfach nur, minutenlang, direkt in die Augen, ohne Wertung oder die Frage, ob sie nicht besser die Augen abwenden sollte oder so… So einen Blick gibt es nicht unter Erwachsenen.

OK, offensichtlich ist hier ein Vater verzaubert von seinem Kind. Gibt es noch was Gemeinsam-Eltern-Erwähnenswertes? Ich fahre mal eben drei Tage weg, das habe ich letzte Woche angefragt und spürte ein „klar, mach mal, wir sind da“. Als ich das dann festgeklopft hatte, fühlte es sich bald nicht mehr so entspannt an, weil Emma eine Grafik-Deadline aufgedrückt bekommen hat. Da hörte ich dann auf einmal „das fühlt sich aber schwer an, zu zweit dieselbe Kinderbetreuung während Yurikos Diplomarbeitsnachmittagen aufrecht zu erhalten wie zu dritt – das fand ich dann doof. Ich finde super, dass ich mal eben wegfahren kann, aber ich will das nicht mit schlechtem Gewissen tun. Und Emma ist mit A-lex immer noch öfters weg als ich…
Aber ich habe nichts Ähnliches mehr gehört und jetzt (Montagmorgen) bin ich entspannt unterwegs. Wir hatten aber auch ein schönes Wochenende. Als da jede Menge Besuch da war – sowohl von Emma und A-lex als auch von Yuriko – da wollte jede_r immer gern das Kind nehmen. Da hab ich am Samstagabend einfach mal allein nen Actionfilm im Fernsehen angeschaut, weil eh alle beschäftigt waren und das Kind gern intergriert haben. Übrigens geht das Kind jetzt tatsächlich tendenziell ab acht, neun ins Schlafwohnzimmer, aber dort haben auch Yuriko und Besuch am Samstag noch Filme von Kikos ersten Tagen geguckt… „Die neue Richtlinie“ ist also nicht so streng und langweilig, wie ich oben befürchtet habe .

Nach dem betreuungsintensiven Wochenende hat sich die Gemely dann trotzdem noch (mehr zufällig) im dorfeigenen Café getroffen und das sehr genossen. Wir haben uns mitnichten satt. Vielleicht finden wir uns sogar noch immer spannender…

Wir machen alles anders

Ich habe gerade von Yuriko den Vorschlag gehört, ab jetzt abends zwischen 20:00 und 21:00 Uhr schon mit Kiko ins Bett zu gehen und richtig das Licht auszumachen, damit sie sich beruhigt und nachts schlafen kann. In so etwa den letzten zwei Wochen hatte die Kleene nämlich zwischen 19 und 24 Uhr oft viel geweint und geschrien und war kaum zu beruhigen. „Sie baut Stress ab, sie verarbeitet den Tag“ war daraufhin die einhellige Meinung in der Gemely. Der Tipp mit dem frühen ins-Bett-gehen kommt von einer anderen Mutter in unserer Bekanntschaft, bewährt hat sich der Vorschlag meines Wissens noch nicht – aber ich war auch zwei Nächte nicht „dran“, bin also nicht auf dem neuesten Stand der Erziehungsmethoden.
Jedenfalls, ich finde das nicht so attraktiv, um 8 Uhr mit dem Baby ins Bett zu gehen und schlug dann vor, dass man dann ja selbst wieder aufstehen kann, wenn Kiko schläft. Darauf hat Yuriko verhalten reagiert. Ich habe nachgefragt bzw. angeführt, dass der konventionelle/offizielle Schlafvorschlag ja sei, dass Baby im eigenen Bettchen und natürlich alleine schläft. Warum sollen wir das anders machen? Und dann musste ich mir tatsächlich was in der Richtung anhören, dass der offizielle Schlafvorschlag nun mal nicht den Bedürfnissen eines Babys entspricht oder so, jedenfalls hatte ich so den Eindruck, dass wir hier grundsätzlich gar nichts so machen dürfen wie so ziemlich alle anderen Eltern in diesem Land/die wir kennen – und das gefällt mir gar nicht. Meine Vorstellung vom Eltern sein ist, für Baby da zu sein und immer den Kontakt zu halten, und zu versuchen, Babys Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Aber gleichzeitig weiter ich selbst, mit MEINEN Bedürfnissen, zu sein und diese zu achten. Das Baby hinlegen, wenn es schläft, und dann mit dem Babyfon vielleicht ein Zimmer weiter zu sein – warum nicht?
Während ich das hier tippe, liegt Baby auf unserer Podestmatratze und strampelt vor sich hin und wirkt vollkommen zufrieden. Jetzt schläft es gerade ein. Es ist warm im Zimmer und sie wurde gerade lange gestillt. Möglicherweise finden andere Gemelyteile, dass mensch gar nicht in den Computer hacken sollte, wenn Baby im selben Raum ist… Oder dass Baby möglichst immer in engem Körperkontakt zum verantwortlichen Gemelyteil sein sollte… O weia, so streng sehe ich das allerdings wirklch nicht. Gestern hatte ich sie tatsächlich die meiste Zeit auf mir liegen und das war auch schön, heute scheint sie ohne mich zufrieden und da tippe ich ein bisschen. So mach ich das gerade… Allerdings habe ich auch nicht solche schönen Stories zu erzählen wie Yuriko gerade eben, dass sie mit Kiko auf dem Schoß Geräuschemachen geübt hat…
Bin ich immer noch zu ungeduldig? Bin ich schon genug runtergekommen, um endlich beim Baby gelandet zu sein?
Das ist mein anderes Thema heute – ich bin da nämlich einen Schritt weiter. Gestern den ganzen Nachmittag fürs Baby verantwortlch zu sein, das war interessant. Nach einem gemeinsamen Mittagschläfchen habe ich etwas gelesen, dann war mir das zu unproduktiv – und ich habe mich gefragt, was ich alles machen könnte während der Babybetreuung. Ich wollte sie aber nichts ins Tragetuch packen oder in den Kinderwagen legen, weil sie sooo süß geschlafen hat und ich auch keine Lust auf die Action hatte. Mit Kiko im Tragetuch geht tatsächlich fast alles, mit Kinderwagen haben wir noch nicht viel Erfahrung, aber es gibt inzwischen auch ein Babyfon, das wir mit zu ihr legen (und uns selbst dann auch mal entfernen) könnten.
Also, was geht im Haus, wenn Kiko selig schläft? Das wurde eine ganz schön kleine Liste. Wäsche aufhängen und abnehmen gehört dazu, Baupläne machen (wir müssen mal Steckdosen verlegen, ich habe einen kleinen Plan gemalt, wo welche hinsollen), backen könnte ich mir mal aneignen, (weiter) Gitarre lernen. Staubsaugen findet Kiko ja auch sehr entspannend.
Ich kann den PC mitbringen und schreiben, so wie jetzt, den hatte ich gestern aber nicht da. Einen Fernseher haben wir nicht; ich könnte unter dem nicht ganz unwahrscheinlichen Protest der anderen mal die eine oder andere Fernsehserienfolge auf DVD gucken.
Die Richtung Gitarre und Backen finde ich aber am Spannendsten – und überhaupt mal das Gefühl gestern, so aus meiner Arbeit rausgenommen zu sein. Ich habe zwar selbst die Initiative gestartet, Internet in unserem Haus zu verlegen, aber es hat auch was, ein paar Stunden nicht ganz das machen zu können, was auf einer Berufs/Erwachsenen/Gemeinschafts/Kopfebene dran ist (in meinem Fall wäre das zur Zeit was Computer-/Datenbanktechnisches).
Also, da habe ich jetzt regelmäßig die Kleine und lerne mich dabei mal kennen, wie ich bin, wenn ich mehr oder weniger nichts tue/tun muss. Mitten am Tag. Und ich habe schöne Zeit mit Kiko – in der sie auf mir, an mir oder in der Nähe schläft oder herumschaut oder pinkelt oder von mir gewickelt oder gewaschen wird.
Das kommt daher, dass Yuriko seit dieser Woche weiter an ihrer Diplomarbeit schreibt und deswegen von uns mindestens für die Nachmittage, bis aufs Stillen, von Babybetreuung freigestellt wurde. Ich finde das toll, dass wir deswegen jetzt einen Wochenplan erstellen und ich weiß, wann ich bei Kiko bin und wann ich in mein Büro gehe oder was anderes mache.

Als Bio-Vater…

Ja hallo – jetzt komm ich auch mal ins Spiel. Ich bin Heiko, der Bio-Vater, der Freund von Yuriko (oder wie sie hier im Blog heißt) und der Vater von Kiko (oder wie sie hier im Blog heißt). Ich mach auch voll und ganz mit beim GemEly-Experiment und hab bis jetzt nur noch nichts geschrieben, weil ich überhaupt keine Zeit dazu hatte, den Blog auch nur anzuschauen. Jetzt habe ich damit angefangen und bevor es jetzt ewig dauert, bis ich mir alle Beiträge durchgelesen habe, schreibe ich jetzt an einem Ort ohne Internet ein paar Zeilen dazu, wie es mir geht. Ich finde nämlich zwar, dass alles hervorragend läuft und dass die Kleine ganz wunderbar ist, dass wir als Gruppe toll zusammenkommen durch die Elternschaft und dass ich mich auch nicht schlecht anstelle als Vater, aber wie Yuriko heute beim Mittagessen mit mir und Emma sehr gut auf den Punkt gebracht hat: Während die anderen drei Haupt-Co-Eltern (Emma, Yuriko und A-lex) durch unsere Elternschaft eher aufzublühen scheinen, hat mich das Ganze eher in eine gewisse Identitätskrise oder so geschoben. Obwohl ich der bin, der offiziell Elternzeit macht und dafür sogar Geld kriegt, komme ich überhaupt nicht runter. Ich bin permanent dabei, irgendwelche „wichtigen“ Sachen zu machen. Die Zeit mit Kiko nehme ich mir, wenn kein_e andere_r da ist, der sie nehmen will, und auch wenn ich mich freue, sie zu sehen, wie sie wächst und sich bewegt und mich anschaut und alles, kriege ich doch meine To-Do-Liste nicht aus dem Kopf. Noch den Müll von unserem Gelände räumen, weil doch für den Brandschutz die Bäume dazwischen gefällt werden müssen. Noch die Fassade des Bauwagens dämmen. Noch hier was basteln und dort was putzen. Dieses Projekt noch abschließen und jenes schon vorbereiten. Und wenn ich diese Sachen dann mache, bin ich meistens gar nicht glücklich. Da läuft also was schief, und auch wenn ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, mir das einzugestehen, bin ich doch sehr froh, dass das heute auf den Tisch kam.
Bevor Kiko da war, hatte ich schon volles Programm, habe Geld verdient für mich und auch noch was dazu für Yuriko, die noch studiert und nur ein bisschen Unterstützung kriegt. Ich habe mich in meiner Gemeinschaft engagiert und ich hatte meistens irgendein Kunstprojekt – ich habe Filme gemacht und ein Buch geschrieben. Das war immer super, das Schreiben oder das Filmen. Das hat mir auch die sonst oft langweiligen Brot-Jobs versüßt – Übersetzungen, Grafiksachen, PR-Kram, außerdem die Pflege meiner kranken Mutter. Meistens ging es mir gut – viel Kraft kam von der Kunst, aber auch Bücher und die Liebe zu Yuriko haben mich befeuert.
Auf unser Kind habe ich mich sehr gefreut – dass wir das als Vierergruppe großziehen (zur Info – Joel hat mal gesagt, dass sie sich nicht im engen Kreis der GemEly sieht, deswegen rede ich oft von vier Leuten, obwohl sie das in Blogeinträgen auch schon anders formuliert hat) fand ich gar nicht so relevant – es ist ja mein erstes Kind, da ist sowieso alles neu. Und nicht alles alleine verantworten müssen, das klang auf jeden Fall gut.
Jetzt sind neun Wochen vergangen und ich schreibe, dass es mir insgesamt nicht so richtig gut geht – aber womit genau nicht? Was ist daran „das Vater werden an sich“, was ist daran „mein eigener Film“, was ist daran vielleicht auch „das gemeinsam Eltern sein“?

Eine Sache ist, dass ich (leider) total auf Sachen-machen abgerichtet bin. Ich beschwere mich über meine To-Do-Listen und komm trotzdem gar nicht raus aus diesem Trott. Von längeren Reisen und Wanderungen weiß ich, dass ich auch anders kann, aber hier in meiner Heimatgemeinschaft schaffe ich das nicht – die E-Mails strömen weiterhin und überall um mich herum ruft mich meine Verantwortung. Eigentlich schalte ich zu Hause nur ab, wenn ich lese, Film gucke oder beim Sex. Vielleicht noch beim Baden in unserem Teich. Das ist der Teil, da fühle ich mich einfach ein bisschen verkorkst. Ich bin damit zwar ein produktiver Teil der Gemeinschaft (das die anderen oft genug in den Wahnsinn treibt mit seinem Leistungsdenken), aber jetzt heult mein Motor irgendwie auf wie im Leerlauf. Denn eigentlich habe ich gar nicht mehr so viel zu tun – ich habe meine Bezahljobs aufgegeben und könnte ziemlich viel mit Kiko herumliegen – aber das kann ich buchstäblich nicht. Ich meine, wenn ich das jetzt hier so schreibe, frage ich mich natürlich – warum denn nicht? Warum versuche ich es denn nicht?
Bis jetzt habe ich, wenn ich Kiko tagsüber hatte, sie meistens ins Tragetuch gepackt und dann mit ihr meine Runden erledigt – das Papier wegbringen oder im Zimmer meiner Mutter staubsaugen oder sogar am Computer arbeiten. Und dann war ich immer ganz stolz darauf, was ich alles schaffe, mit (trotz!) Baby. Bevor sie kam, habe ich mir für die Elternzeit vorgestellt, dass ich mit ihr im Tragetuch durch unser Dorf laufe und vielleicht mal ein paar Fotos mache (das ist zwar wieder was Nützliches TUN, aber bis jetzt war mir ja selbst das noch zu UNPRODUKTIV). Oder dass ich mit ihr oft in ein Waldstück gehe, das ich schön finde, dessen Begehung aber natürlich völlig sinnfrei ist, weswegen ich alleine nie dorthin ging.
Letzte Woche war ich mal krank, fällt mir ein, da lag ich dann tagsüber einfach mal mit dem Baby herum und das war auch schön (allerdings auch, weil meine Krankheit sich dann nicht mehr sinnlos angefühlt hatte – wenigstens konnte ich das Kind betreuen, damit die anderen was Nützliches tun können).
Je mehr ich schreibe, desto krasser finde ich mich selbst.
Als ich vorgestern dran war mit Babybetreuung und mir schon ausgemalt hatte, was ich mit Kiko im Tragetuch alles vollbringen würde (Brettertransport für meine Bauwagenfassade!), kam doch tatsächlich Yuriko an und schlug vor, mich und Kiko bei einem Spaziergang zu begleiten. Ich sagte ja, weil ich ja auch gern mit Yuriko zusammen sein will, aber tatsächlich kam ich damit gar nicht so gut klar – weil ich dachte, sie müsste das doch AUSNUTZEN, dass ich das Kind nehme, sie muss ihre knappe Zeit doch SINNVOLL VERWENDEN. Aber nein, sie genießt einfach den sonnigen Nachmittag. Unglaublich.

Na und das gemeinsam Eltern sein, was könnte das damit zu tun haben, wie es mir geht?

Mir war klar, dass es für mich ein einschneidendes Erlebnis sein würde, Vater zu werden und Elternzeit zu nehmen. Ich hatte sogar eine Hoffnung damit verbunden, dass ich nämlich mal runter komme von meinem Leistungstrip, mich mehr verbinde mit den Menschen um mich herum, mit dem Ort, an dem ich lebe, mit dem Elementaren. Weniger virtuell leben, mehr real. Mich von Baby verzaubern lassen.
Tatsächlich lebe ich mehr Gruppe, seit wir gemeinsam Eltern sind. Ich habe schon Schritte gemacht zu einem sozialeren Wesen, seitdem ich die anderen viel öfter sehe, weil wir oft zusammen essen und weil ich viel öfter in unserem Gemeinschaftshaus bin, weil wir da oft mit Kiko schlafen (manchmal schlafe ich mit Yuriko und Kiko auch in meinem Bauwagen).
Dadurch, dass mich die Babybelastung aber nur ganz soft erreicht (ich muss ja nur jede dritte Nacht unruhig schlafen neben Kiko und Yuriko, und tagsüber kann ich oft einfach arbeiten wie früher), ist aber vielleicht auch der große Knall ausgeblieben, der mir völlig klar gemacht hätte, dass mein altes Leben vorbei ist und ein Neues anfängt. Kiko soll doch nicht einfach nur ein Projekt sein wie ein Film oder ein Buch, Kiko soll Teil meines Bewusstseins und meiner Persönlichkeit werden – jedenfalls was Größeres als ein Projekt unter vielen, als ein Punkt auf der To-Do-Liste. Stattdessen hab ich jetzt manchmal ein bisschen Kiko, was nett ist, mich aber nicht dazu bringt, meine alte Haut abzulegen und mich neu zu erfinden.
Ich will von der armen Kleinen natürlich gar nichts verlangen, das liegt alles komplett in meiner eigenen Verantwortung, aber durch unseren hohen „Betreuungsschlüssel“ wird es mir halt (zu?) leicht gemacht, mich nicht zu verändern.
Vielleicht nicht schlecht, mir das klar zu machen

Ein andermal mehr.

hallöchen

ich habe mich bisher noch nicht hier zu wort gemeldet, ganz einfach, weil ich entweder arbeite oder meine zeit lieber mit kiko verbringe. (bisher wurde ich hier nur als emmas partner eingeführt, weil ich mir selbst bis jetzt noch keinen namen gegeben hatte). ich hätte nie gedacht, dass es mir so einfach fallen würde, in die verantwortung für ein kind zu gehen, das ich nicht selbst „gezeugt“ habe. mein leben ist ein anderes und auch nicht. es hat sich an meinem arbeitspensum nicht viel geändert, trotzdem bin ich, seit kiko auf der welt ist, viel entspannter. ich ertappe mich öfters dabei, wie ich an kiko denke und glücklich vor mich hin lächle. das trug mich die letzten wochen durch den alltag.

wow. ich bin unendlich dankbar, dass mir die gelegenheit gegeben wurde, zu erfahren, wie es ist, für ein kind elter zu sein und wie belohnend jede kleine regung von kiko ist. ich darf kiko lieben! einfach so! und die anderen 3 auch! und wenn joel will, er_sie_es auch noch! kann es etwas schöneres geben für ein kind, als in so einer umgebung, wie wir sie hier kreieren, aufzuwachsen? das kiko nicht „mein leibliches kind“ ist, spielt für mich bisher überhaupt keine rolle. am anfang war ich noch sehr unsicher – was darf ich, was nicht, was wird von mir erwartet, was will ich eigentlich… ich war derjenige von uns vieren, der am wenigsten konkret hatte, wie sehr ich mich einbringen wollen würde in die gemely (wie wir die gemeinsame elternschaft kurz nennen). interessant nach der geburt war, dass bei mir erst einmal die bilder von leiblichen eltern und nicht und was wer „darf“ im kopf kreiselten.

bei der geburt war ich gerade nicht zu hause und war auch nicht gut erreichbar, so dass ich nicht wusste, was zu hause vorging und wie die geburt verlief. hinzu kommt noch, das ich die erste woche nach der geburt erkältet war und mich daher nicht ins krankenhaus getraut habe, aus angst, kiko anzustecken. das war eigentlich die härteste woche für mich im zusammenleben mit kiko. als sie dann endlich zu hause war, brauchte ich ein paar tage, um meine unsicherheit und unbeholfenheit im umgang mit ihr und den „leiblichen“ eltern zu überwinden.

ich geniesse die gemeinsamen nächte mit yuriko und kiko. wir anderen nicht-säugenden wechseln uns ab, die nächte dafür zu sorgen, dass yuriko nur zum brust geben wach sein muss. windeln und auf kleinste geräusche wachen machen wir anderen derweil. ich finde, wir sind alle dadurch viel entspannter. ich habe noch meinen bruder im ohr, der sagte, dass er die ersten 2 jahre nach der geburt keine einzige nacht ausschlafen konnte und permanent in einem zustand der übermüdung durch den tag ging. ich kann allen eltern nur empfehlen, legt euch noch mehr mit-eltern zu! ihr habt mehr von eurer zeit und das kind empfängt noch mehr liebe – übrigens der wichtigste grund, weshalb es auf der welt ist.

ich weiss nicht, wie oft ich mich hier zu wort melden werde, mal sehen. es ist bisher alles einfach wunderbar und ich geniesse es aus vollem herzen.

ps: heut vor 23 jahren fiel die berliner mauer, ohne dieses ereignis wäre ich sehr wahrscheinlich nicht teil dieser familie geworden. dank an alle bürgerbewegten und anarchist_innen in der ddr, die das möglich gemacht haben. (es war ein kurzer, schöner traum…)

legalize it!

vor ein paar wochen war ich gemeinsam mit kikos bio-paps beim jugendamt, um die gemeinsame sorge zu erklären. das war an sich schon eine irritierende veranstaltung. wir saßen in einem winzigen, schmucklosen räumchen in tristen grau- und brauntönen, in dem nur platz für einen schreibtisch, einen aktenschrank an der wand und uns und die sachbearbeiterin war. diese hat uns dann sehr ernsthaft eine lange liste mit pflichten und rechten vorgelesen, die wir am ende unterschrieben haben. es war ein bisschen wie beim standesamt, nur ohne trauzeugen und ohne feierlich. ich finde ja, die sorge für ein kind zu übernehmen ist viel ernsthafter und verbindlicher als zu heiraten, aber das mag an mir und meinen einstellungen liegen. vielleicht hätten wir jede menge gäste dazu einladen und eine riesensause draus machen sollen.
noch irritierender als das setting war dann aber, dass emma und the other father nicht dabei waren. es wäre vermutlich für sie ohnehin eine frustrierende veranstaltung geworden, weil sie das wichtige papier mit den pflichten und rechten ja nicht mit unterschreiben hätten dürfen – obwohl sie das gerne wollen. jetzt ist die situation so, dass nach deutschem recht bio-paps und ich alles, was kiko betrifft, allein entscheiden können. wo sie lebt, welche bildung sie erhalten soll, ob sie geimpft wird und und und. emma und ihr partner dürfen kiko eigentlich nicht mal vom kindergarten abholen. die ganzen ausmaße dessen sind mir noch gar nicht klar. vermutlich braucht es einverständniserklärungen von uns biologischen eltern für alles mögliche, von a wie auslandsreisen bis z wie zahn ziehen lassen. und das, obwohl emma und ihr partner sich genau so viel um kiko kümmern wie wir. ihnen bleibt nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass wir nicht eines tages sagen, och nö, wisst ihr, wir machen jetzt doch lieber ohne euch weiter. auf diese weise entsteht zwischen uns ein ungleichgewicht an macht und entscheidungsautonomie, das keine_r von uns will.
die tatsache, dass in deutschland nur zwei personen als sorgeberechtigte für ein kind eingetrgen werden können, geht völlig an der lebensrealität vieler menschen vorbei. dass kiko mehrere bezugspersonen hat, ist an sich ja nichts besonderes – das haben auch viele kinder in diversen patchwork-familien-konstellationen. besonders ist allenfalls, dass wir uns schon vor der geburt mehr oder weniger bewusst dafür entschieden haben und eine familie bilden, in der wir zum teil nicht verpartnert, sondern „nur“ freunde sind. aber auch das machen immer mehr menschen, aus verschiedensten gründen. warum sind diese wahlfamilien oder umeinander-kümmer-banden es weniger wert, rechtlich anerkannt und geschützt zu werden?
in kanada ist es in einzelfällen bereits möglich, drei oder vier bezugspersonen offiziell als eltern anerkennen zu lassen. und vor ein paar tagen war nun in der taz in diesem erfreulichen artikel http://www.taz.de/Darf-ein-Kind-mehr-als-zwei-Eltern-haben/!104293/ von silke burmester zu lesen, dass in den niederlanden die juristische anerkennung von mehr als zwei menschen als eltern überprüft wird. es ist zu hoffen, dass diese überprüfung zu einem ergebnis führt, das die lebensrealitäten vieler menschen abseits der gesellschaftlichen vater-mutter-kind(er) norm anerkennt und dadurch gesellschaftlich aufwertet. und DANN ist zu hoffen, dass deutschland damit nachzieht. und zu überlegen, ob wir da irgendwie nachhelfen können.

(ps: sorry, somehow will blogsport nicht so wie ich will und ich kann nur einen link setzen. aber, um es mal mit karlssons worten zu sagen: das stört keinen großen geist. oder?)