„Morgen“ ist es dann doch nicht geworden, aber immerhin „übermorgen“. Ich hatte gestern die Jungsnacht, da konnte ich nach dem Aufstehen nicht an den Schreibtisch, da schlafe ich auch im anderen Haus mit Ta und Noam. Und sie haben fast bis 8 Uhr geschlafen, hurra! Normalerweise wachen sie gegen 6 Uhr auf, egal, wann sie im Bett waren. Jetzt sind sie also im Ferienrythmus angekommen.
Dieses Haus, in dem oben die Jungs wohnen und unten unsere Wohnküche ist (mehr Platz ist da nicht) haben wir ja von einer Gruppe übernommen, die 2001-2003 sehr konsequent und in gewisser Weise auch radikal ein Haus mit extrem geringem ökologischem Fußabdruck gebaut hat. Da an dem Haus fast kein neues Material zum Einsatz kam, ist das gewissermaßen schon jetzt ein Altbau. Und die Fassade ist komplett mit Lehm verputzt, auch auf der Wetterseite. Das machen wir in unserem Dorf eigentlich nicht (mehr), da pladdert der Regen hin und unsere Fassade schaut auf dieser Seite schon nicht mehr gut aus, nach immerhin über 20 Jahren. Von einer weiteren Lehmschicht hat uns ein Lehmbauer abgeraten, außerdem würde das ja wieder abgewaschen – ich habe also schon vor etlichen Jahren eine Holzfassade angeregt. Als neulich Holz aus dem angrenzenden Wald gesägt wurde, habe ich Schalung bestellt und dann lag die plötzlich vor dem Haus, ohne Plan, wer das eigentlich wann montieren soll. Und dann hatte Emma (glaube ich, vielleicht war es auch A-lex) die tolle Idee, die Woche nach dem Urlaub zum Bauen freizuhalten.
Vor dem Urlaub habe ich angefangen, die Unterkonstruktion vorzubereiten (ziemlich spannend, weil es aufgrund der höchst experimentellen Bauweise fast nichts zum Festschrauben gibt), und jetzt haben wir das Gerüst hochgebaut und gestern Nachmittag haben A-lex und Yuriko schon den ersten Meter Schalung unten angebracht, während ich oben weiter an der Unterkonstruktion tüftle – mit mal mehr und mal weniger Erfolg. Emma hat die Fenster gestrichen, war mit den Kindern Pilze sammeln und hat lecker gekocht für uns. Pilze haben sie keine gefunden, sie sind nur los, weil Ta einen tollen Parasol ganz alleine gefunden hatte – das blieb aber ein Einzelstück (der wurde von Emma gebraten und dann hat Ta die einzelnen Stücke beim Abendessen nach und nach an die Familie verschenkt).
Gestern Abend war ich richtig glücklich, weil das gemeinsame Bauen so viel Spaß gemacht hat. Jetzt ist es schon wieder typisch so, dass ich es am Schreibtisch eigentlich sehr gemütlich finde – gestern noch gebadet, frische Klamotten am Körper statt schwerer Bauhose und schwitzen. Das mit dem Bauen ist immer so, dass es mich Überwindung kostet. Und dann ist es doch schön da draußen mit dem Werkzeug – immer zu wissen, welcher Schritt als Nächstes dran ist, und nach und nach weiter kommen. Und verblüffend ist, dass aus einem ewig vor uns hergeschobenen Projekt „Hm, also diese Lehmfassade im Westen, da müsste man mal was machen“ jetzt wirklich eine reale Aktion wurde/wird.
Heute Vormittag werde ich mit Yuriko und allein noch ein bisschen an der Unterkonstruktion für den oberen Teil der Fassade arbeiten, da gibt es noch Herausforderungen, zum Beispiel eine bestimmt 20 cm dicke Beule im Lehmputz, die im Weg ist und wegmuss – aber warum ist die dort überhaupt? Wahrscheinlich hat sie einen Grund… Mal sehen was darunter zum Vorschein kommt. Irgendein Balkenstück (das uns dann auch im Weg ist)?
Nachmittags werden Yuriko und A-lex dann die untere Hälfte der Fassade verschalen. Um Fensterlaibungen und Fensterbretter kümmere ich mich dann später. Was die Sache besonders spannend macht, ist, dass es bei diesem Bauwerk ein Restrisiko gibt, dass es nicht hält, sondern stattdessen die ganze Hauswand (aus Stroh gebaut) aufreißt. Aber nein, das ist nur ein theoretisches Risiko. Eigentlich sollte es halten. Ich hab das ja geplant und andere Fachleute gefragt. Also mal sehen. Wäre schön, wenn es hält. Will sagen: Ich freu mich schon drauf, dass es halten wird.
Und jetzt zum Frühstück.
P.S. von Georg Ringsgwandl gibt es ein tolles Lied mit demselben Titel wie dieser Bogbeitrag.