Ich habe gerade von Yuriko den Vorschlag gehört, ab jetzt abends zwischen 20:00 und 21:00 Uhr schon mit Kiko ins Bett zu gehen und richtig das Licht auszumachen, damit sie sich beruhigt und nachts schlafen kann. In so etwa den letzten zwei Wochen hatte die Kleene nämlich zwischen 19 und 24 Uhr oft viel geweint und geschrien und war kaum zu beruhigen. „Sie baut Stress ab, sie verarbeitet den Tag“ war daraufhin die einhellige Meinung in der Gemely. Der Tipp mit dem frühen ins-Bett-gehen kommt von einer anderen Mutter in unserer Bekanntschaft, bewährt hat sich der Vorschlag meines Wissens noch nicht – aber ich war auch zwei Nächte nicht „dran“, bin also nicht auf dem neuesten Stand der Erziehungsmethoden.
Jedenfalls, ich finde das nicht so attraktiv, um 8 Uhr mit dem Baby ins Bett zu gehen und schlug dann vor, dass man dann ja selbst wieder aufstehen kann, wenn Kiko schläft. Darauf hat Yuriko verhalten reagiert. Ich habe nachgefragt bzw. angeführt, dass der konventionelle/offizielle Schlafvorschlag ja sei, dass Baby im eigenen Bettchen und natürlich alleine schläft. Warum sollen wir das anders machen? Und dann musste ich mir tatsächlich was in der Richtung anhören, dass der offizielle Schlafvorschlag nun mal nicht den Bedürfnissen eines Babys entspricht oder so, jedenfalls hatte ich so den Eindruck, dass wir hier grundsätzlich gar nichts so machen dürfen wie so ziemlich alle anderen Eltern in diesem Land/die wir kennen – und das gefällt mir gar nicht. Meine Vorstellung vom Eltern sein ist, für Baby da zu sein und immer den Kontakt zu halten, und zu versuchen, Babys Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Aber gleichzeitig weiter ich selbst, mit MEINEN Bedürfnissen, zu sein und diese zu achten. Das Baby hinlegen, wenn es schläft, und dann mit dem Babyfon vielleicht ein Zimmer weiter zu sein – warum nicht?
Während ich das hier tippe, liegt Baby auf unserer Podestmatratze und strampelt vor sich hin und wirkt vollkommen zufrieden. Jetzt schläft es gerade ein. Es ist warm im Zimmer und sie wurde gerade lange gestillt. Möglicherweise finden andere Gemelyteile, dass mensch gar nicht in den Computer hacken sollte, wenn Baby im selben Raum ist… Oder dass Baby möglichst immer in engem Körperkontakt zum verantwortlichen Gemelyteil sein sollte… O weia, so streng sehe ich das allerdings wirklch nicht. Gestern hatte ich sie tatsächlich die meiste Zeit auf mir liegen und das war auch schön, heute scheint sie ohne mich zufrieden und da tippe ich ein bisschen. So mach ich das gerade… Allerdings habe ich auch nicht solche schönen Stories zu erzählen wie Yuriko gerade eben, dass sie mit Kiko auf dem Schoß Geräuschemachen geübt hat…
Bin ich immer noch zu ungeduldig? Bin ich schon genug runtergekommen, um endlich beim Baby gelandet zu sein?
Das ist mein anderes Thema heute – ich bin da nämlich einen Schritt weiter. Gestern den ganzen Nachmittag fürs Baby verantwortlch zu sein, das war interessant. Nach einem gemeinsamen Mittagschläfchen habe ich etwas gelesen, dann war mir das zu unproduktiv – und ich habe mich gefragt, was ich alles machen könnte während der Babybetreuung. Ich wollte sie aber nichts ins Tragetuch packen oder in den Kinderwagen legen, weil sie sooo süß geschlafen hat und ich auch keine Lust auf die Action hatte. Mit Kiko im Tragetuch geht tatsächlich fast alles, mit Kinderwagen haben wir noch nicht viel Erfahrung, aber es gibt inzwischen auch ein Babyfon, das wir mit zu ihr legen (und uns selbst dann auch mal entfernen) könnten.
Also, was geht im Haus, wenn Kiko selig schläft? Das wurde eine ganz schön kleine Liste. Wäsche aufhängen und abnehmen gehört dazu, Baupläne machen (wir müssen mal Steckdosen verlegen, ich habe einen kleinen Plan gemalt, wo welche hinsollen), backen könnte ich mir mal aneignen, (weiter) Gitarre lernen. Staubsaugen findet Kiko ja auch sehr entspannend.
Ich kann den PC mitbringen und schreiben, so wie jetzt, den hatte ich gestern aber nicht da. Einen Fernseher haben wir nicht; ich könnte unter dem nicht ganz unwahrscheinlichen Protest der anderen mal die eine oder andere Fernsehserienfolge auf DVD gucken.
Die Richtung Gitarre und Backen finde ich aber am Spannendsten – und überhaupt mal das Gefühl gestern, so aus meiner Arbeit rausgenommen zu sein. Ich habe zwar selbst die Initiative gestartet, Internet in unserem Haus zu verlegen, aber es hat auch was, ein paar Stunden nicht ganz das machen zu können, was auf einer Berufs/Erwachsenen/Gemeinschafts/Kopfebene dran ist (in meinem Fall wäre das zur Zeit was Computer-/Datenbanktechnisches).
Also, da habe ich jetzt regelmäßig die Kleine und lerne mich dabei mal kennen, wie ich bin, wenn ich mehr oder weniger nichts tue/tun muss. Mitten am Tag. Und ich habe schöne Zeit mit Kiko – in der sie auf mir, an mir oder in der Nähe schläft oder herumschaut oder pinkelt oder von mir gewickelt oder gewaschen wird.
Das kommt daher, dass Yuriko seit dieser Woche weiter an ihrer Diplomarbeit schreibt und deswegen von uns mindestens für die Nachmittage, bis aufs Stillen, von Babybetreuung freigestellt wurde. Ich finde das toll, dass wir deswegen jetzt einen Wochenplan erstellen und ich weiß, wann ich bei Kiko bin und wann ich in mein Büro gehe oder was anderes mache.