Mich hat es mal wieder erwischt. Diese seltsame Wehmut ist wieder da. Ich verbringe viel Zeit mit Kiko und bin so bewegt davon, wie sie in die Welt hineinwächst, dass ich nicht weiß, wohin mit dem Gefühl. Oder überhaupt: Was für ein Gefühl das ist.
Wie sie alles ernst nimmt und mit voller Aufmerksamkeit macht. Ganz im Moment. Gummibärchen essen, Grimassen schneiden, Cornflakes sortieren, Knoten machen. Während ich dabei bin, freue ich mich und schaue herum, ob ich einem der anderen Elternteile zugrinsen kann – und wenn ich dann wieder allein bin, ist da doch eher eine Traurigkeit, ein Kloß im Hals.
Gestern dachte ich, es läge vielleicht daran, weil Kiko so aufwachsen darf und es ihr scheinbar so gut geht und das gleichzeitig so gar nicht selbstverständlich ist in dieser Welt. Vielleicht würde jemand sie privilegiert nennen, mit ihren vier Eltern, genug zu essen und einem sicheren Wohnort. Und dieses „privilegiert“ wäre irgendwie so gemein, so abwertend – als hätte Kiko nicht verdient, dass es ihr gut geht und sie in ihrem Tempo lernen darf, wie die Welt so funktioniert.
Dann habe ich mit Yuriko geredet und sie kam mit dem Bild, dass einem manchmal das Herz so aufgehen möchte, wenn man Kiko so erlebt; dass das Herz aber schon viel zu verschlossen ist und gar nicht so weit aufgeht. Und dass das dann weh tut.
Ich weiß nicht, was das für ein Schmerz ist. Vielleicht ist es auch die Zeit. Dieselbe Zeit, die mich 43 Jahre alt gemacht hat, obwohl ich gefühlt gestern noch in unserem Vorgarten in Bayern gehockt bin und versucht habe, meinen Krempel per Flohmarktstand an die spärlich vorbeitröpfelnden Passanten zu verscherbeln. Diese Zeit hat Kiko jetzt schon 3 Jahre alt gemacht, sie spricht, spielt, tanzt und singt. Und weiß genau, was sie (nicht!) will.