Als Bio-Vater…

Ja hallo – jetzt komm ich auch mal ins Spiel. Ich bin Heiko, der Bio-Vater, der Freund von Yuriko (oder wie sie hier im Blog heißt) und der Vater von Kiko (oder wie sie hier im Blog heißt). Ich mach auch voll und ganz mit beim GemEly-Experiment und hab bis jetzt nur noch nichts geschrieben, weil ich überhaupt keine Zeit dazu hatte, den Blog auch nur anzuschauen. Jetzt habe ich damit angefangen und bevor es jetzt ewig dauert, bis ich mir alle Beiträge durchgelesen habe, schreibe ich jetzt an einem Ort ohne Internet ein paar Zeilen dazu, wie es mir geht. Ich finde nämlich zwar, dass alles hervorragend läuft und dass die Kleine ganz wunderbar ist, dass wir als Gruppe toll zusammenkommen durch die Elternschaft und dass ich mich auch nicht schlecht anstelle als Vater, aber wie Yuriko heute beim Mittagessen mit mir und Emma sehr gut auf den Punkt gebracht hat: Während die anderen drei Haupt-Co-Eltern (Emma, Yuriko und A-lex) durch unsere Elternschaft eher aufzublühen scheinen, hat mich das Ganze eher in eine gewisse Identitätskrise oder so geschoben. Obwohl ich der bin, der offiziell Elternzeit macht und dafür sogar Geld kriegt, komme ich überhaupt nicht runter. Ich bin permanent dabei, irgendwelche „wichtigen“ Sachen zu machen. Die Zeit mit Kiko nehme ich mir, wenn kein_e andere_r da ist, der sie nehmen will, und auch wenn ich mich freue, sie zu sehen, wie sie wächst und sich bewegt und mich anschaut und alles, kriege ich doch meine To-Do-Liste nicht aus dem Kopf. Noch den Müll von unserem Gelände räumen, weil doch für den Brandschutz die Bäume dazwischen gefällt werden müssen. Noch die Fassade des Bauwagens dämmen. Noch hier was basteln und dort was putzen. Dieses Projekt noch abschließen und jenes schon vorbereiten. Und wenn ich diese Sachen dann mache, bin ich meistens gar nicht glücklich. Da läuft also was schief, und auch wenn ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, mir das einzugestehen, bin ich doch sehr froh, dass das heute auf den Tisch kam.
Bevor Kiko da war, hatte ich schon volles Programm, habe Geld verdient für mich und auch noch was dazu für Yuriko, die noch studiert und nur ein bisschen Unterstützung kriegt. Ich habe mich in meiner Gemeinschaft engagiert und ich hatte meistens irgendein Kunstprojekt – ich habe Filme gemacht und ein Buch geschrieben. Das war immer super, das Schreiben oder das Filmen. Das hat mir auch die sonst oft langweiligen Brot-Jobs versüßt – Übersetzungen, Grafiksachen, PR-Kram, außerdem die Pflege meiner kranken Mutter. Meistens ging es mir gut – viel Kraft kam von der Kunst, aber auch Bücher und die Liebe zu Yuriko haben mich befeuert.
Auf unser Kind habe ich mich sehr gefreut – dass wir das als Vierergruppe großziehen (zur Info – Joel hat mal gesagt, dass sie sich nicht im engen Kreis der GemEly sieht, deswegen rede ich oft von vier Leuten, obwohl sie das in Blogeinträgen auch schon anders formuliert hat) fand ich gar nicht so relevant – es ist ja mein erstes Kind, da ist sowieso alles neu. Und nicht alles alleine verantworten müssen, das klang auf jeden Fall gut.
Jetzt sind neun Wochen vergangen und ich schreibe, dass es mir insgesamt nicht so richtig gut geht – aber womit genau nicht? Was ist daran „das Vater werden an sich“, was ist daran „mein eigener Film“, was ist daran vielleicht auch „das gemeinsam Eltern sein“?

Eine Sache ist, dass ich (leider) total auf Sachen-machen abgerichtet bin. Ich beschwere mich über meine To-Do-Listen und komm trotzdem gar nicht raus aus diesem Trott. Von längeren Reisen und Wanderungen weiß ich, dass ich auch anders kann, aber hier in meiner Heimatgemeinschaft schaffe ich das nicht – die E-Mails strömen weiterhin und überall um mich herum ruft mich meine Verantwortung. Eigentlich schalte ich zu Hause nur ab, wenn ich lese, Film gucke oder beim Sex. Vielleicht noch beim Baden in unserem Teich. Das ist der Teil, da fühle ich mich einfach ein bisschen verkorkst. Ich bin damit zwar ein produktiver Teil der Gemeinschaft (das die anderen oft genug in den Wahnsinn treibt mit seinem Leistungsdenken), aber jetzt heult mein Motor irgendwie auf wie im Leerlauf. Denn eigentlich habe ich gar nicht mehr so viel zu tun – ich habe meine Bezahljobs aufgegeben und könnte ziemlich viel mit Kiko herumliegen – aber das kann ich buchstäblich nicht. Ich meine, wenn ich das jetzt hier so schreibe, frage ich mich natürlich – warum denn nicht? Warum versuche ich es denn nicht?
Bis jetzt habe ich, wenn ich Kiko tagsüber hatte, sie meistens ins Tragetuch gepackt und dann mit ihr meine Runden erledigt – das Papier wegbringen oder im Zimmer meiner Mutter staubsaugen oder sogar am Computer arbeiten. Und dann war ich immer ganz stolz darauf, was ich alles schaffe, mit (trotz!) Baby. Bevor sie kam, habe ich mir für die Elternzeit vorgestellt, dass ich mit ihr im Tragetuch durch unser Dorf laufe und vielleicht mal ein paar Fotos mache (das ist zwar wieder was Nützliches TUN, aber bis jetzt war mir ja selbst das noch zu UNPRODUKTIV). Oder dass ich mit ihr oft in ein Waldstück gehe, das ich schön finde, dessen Begehung aber natürlich völlig sinnfrei ist, weswegen ich alleine nie dorthin ging.
Letzte Woche war ich mal krank, fällt mir ein, da lag ich dann tagsüber einfach mal mit dem Baby herum und das war auch schön (allerdings auch, weil meine Krankheit sich dann nicht mehr sinnlos angefühlt hatte – wenigstens konnte ich das Kind betreuen, damit die anderen was Nützliches tun können).
Je mehr ich schreibe, desto krasser finde ich mich selbst.
Als ich vorgestern dran war mit Babybetreuung und mir schon ausgemalt hatte, was ich mit Kiko im Tragetuch alles vollbringen würde (Brettertransport für meine Bauwagenfassade!), kam doch tatsächlich Yuriko an und schlug vor, mich und Kiko bei einem Spaziergang zu begleiten. Ich sagte ja, weil ich ja auch gern mit Yuriko zusammen sein will, aber tatsächlich kam ich damit gar nicht so gut klar – weil ich dachte, sie müsste das doch AUSNUTZEN, dass ich das Kind nehme, sie muss ihre knappe Zeit doch SINNVOLL VERWENDEN. Aber nein, sie genießt einfach den sonnigen Nachmittag. Unglaublich.

Na und das gemeinsam Eltern sein, was könnte das damit zu tun haben, wie es mir geht?

Mir war klar, dass es für mich ein einschneidendes Erlebnis sein würde, Vater zu werden und Elternzeit zu nehmen. Ich hatte sogar eine Hoffnung damit verbunden, dass ich nämlich mal runter komme von meinem Leistungstrip, mich mehr verbinde mit den Menschen um mich herum, mit dem Ort, an dem ich lebe, mit dem Elementaren. Weniger virtuell leben, mehr real. Mich von Baby verzaubern lassen.
Tatsächlich lebe ich mehr Gruppe, seit wir gemeinsam Eltern sind. Ich habe schon Schritte gemacht zu einem sozialeren Wesen, seitdem ich die anderen viel öfter sehe, weil wir oft zusammen essen und weil ich viel öfter in unserem Gemeinschaftshaus bin, weil wir da oft mit Kiko schlafen (manchmal schlafe ich mit Yuriko und Kiko auch in meinem Bauwagen).
Dadurch, dass mich die Babybelastung aber nur ganz soft erreicht (ich muss ja nur jede dritte Nacht unruhig schlafen neben Kiko und Yuriko, und tagsüber kann ich oft einfach arbeiten wie früher), ist aber vielleicht auch der große Knall ausgeblieben, der mir völlig klar gemacht hätte, dass mein altes Leben vorbei ist und ein Neues anfängt. Kiko soll doch nicht einfach nur ein Projekt sein wie ein Film oder ein Buch, Kiko soll Teil meines Bewusstseins und meiner Persönlichkeit werden – jedenfalls was Größeres als ein Projekt unter vielen, als ein Punkt auf der To-Do-Liste. Stattdessen hab ich jetzt manchmal ein bisschen Kiko, was nett ist, mich aber nicht dazu bringt, meine alte Haut abzulegen und mich neu zu erfinden.
Ich will von der armen Kleinen natürlich gar nichts verlangen, das liegt alles komplett in meiner eigenen Verantwortung, aber durch unseren hohen „Betreuungsschlüssel“ wird es mir halt (zu?) leicht gemacht, mich nicht zu verändern.
Vielleicht nicht schlecht, mir das klar zu machen

Ein andermal mehr.

hallöchen

ich habe mich bisher noch nicht hier zu wort gemeldet, ganz einfach, weil ich entweder arbeite oder meine zeit lieber mit kiko verbringe. (bisher wurde ich hier nur als emmas partner eingeführt, weil ich mir selbst bis jetzt noch keinen namen gegeben hatte). ich hätte nie gedacht, dass es mir so einfach fallen würde, in die verantwortung für ein kind zu gehen, das ich nicht selbst „gezeugt“ habe. mein leben ist ein anderes und auch nicht. es hat sich an meinem arbeitspensum nicht viel geändert, trotzdem bin ich, seit kiko auf der welt ist, viel entspannter. ich ertappe mich öfters dabei, wie ich an kiko denke und glücklich vor mich hin lächle. das trug mich die letzten wochen durch den alltag.

wow. ich bin unendlich dankbar, dass mir die gelegenheit gegeben wurde, zu erfahren, wie es ist, für ein kind elter zu sein und wie belohnend jede kleine regung von kiko ist. ich darf kiko lieben! einfach so! und die anderen 3 auch! und wenn joel will, er_sie_es auch noch! kann es etwas schöneres geben für ein kind, als in so einer umgebung, wie wir sie hier kreieren, aufzuwachsen? das kiko nicht „mein leibliches kind“ ist, spielt für mich bisher überhaupt keine rolle. am anfang war ich noch sehr unsicher – was darf ich, was nicht, was wird von mir erwartet, was will ich eigentlich… ich war derjenige von uns vieren, der am wenigsten konkret hatte, wie sehr ich mich einbringen wollen würde in die gemely (wie wir die gemeinsame elternschaft kurz nennen). interessant nach der geburt war, dass bei mir erst einmal die bilder von leiblichen eltern und nicht und was wer „darf“ im kopf kreiselten.

bei der geburt war ich gerade nicht zu hause und war auch nicht gut erreichbar, so dass ich nicht wusste, was zu hause vorging und wie die geburt verlief. hinzu kommt noch, das ich die erste woche nach der geburt erkältet war und mich daher nicht ins krankenhaus getraut habe, aus angst, kiko anzustecken. das war eigentlich die härteste woche für mich im zusammenleben mit kiko. als sie dann endlich zu hause war, brauchte ich ein paar tage, um meine unsicherheit und unbeholfenheit im umgang mit ihr und den „leiblichen“ eltern zu überwinden.

ich geniesse die gemeinsamen nächte mit yuriko und kiko. wir anderen nicht-säugenden wechseln uns ab, die nächte dafür zu sorgen, dass yuriko nur zum brust geben wach sein muss. windeln und auf kleinste geräusche wachen machen wir anderen derweil. ich finde, wir sind alle dadurch viel entspannter. ich habe noch meinen bruder im ohr, der sagte, dass er die ersten 2 jahre nach der geburt keine einzige nacht ausschlafen konnte und permanent in einem zustand der übermüdung durch den tag ging. ich kann allen eltern nur empfehlen, legt euch noch mehr mit-eltern zu! ihr habt mehr von eurer zeit und das kind empfängt noch mehr liebe – übrigens der wichtigste grund, weshalb es auf der welt ist.

ich weiss nicht, wie oft ich mich hier zu wort melden werde, mal sehen. es ist bisher alles einfach wunderbar und ich geniesse es aus vollem herzen.

ps: heut vor 23 jahren fiel die berliner mauer, ohne dieses ereignis wäre ich sehr wahrscheinlich nicht teil dieser familie geworden. dank an alle bürgerbewegten und anarchist_innen in der ddr, die das möglich gemacht haben. (es war ein kurzer, schöner traum…)

legalize it!

vor ein paar wochen war ich gemeinsam mit kikos bio-paps beim jugendamt, um die gemeinsame sorge zu erklären. das war an sich schon eine irritierende veranstaltung. wir saßen in einem winzigen, schmucklosen räumchen in tristen grau- und brauntönen, in dem nur platz für einen schreibtisch, einen aktenschrank an der wand und uns und die sachbearbeiterin war. diese hat uns dann sehr ernsthaft eine lange liste mit pflichten und rechten vorgelesen, die wir am ende unterschrieben haben. es war ein bisschen wie beim standesamt, nur ohne trauzeugen und ohne feierlich. ich finde ja, die sorge für ein kind zu übernehmen ist viel ernsthafter und verbindlicher als zu heiraten, aber das mag an mir und meinen einstellungen liegen. vielleicht hätten wir jede menge gäste dazu einladen und eine riesensause draus machen sollen.
noch irritierender als das setting war dann aber, dass emma und the other father nicht dabei waren. es wäre vermutlich für sie ohnehin eine frustrierende veranstaltung geworden, weil sie das wichtige papier mit den pflichten und rechten ja nicht mit unterschreiben hätten dürfen – obwohl sie das gerne wollen. jetzt ist die situation so, dass nach deutschem recht bio-paps und ich alles, was kiko betrifft, allein entscheiden können. wo sie lebt, welche bildung sie erhalten soll, ob sie geimpft wird und und und. emma und ihr partner dürfen kiko eigentlich nicht mal vom kindergarten abholen. die ganzen ausmaße dessen sind mir noch gar nicht klar. vermutlich braucht es einverständniserklärungen von uns biologischen eltern für alles mögliche, von a wie auslandsreisen bis z wie zahn ziehen lassen. und das, obwohl emma und ihr partner sich genau so viel um kiko kümmern wie wir. ihnen bleibt nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass wir nicht eines tages sagen, och nö, wisst ihr, wir machen jetzt doch lieber ohne euch weiter. auf diese weise entsteht zwischen uns ein ungleichgewicht an macht und entscheidungsautonomie, das keine_r von uns will.
die tatsache, dass in deutschland nur zwei personen als sorgeberechtigte für ein kind eingetrgen werden können, geht völlig an der lebensrealität vieler menschen vorbei. dass kiko mehrere bezugspersonen hat, ist an sich ja nichts besonderes – das haben auch viele kinder in diversen patchwork-familien-konstellationen. besonders ist allenfalls, dass wir uns schon vor der geburt mehr oder weniger bewusst dafür entschieden haben und eine familie bilden, in der wir zum teil nicht verpartnert, sondern „nur“ freunde sind. aber auch das machen immer mehr menschen, aus verschiedensten gründen. warum sind diese wahlfamilien oder umeinander-kümmer-banden es weniger wert, rechtlich anerkannt und geschützt zu werden?
in kanada ist es in einzelfällen bereits möglich, drei oder vier bezugspersonen offiziell als eltern anerkennen zu lassen. und vor ein paar tagen war nun in der taz in diesem erfreulichen artikel http://www.taz.de/Darf-ein-Kind-mehr-als-zwei-Eltern-haben/!104293/ von silke burmester zu lesen, dass in den niederlanden die juristische anerkennung von mehr als zwei menschen als eltern überprüft wird. es ist zu hoffen, dass diese überprüfung zu einem ergebnis führt, das die lebensrealitäten vieler menschen abseits der gesellschaftlichen vater-mutter-kind(er) norm anerkennt und dadurch gesellschaftlich aufwertet. und DANN ist zu hoffen, dass deutschland damit nachzieht. und zu überlegen, ob wir da irgendwie nachhelfen können.

(ps: sorry, somehow will blogsport nicht so wie ich will und ich kann nur einen link setzen. aber, um es mal mit karlssons worten zu sagen: das stört keinen großen geist. oder?)

we are gemely! bzw. ich heirate eine familie

zunächst mal: wir sind von einem meiner held_innen-blogs – den fuckermothers – belinkt worden, und darüber habe ich mich sehr gefreut. und jetzt dümpeln wir hier aber so schändlich vor uns hin. aber, geneigte lesende, ich sag’s euch, auch zu viert (beziehungsweise mit noch mehr gruppe UND dorfgemeinschaft drumrum) sind die ersten wochen mit baby zuhause zeitintensiv!

wie läuft’s denn bis jetzt?
im großen und ganzen wundervoll. ich hätte mit viel mehr eingeruckel und irritation unter uns allen gerechnet. es ist schon so, dass wir alle erst nach und nach lernen, wie sich unsere jeweiligen bedürfnisse und die des neuen mini-menschen gut zusammenbringen lassen.
in meinem fall gestaltet sich das aufgrund unserer entscheidung, dass kiko erstmal vor allem gestillt wird, schon noch als recht schwierig. je nach kikos hunger habe ich anderthalb bis maximal vier stunden zeit zwischen zwei mahlzeiten, und da muss ich ungewohnt organisiert sein, um was geschafft zu kriegen. zudem bin ich ganz schön in ihre kleine traumwelt eingetaucht gerade, und könnte meine tage immer noch damit verbringen, ihr verzückt beim schlafen oder beim grimassenschneiden zuzugucken.

aber bisher läuft es meistens einfach und schön. das gemeinsame eltern bringt uns als gruppe einander so nah wie nie zuvor. unser gemütliches gemeinschaftswohnzimmer mutiert abends immer zu einem schlafraum, in dem kiko und ich und eine der anderen personen mit mir übernachtet. kiko schläft dabei bei der/dem anderen im bett, und ich kann zwischen den stillzeiten tief schlafen, ohne auf ihre kleinen muckelgeräusche immer reagieren zu müssen. dadurch sind wir alle tagsüber meistens ziemlich ausgeschlafen – sogar ich – und kiko hat viel kontakt zu allen von uns. und in den zeiten, in denen kiko nachts gestillt wird, ergeben sich immer wieder sehr freundschaftliche, intime gespräche mit einer ganz besonderen atmosphäre.
außerdem ergibt es sich jetzt meistens, dass wir alle gemeinsam essen – früher war das anders. und alles, was es zu besprechen und zu organisieren gibt – wer wann die nächte mit mir macht, wer ein paar dinge aus der gemeinschafts-kinderkleiderkammer besorgt, wer den badeofen einheizt usw. – besprechen wir gerade so nebenbei bei den mahlzeiten, ohne extra-treffen. wir verbringen in den unterschiedlichsten konstellationen viel mehr zeit miteinander und zumindest für mich gibt es ein großes gefühl von wärme, dankbarkeit und vertrauen.
bei einem unserer mittagessen in der letzten woche waren wir uns dann alle ziemlich einig, dass es sich total absurd anfühlt, weiter so allein vor uns hin zu wirtschaften. wir fühlen uns gemeinsam für ein kind verantwortlich und gehen damit eine große, auch finanzielle verbindlichkeit miteinander ein. warum schmeißen wir dann nicht alles in einen topf und sorgen auch für einander? das thema gemeinsame ökonomie stand schon seit anfang des jahres im raum, und jetzt plötzlich scheint es ganz einfach und selbstverständlich zu sein, es zu tun.
ich hatte jedenfalls vor ein paar wochen plötzlich die erkenntnis, dass es sich anfühlt, als hätten wir alle uns gegenseitig geheiratet. und ich muss zugeben, dass mich diese erkenntnis zuerst ganz schön geflasht hat. eigentlich wusste ich ja vorher, dass ich im begriff war, starke bindungen einzugehen. aber was meine entscheidungen wirklich bedeuten, dass erfahre ich dann oft erst, wenn sie lebensrealität geworden sind. zum glück war diese entscheidung bisher anscheinend gut!
dieses enge sich aufeinander und das kind beziehen betrifft bisher vor allem mich, den bio-vater, emma und ihren partner. joel war viel unterwegs bisher und ihre rolle in dem ganzen findet sich langsamer. für mich ist das voll ok so – kiko wird ja noch lange bei uns sein, es hat ja zeit. ich bin mir nur immer wieder unsicher, wie es ihr und auch einer weiteren mitbewohnerin von uns mit uns als großer „kleinfamilie“ geht. zum beispiel mit dem gesquatteten wohnzimmer. ich hoffe, uns geht das gesamtgruppengefühl bei dem allen nicht verloren, denn die beiden sind mir sehr lieb und teuer.

das fazit nach den ersten sieben wochen gemeinsamem eltern ist also: schööööööön. fast immer. zu den punkten, die noch reibungswärme erzeugen könnten, komme ich dann hoffentlich ganz bald in einem anderen eintrag.