Urlaub (motivierter Opa)

Jetzt möchte ich aber mal über unseren Urlaub schreiben. Wir sind seit einer Woche wieder zu Hause. Es kommt mir schon wieder lange her vor, dass wir in meiner alten Heimat in den Bergen waren. Wir haben das schon öfters gemacht, uns in Pfronten im Allgäu für zwei Wochen ein Ferienhaus gegönnt, die so genannte „Königscard“ war dabei und mit der konnten wir ohne weitere Kosten Räder mieten, mit der Gondel auf den Berg fahren oder hatten freien Eintritt zum Hochseilgarten. Für mich war das immer ein besonderer Kick, weil ich sehr tolle Erinnerungen an meine Kindheit habe und im Prinzip nie die Notwendigkeit verspürt habe, mich davon irgendwie abzugrenzen. Klar, jetzt bin ich erwachsen und kann viele Erwachsenendinge tun, aber wenn ich dort den Breitenberg hochgehe, kommt es mir manchmal vor, als sei ich 15, mit meinen Freunden Arthur und Jörgi unterwegs und gestern hätten wir zum ersten Mal im Kino „The Wall“ gesehen.

Nachdem wir jetzt schon öfters im Urlaub in Pfronten waren (ich finde hier im Blog allerdings nur 2020 einen kurzen Eintrag dazu), mögen die anderen Eltern und besonders die Kinder das auch sehr gern – man kann halt krass viel machen. Als ich noch dort gewohnt habe, fand ich die vielen Feriengäste kurios, vor allem, dass die immer wieder nach Pfronten kamen, anstatt jedes Jahr einen anderen schönen Ort in der Welt zu erforschen. Jetzt verstehe ich das besser. Ich habe meine Heimat und guten Alltag im Flachland (in meinem Fall nehme ich das in Kauf, weil wir so ein besonderes Dorf hier kultivieren und meine Gemely inzwischen hier lebt; bei anderen ist es vielleicht der Job oder die Familie), aber gern tanke ich einmal im Jahr Berge, Seen, Flüsse, richtiges Wetter (Gewitter!) und was Urlaub halt noch ausmacht: Viel Zeit mit den Kindern und den anderen Eltern, keine Termine, im Moment sein. Dazu tolle Spielplätze, eine genial ausgestattete Bücherei am Ort (am ersten Öffnungstag nach unserer Ankunft haben wir einen Riesenstapel Bücher ins Ferienhaus geschleppt) und ordentliche Backwaren (bei uns hier stehst du mit Süßhunger in einer Bäckerei und gehst dann mit leeren Händen wieder raus, weil es einfach nichts Gescheites gibt).

Unser übliches Ferienhaus war belegt, aber wir haben ein anderes gefunden, in dem es sogar eine Sauna gab. Allein, das zu erkunden und mit verschiedenen Geheimverstecken auszustatten, hat die Jungs einige Zeit beschäftigt. Das riesige Wohnzimmer war dann auch mal eine neue Wohnerfahrung für uns und dann war es auch nur drei Häuser weiter von der Mietswohnung, in der ich aufgewachsen bin, und die Straße runter gab es einen super Spielplatz mit großer Rutsche und Riesen-Klettergerüst, den die Jungs auch ohne uns Eltern besuchen konnten. Also beste Voraussetzungen für einen richtigen Urlaub halt.

Und dann waren wir klettern, wandern, baden, radfahren, chillen, bummeln. Mein Bruder wohnt in der Nähe und mein Stiefbruder mit seiner Familie direkt im Ort – beide tolle Typen mit nettem Anhang, wir haben also etwas Familienanschluss, aber fein dosiert, gerade angenehm. Alle lesen gern, und so sind auch die Stunden zu Hause willkommen (insbesondere Kiko als Fast-Teenagerin hat nicht nur ihren Bücherstapel abzuarbeiten, sondern auch ihr Tagebuch zu füllen. Leider war sie während des ganzen Urlaubs ein bisschen krank). Ach so, und es war Fußball-EM. Bei uns eigentlich sonst kein Thema, im Urlaub war es witzig, das zusammen zu gucken.

Wir sind, wie die letzten Jahre auch, ohne Auto gekommen, nur mit Zug und dann vor Ort mit Fahrrädern unterwegs. Das kann man in Pfronten ausgezeichnet machen, aber dass wir die einzigen sind, die so Urlaub machen, ist ein bisschen traurig. Wenn das auch nur minimal gefördert würde, gäbe es Fahrradanhänger oder Handkarren zu leihen (oder Carsharing, für besondere Fälle), damit man auch mal ne Kiste Bier oder Limo befördern könnte. Aber da der Ort auch ohne Nachhaltigkeitsmarketing bestens belegt ist, interessiert sich die Tourismusbehörde nicht dafür. Ich hab schon mal einen langen Artikel darüber geschrieben, der nicht weiter beachtet wurde. Und so hocken wir auch mal in Bussen, um zu einem See oder einem anderen Königscard-Angebot zu kommen – und tatsächlich, das geht auch.

Weil während unserer Zeit in Pfronten ein Spam-Kommentar auf dieser Website gepostet wurde (ja, mein Laptop hab ich schon dabei, wenn ich wegfahre), kam ich überhaupt nur auf die Idee, hier mal wieder was zu schreiben. „Wie geht es mir?“, hab ich mich noch im Urlaub gefragt? „Erfüllt“, hab ich mir notiert. „Und auch ein bisschen voll“. Speziell die Urlaubssituation ist wirklich kurios: Einerseits bin ich schon froh, dass wir wieder in meinen Heimatort im Allgäu gefahren sind, ich bin da so gern und man kann da so viel machen. Andererseits gibt es speziell im Urlaub nicht die perfekte Balance. Ich kann nicht ganz mein Ding machen, weil wir ja viel zusammen tun wollen, das heißt: Abstimmen, warten, zurückstecken. Aber wenn ich ganz der Papa bin, ecke ich auch an. Das wollen die anderen ja auch nicht, dass ich mir einfach die Kinder schnappe und mit ihnen das mache, was ich gut finde. So ganz Recht kann man es einander wohl nicht machen zu siebt.

Mit den Kindern war es super und mit Yuriko meistens auch, obwohl wir überhaupt kein Problem damit haben, auch mal in unterschiedlichen Allianzen unterschiedliche Standpunkte zu vertreten. Mit A-lex ist so ein Ferienhaus-Urlaub gut machen: Er scheint oft zufrieden, kocht lecker für alle (erinnert sich noch jemand, dass er zu Beginn unserer gemeinsamen Elternzeit ausschließlich roh gegessen hat?), regt sich meist nicht auf und redet nicht so viel Blödsinn (weniger Blödsinn als ich vermutlich). Mit Emma und mir wurde und wird es immer wieder ein bisschen schwierig. Unsere Beziehung ist weiterhin von Spannungen durchzogen, auch wenn sie sich nicht aus der Familie rausgezogen hat, wie ich es ein paar Blogbeiträge zuvor befürchtet habe. Ich nerve sie mit meiner permanenten Planung und wahrscheinlich ist mein Kontrollinstinkt nicht mit ihrem Autonomiebedürfnis zu vereinbaren. Und ich bin angestrengt von ihr. Ich habe immer Zweifel, wenn sie etwas als Fakt erklärt, weil sich das dann bei genauem Hingucken schon öfters in Luft aufgelöst hat (was mir übrigens auch passiert. Gerade erst habe ich eine Wette mit Yuriko verloren, weil ich sicher war, dass Roland Kaiser seine Texte nicht selbst schreibt). Und ich will halt oft Sachen anders machen als sie und bin genervt von ihrer Herangehensweise, die mir kompliziert oder unlogisch vorkommt. Das ist natürlich nicht das Vertrauen, das untereinander schön wäre. Immerhin schaffen wir es meistens, uns zu respektieren. Aber im Urlaub haben wir viel mehr miteinander zu tun. In den letzten Jahren hat Emma oft nur eine von zwei Wochen zusammen mit uns verbracht, um diese Beziehungszuspitzung zu verhindern; diesmal waren wir die ganze Zeit zusammen. Jetzt im Rückblick würde ich sagen: hat doch gut funktioniert. Aber ich weiß schon, dass es oft nicht harmonisch war und anstrengend für beide von uns.

Zum ersten Mal ist dieses Jahr Folgendes passiert:
Wir gehen den Wiesenweg zur Kappeler Alm hoch. Die Jungs haben wenig Lust, sie haben sich mit ihrem Ferientaschengeld gerade erst neues Lego im Spielwarenladen gekauft (derselbe Laden wie zu meiner Zeit, und dann gibt es bei uns in der ostdeutschen Pampa ja überhaupt keine Spielwarenläden, sondern nur das Internet); wir konnten sie  nur zum Mitwandern überreden, indem wir ihr Lego mitgenommen haben, darunter ein Hubschrauber), es ist heiß und es wird genölt. Den Hubschrauber soll ich tragen. Ich fliege natürlich ordentlich herum, samt Hubschraubergeräusch, und dann will der Pilot rauspinkeln und zwar am Liebsten auf Noam oder Ta, was die beiden erfolgreich den Berg hochscheucht.

Eine Familie kommt uns entgegen, der Mann geht erst an A-lex, Kiko und Emma vorbei, dann an den Jungs und dann an mir mit dem Hubschrauber. „Na, das ist aber ein motivierter Opa“ kommentiert er mein Hubschrauberspiel.

OK. Seitdem bin ich der motivierte Opa der Familie…

Kindernacht mit der großen Kiko

Gestern hatte ich die Nacht mit Kiko – alter Gemely-Sprech für „Ich war gestern Abend Kikos Ansprechperson“. Und: Das ist inzwischen immer das reinste Vergnügen. Jetzt hab ich ja vor ein paar Tagen angesprochen, dass unsere Kinder diesen Blog auch mal lesen und beschreiben werden, und jetzt frag ich mich zweimal, was ich über sie schreiben darf. Aber es ist schon so, dass es manchmal ein bisschen anstrengend ist, zwei aufgedrehte Jungs erst zum Reinkommen, dann zum Zähneputzen, dann zum Umziehen und dann zum Hinlegen zu treiben. Kiko macht das alles selbst, und dazwischen kann man mit ihr was spielen (unsere Favoriten aktuell: Das Würfelspiel „The Choice“ und das Kartenspiel „Machi Koro“; ich habe gestern die Erweiterung bestellt), einen Abendspaziergang machen, Tischtennis spielen, Musik von YouTube auf ihr Handy laden (zum Thema Handy dann bald mal ein Beitrag) oder den Greta-Thunberg-Dokumentarfilm gucken (ich glaube, Kiko hat Greta noch nicht gecancelt). Jedenfalls sind diese Abende auch für mich eher nährend als anstrengend. Bill Murrays Figur in „Lost in Translation“ sagt über die eigenen Kinder mal, sie seien die angenehmsten Personen, die man je kennenlernen würde („the most pleasant people you’ll ever meet“ oder so) – ich hab jedenfalls viel Spaß mit Kiko. Wir ziehen uns gegenseitig auf (mich kriegt sie zum Beispiel, wenn sie mich „alt“ nennt, und ich deute gern an, dass ihre Musikvorliebe noch Lücken aufweist), lachen viel, und einen vernünftigen Zeitplan halten wir trotzdem ein. Im Bad braucht sie länger als ich, also nehm ich schon mal unser Buch mit und lese beim Kämmen, Halsketten abnehmen, Zahnseide benutzen und was sonst noch nötig ist. Sie liest zwar wahrscheinlich inzwischen genauso flüssig wie ich, aber Vorlesen ist irgendwie nett. Und wir sind immer noch der Conni treu. Inzwischen ist Conni dreizehn, und eigentlich passiert fast gar nichts. Dass mit ihrem Freund Phillip mal mehr passiert als ein schüchterner Kuss (nachdem er sich hundertmal eine widerspenstige braune Locke aus den funkelnden Augen gepustet hat), darauf kann Papa Heiko lange warten. Außerdem haben wir diese Bücher von Dagmar Hoßfeld auch bald durch. Die Bücher der noch älteren Conni (fünfzehn Jahre alt) hat Kiko schon selbst gelesen (und erzählt, dass da zwischen Phillip und Conni auch nichts Spannendes passiert). Danach lesen wir vielleicht nochmal die beiden Drachenreiter-Bücher und danach kann ich doch eigentlich direkt mit „per Anhalter durch die Galaxis“ weiter machen, oder? Möglicherweise die perfekte Lektüre für uns. Mein Bruder hat seinem jetzt 10-jährigen Sohn „Der Marsianer“ von Andy Weir vorgelesen, das hat scheinbar auch gut geklappt.

Jedenfalls, nach dem Bad lese ich ihr dann noch ein bisschen im Bett vor, so wie früher und wie bei den Jungs, und dann machen wir das Licht aus und dann: Werden noch die Füße massiert. Genau. Ich setz mich im Dunkeln ans Fußende und schenke noch eine ausgiebige Fußbutterbehandlung. Gestern Abend (nach dem Bauen, nach PC-Arbeit, selber lesen und Machi-Koro-Spielen war ich zwar selbst schon unglaublich müde, aber das hab ich noch geschafft. Dann verlasse ich Kikos Zimmer, nachdem ich bestätigt habe, dass sie „zu mir kommen kann, wenn was ist“. Es ist zwar fast nie was, aber wenn sie dann doch mal vor meinem Bett steht, rücke ich zur Seite und schlafe mit ihr neben mir weiter. Geht auch. Nur stehe ich jetzt in der Ferienzeit natürlich wesentlich früher auf als sie. Sie hat Verdunklungsvorhänge und schläft vielleicht bis zehn, und wenn ihr jemand Frühstück bringt, kommt sie manchmal bis Mittag gar nicht raus – es gibt so viel zu lesen, zu malen, zu sortieren, und sie hat ein Vertikaltuch im Zimmer zum Üben. Ansonsten hat sie neulich beschlossen, „Parcours“ lernen zu wollen; neulich war sie im Wald Müll sammeln, manchmal beschäftigt sie sich sogar mit ihren Brüdern. Ihre beste Freundin ist leider verreist.

Es ist jedenfalls schön und einfach und ich bin gespannt, was die Pubertät mit uns machen wird. Über Noam und Ta schreibe ich dann (in drei Jahren, wenn sie in Kikos Alter sind?) gerne mal auch einzelne Beiträge.

Wir bauen

„Morgen“ ist es dann doch nicht geworden, aber immerhin „übermorgen“. Ich hatte gestern die Jungsnacht, da konnte ich nach dem Aufstehen nicht an den Schreibtisch, da schlafe ich auch im anderen Haus mit Ta und Noam. Und sie haben fast bis 8 Uhr geschlafen, hurra! Normalerweise wachen sie gegen 6 Uhr auf, egal, wann sie im Bett waren. Jetzt sind sie also im Ferienrythmus angekommen.

Dieses Haus, in dem oben die Jungs wohnen und unten unsere Wohnküche ist (mehr Platz ist da nicht) haben wir ja von einer Gruppe übernommen, die 2001-2003 sehr konsequent und in gewisser Weise auch radikal ein Haus mit extrem geringem ökologischem Fußabdruck gebaut hat. Da an dem Haus fast kein neues Material zum Einsatz kam, ist das gewissermaßen schon jetzt ein Altbau. Und die Fassade ist komplett mit Lehm verputzt, auch auf der Wetterseite. Das machen wir in unserem Dorf eigentlich nicht (mehr), da pladdert der Regen hin und unsere Fassade schaut auf dieser Seite schon nicht mehr gut aus, nach immerhin über 20 Jahren. Von einer weiteren Lehmschicht hat uns ein Lehmbauer abgeraten, außerdem würde das ja wieder abgewaschen – ich habe also schon vor etlichen Jahren eine Holzfassade angeregt. Als neulich Holz aus dem angrenzenden Wald gesägt wurde, habe ich Schalung bestellt und dann lag die plötzlich vor dem Haus, ohne Plan, wer das eigentlich wann montieren soll. Und dann hatte Emma (glaube ich, vielleicht war es auch A-lex) die tolle Idee, die Woche nach dem Urlaub zum Bauen freizuhalten.

Vor dem Urlaub habe ich angefangen, die Unterkonstruktion vorzubereiten (ziemlich spannend, weil es aufgrund der höchst experimentellen Bauweise fast nichts zum Festschrauben gibt), und jetzt haben wir das Gerüst hochgebaut und gestern Nachmittag haben A-lex und Yuriko schon den ersten Meter Schalung unten angebracht, während ich oben weiter an der Unterkonstruktion tüftle – mit mal mehr und mal weniger Erfolg. Emma hat die Fenster gestrichen, war mit den Kindern Pilze sammeln und hat lecker gekocht für uns. Pilze haben sie keine gefunden, sie sind nur los, weil Ta einen tollen Parasol ganz alleine gefunden hatte – das blieb aber ein Einzelstück (der wurde von Emma gebraten und dann hat Ta die einzelnen Stücke beim Abendessen nach und nach an die Familie verschenkt).

Gestern Abend war ich richtig glücklich, weil das gemeinsame Bauen so viel Spaß gemacht hat. Jetzt ist es schon wieder typisch so, dass ich es am Schreibtisch eigentlich sehr gemütlich finde – gestern noch gebadet, frische Klamotten am Körper statt schwerer Bauhose und schwitzen. Das mit dem Bauen ist immer so, dass es mich Überwindung kostet. Und dann ist es doch schön da draußen mit dem Werkzeug – immer zu wissen, welcher Schritt als Nächstes dran ist, und nach und nach weiter kommen. Und verblüffend ist, dass aus einem ewig vor uns hergeschobenen Projekt „Hm, also diese Lehmfassade im Westen, da müsste man mal was machen“ jetzt wirklich eine reale Aktion wurde/wird.

Heute Vormittag werde ich mit Yuriko und allein noch ein bisschen an der Unterkonstruktion für den oberen Teil der Fassade arbeiten, da gibt es noch Herausforderungen, zum Beispiel eine bestimmt 20 cm dicke Beule im Lehmputz, die im Weg ist und wegmuss – aber warum ist die dort überhaupt? Wahrscheinlich hat sie einen Grund… Mal sehen was darunter zum Vorschein kommt. Irgendein Balkenstück (das uns dann auch im Weg ist)?

Nachmittags werden Yuriko und A-lex dann die untere Hälfte der Fassade verschalen. Um Fensterlaibungen und Fensterbretter kümmere ich mich dann später. Was die Sache besonders spannend macht, ist, dass es bei diesem Bauwerk ein Restrisiko gibt, dass es nicht hält, sondern stattdessen die ganze Hauswand (aus Stroh gebaut) aufreißt. Aber nein, das ist nur ein theoretisches Risiko. Eigentlich sollte es halten. Ich hab das ja geplant und andere Fachleute gefragt. Also mal sehen. Wäre schön, wenn es hält. Will sagen: Ich freu mich schon drauf, dass es halten wird.

Und jetzt zum Frühstück.

P.S. von Georg Ringsgwandl gibt es ein tolles Lied mit demselben Titel wie dieser Bogbeitrag.

2024

OK, ich versuch mal, in der nächsten Zeit unseren Blog wieder zu beleben. Ich habe Lust auf ein bisschen regelmäßiges Schreiben. Bin ein bisschen eingerostet in der Hinsicht. Ich habe vor drei Tagen einen Blogbeitrag über unseren Urlaub angefangen, und es floss überhaupt nicht – ich brauche Übung. Und es gibt bestimmt einiges zu erzählen. Unsere Tochter wird heute in zwei Monaten 12 Jahre alt! Das ist der Wahnsinn. Aus dem süßen Babyknopf wurde ein aufgewecktes Kleinkind wurde eine große Schwester wurde ein echtes Gegenüber – und wird bald eine Teenagerin. Mit 13, so haben wir mal gesagt, bekommt sie einen Computer. Das ist nächstes Jahr. Dann kann sie selber hier im Blog schreiben, das wurde mir gestern bewusst. Bis jetzt hat sie diese Texte noch nicht mal gelesen, obwohl sie längst dazu imstande wäre. Und drei Jahre später, vielleicht ein bisschen später, ist es bei den Jungs auch so weit.

So lange dauert es also mindestens noch, bis die Kinder qualifiziert sagen können, ob sie einverstanden wären, dass wir unsere und ihre Identität lüften. Wäre ja schon schön. Ich muss immer nachschauen, wen von den beiden wir Noam und wen Ta genannt haben, außerdem gäbe es über unser Dorf allerhand zu berichten und einen schönen Film zu empfehlen.

Die Gemely, 2024: Alles wie gehabt. Ich bin immer noch oft „Mama“ für Kiko, obwohl sie sich schon seit Jahren versucht anzugewöhnen, mich nur „Papa“ zu nennen. Ich freu mich immer drüber. Die Jungs sagen eher Papa zu A-lex und mir und Mama zu Emma und Yuriko, aber es kommt oft vor, dass sie nach Papa rufen und ich dann erst mal „welcher?“ zurückrufen muss, um zu erfahren, wen sie meinen. Die Antwort kann dann auch „egal“ sein, wenn es darum geht, einen besonders festsitzenden Legostein zu lösen. Bei Noam ist immer noch A-lex der (Kuschel-)Favorit, neulich hat er durchblicken lassen, dass der einfach weicher ist als ich. Ich bin offensichtlich zu mager. Ta ist bei den Männern nicht so festgelegt; wenn irgendwas schief gegangen ist und Tränen fließen, heißt es aber schnell „Yuriko soll kommen“. Die beiden Zwillinge können ausgezeichnet miteinander spielen, aber natürlich im Streit auch alle Register ziehen. Ich habe gerade den alten Eintrag „Die (kleinen) Kinder sind jetzt auch vier“ gelesen – da hat sich gar nicht so viel geändert, fast fünf Jahre später. Im November werden sie neun und gehen dann in die dritte Klasse. Zwar können beide jetzt gut lesen (Noam besser), schreiben und rechnen (Ta besser), aber immer noch ist Ta der Schelm, der mutig ist, keine Veranstaltung auslassen will, gerne bei Haushalts- oder Bauarbeiten mithilft und der keine Ruhe gibt, wenn er Lust zu ärgern hat. Noam kann schon lange für sich alleine lesen, erstellt komplexe Zeichnungen und sogar Geschichten, bleibt lieber zu Hause, meidet Menschenansammlungen und überrascht mit klugen Gedanken. Ta lässt sich selten was sagen, das sind eher besondere Momente, wenn er fragt und dann aufmerksam der Antwort lauscht – er will alles selber rausfinden. Er wird auch nicht gern gefragt – er hat eher eigene Pläne, die damit nur durcheinanderkommen. Wenn er baut oder liest – da kann er weder Fragen noch ungefragte Erklärungen brauchen. In der Schule kommt er aber gut zurecht, ist laut Schulpersonal konzentriert und ausdauernd. Mit Noam geht so ein Gespräch leichter, in dem was erklärt wird und er dann gute Schlussfolgerungen zieht. Besonders abends zwischen Buch-Vorlesen und Einschlafen, allerdings hat Ta dann keine Geduld mehr und will „endlich schlafen“.

Es ist so toll, dass sie trotzdem auch die besten Freunde sind. Und auch, wenn sie ihre Schwester anhimmeln und sich freuen, wenn sie (oder ihre beste Freundin Minze) was mit ihnen unternimmt, sind sie ganz unabhängig von ihr und einander gute Partner. Jetzt sind Ferien, da ziehen sie lange alleine durchs Dorf. Und bringen immerhin nicht jedes Mal was aus der Schrottecke mit (seit Wochen steht das Gestell eines Klappsofas vor unserem Häuschen, das sie auf seinen winzigen Rollen mühsam über Schotterwege von der Schrottecke bis zu uns nach Hause geschafft haben – das Ding ist Fahrzeug, Geheimversteck und Tennisnetz in einem).

Wir teilen immer noch unsere Nächte so auf, dass jede*r (wenn zu Hause) alle vier Tage die Nacht mit den Jungs macht und mit in ihrem großen Kinderzimmer schläft (zwischen 20:00 und 21:00 sollte das Licht aus gehen), und dann zwei Tage später, ebenfalls alle vier Tage, Ansprechperson für Kiko ist (Zapfenstreich an Schultagen 21.30, in den Ferien eher deutlich später). Ich habe dann also jede zweite Nacht gar keine Kinder und ein- bis zweimal pro Woche treffen Yuriko uns dann zu zweit, was immer schön und manchmal oft zärtlich ist. Derzeitige Lieblingsnebenbeschäftigung von uns ist „The Crown“ auf Netflix. Wir sind dann immer noch ne Weile sehr majestätisch unterwegs danach. A-lex macht in jeder freien Minute Musik (soll er doch mal seinen Soundcloud-Kanal hier posten, der ist doch auch pseudonymisiert…?) und Emma ist für alles Mögliche zu haben. Sie wohnt als einzige nicht in unserem Neubau, sondern 100 m weiter im Bauwagen, und sie ist oft am Wochenende nicht da, weil sie noch in der Ausbildung zur Kunsttherapeutin ist.

Ich versuche, morgen weiter zu schreiben, Themen der nächsten Beiträge werden meine Beziehung zu Emma, Geld und unser Urlaub. Außerdem möchte ich selbst mal alte Beiträge lesen und mich davon inspirieren lassen. Angeblich haben wir ein paar Lesende; schreib gerne in den Kommentar, wenn dich was Bestimmtes interessiert!