Die (kleinen) Kinder sind jetzt auch vier

Ich bin gerade wieder ganz verliebt in unsere Kinder. Bin ganz begeistert. Die Jungs hatten ihren vierten Geburtstag, und wir haben mit gerade mal vier Gastkindern einen schönen und entspannten Kindergeburtstag gefeiert. Bisschen Schatzsuche, bisschen Süßkram und dann einfach ein bisschen Spielen. Ich merke immer mehr die Verschiedenheit der Zwillinge und bin ganz fasziniert davon. Ta ist ein Schelm, ihm macht es manchmal einfach diebischen Spaß, andere (besonders seinen Bruder) zu ärgern. Noam ist immer wieder (rührend) fassungslos darüber und kommt zu uns gelaufen „Ta hat mich gehauen!“ Irgendwann haut er dann auch mal zurück, aber erst mal hofft er auf irgendeine höhere Gerechtigkeit, die diese Unerhörtheit gefälligst abstellen möge.

Natürlich erzählen sie jetzt schon ordentlich Geschichten – heute morgen hat Ta sehr langatmig irgendwas erklärt und Noam saß selbst auf einer Mitteilung und wurde immer ungeduldiger – auch da vermute ich, dass es Ta große Freude gemacht hat, seiner Story immer noch einen Nebensatz hinzuzufügen. „Du Schlingel“ begreift er jedenfalls als Kompliment, und alle „ich schnappe dich“-Spiele werden mit großer Begeisterung aufgenommen.

Noam habe ich heute dabei beobachten dürfen, wie er mit seiner großen Schwester Kiko (mittlerweile siebenjähriges Schulkind) gespielt hat: Sie war (sprechendes) Pferd und er sollte auf ihr sitzen und balancieren, sich also nicht festhalten, während sie einen Parcours auf den Matratzen abgelaufen ist und sich schließlich aufgebäumt hat – da sollte er sich dann natürlich an sie klammern, um nicht hinunterzufallen. Die Anweisungen kamen alle vom Pferd, und Noam hat das ziemlich gut gemacht, war aber so glücklich über dieses Spiel, dass er die ganze Zeit Quatschgeräusche machen musste. Das fand Kiko zwar nervig, aber sie hat es geduldet – und so hat das ungleiche Paar eine Viertelstunde total vertieft miteinander gespielt. Überhaupt, das spielen – da reichen manchmal ein Stück Schnur, das zum Kran wird, oder ein Stuhl, der umgedreht ein Bagger sein kann. Das ist fantastisch. Da muss ich immer dran denken, dass mir Yuriko erzählt hat, dass traumatisierte Kinder oft nicht spielen können. Bei unseren Kindern ist das, und ich bin natürlich dankbar darüber, meistens einfach (am besten, wenn schon mal eine gute Portion Buch angeschaut worden ist und die Mägen gefüllt sind; oder direkt nach Kindergarten/Schule oder nach dem Aufstehen).

Bei uns ist es ja generell ziemlich chaotisch, zum Spielen ist die Umgebung aber gut mit Podest und vielen Nischen und Decken, Kissen, Stühlen, Tupperschüsseln usw.

Ach so – und das Singen. Lauthals wird geschmettert, manchmal mit erstaunlicher Qualität. „Maria durch ein Dornwald ging“ ist der absolute Tophit zur Weihnachtszeit. Im Waldkindergarten wird das angestoßen und dann hört das auch zu Hause gar nicht mehr auf. Und wenn ich von Roger Waters „Watching TV“ vor mich hersinge, geht das auch schnell auf die Kinder über. „Watching TV, watching TV“ singen sie, als wüssten sie, was es bedeutet (ist ein recht zynisches Lied über Sensations-TV).

Noch ein paar Worte zum aktuellen Lebensalterstand unserer Kinder: So ganz trocken sind die Kleinen noch nicht – da waren wir (Twins!) immer etwas überfordert. Wir lassen sie zwar tagsüber schon lang keine Windeln mehr anziehen, aber dafür ist mehrmals täglich was nass. Erstaunlicherweise geht sogar das. Es ist gar nicht so schlimm, man braucht nur genug Wäsche und muss halt öfters waschen, und spätestens im Sommer ist das Thema dann auch durch, denke ich.

Kiko haben wir vor ein paar Wochen auf ihr ausdrückliches Drängen zum Geigenunterricht angemeldet – obwohl das bei der Musikschule nur mit Jahresverträgen ging. Ich war skeptisch und leider will sie jetzt tatsächlich nicht mehr hingehen. Gestern hat sie sich schlicht geweigert. Ich hab sie noch zur Lehrerin geschleift, bei der sie dann vor zwei Wochen lieber Klavier als Geige spielen wollte – aber sie hat weder Geige noch Klavier angerührt. Sie kann ganz schön dickköpfig sein. Sie kann schon ganz gut lesen und schreiben, aber wenn sie was nicht will, weigert sie sich mit Leidenschaft. Da helfen keine Argumente mehr, kein „dann werden wir dich aber auch zu nichts anderem mehr anmelden, incl. Reiten oder so“, sie ist dann einfach nicht mehr ansprechbar.

Allermeistens haben wir aber schon einen guten Draht und kommen ohne „wenn jetzt nicht… dann auch nicht…“ aus.

Raus will sie übrigens fast gar nicht mehr – drei Jahre Waldkindergarten haben ihr offenbar gereicht. Jetzt im Winter ist sie vormittags in der Schule und nachmittags dann im Haus, fertig.

Und die Gemely? Momentan sind tatsächlich mal alle krank, außer mir.* Normalerweise nervt es mich, wenn andere krank sind (große Schwäche von mir, fehlende Empathie in Notsituationen), aber gerade bin ich gut gelaunt. Ich habe heute Nachmittag die Kinder übernommen, obwohl ich eigentlich Buchhaltung hätte machen müssen. Vielleicht ist es mir deshalb leichtgefallen… Ich war mit Ta und Noam im Wald, einen Weihnachtsbaum auswählen. Das war lustig mit den beiden. Yuriko und Alex lagen flach und Emma ist sogar in einer „Auszeit“ – und dort ebenfalls völlig kraftlos. Die robustesten Angehörigen hab ich mir offensichtlich nicht ausgewählt. Werdet wieder gesund, ihr Lieben!

Tatsächlich beschäftigt mich ein bisschen unsere finanzielle Situation. Wir haben ja das Haus gebaut, das mehr Zimmer hat, als wir brauchen, und ich habe den Plan entwickelt, dass wir das bis zum Rentenalter abbezahlen und dann erstens mietfrei drin wohnen und zweitens aus den Einnahmen der externen Mieter etwas Geld an uns auszahlen können. Dazu müssten wir aber jetzt in unseren „besten Jahren“ auch ein bisschen Geld in die Tilgung stecken. Tatsächlich verdienen wir (mit unserer gemeinsamen Kasse) gerade das allernötigste und selbst das demnächst nicht – jedenfalls ist das Einkommen im nächsten Jahr noch nicht sicher. Emma will mehr Kunst machen und ich hoffe doch sehr, dass sie wenigstens auf dem bisherigen bescheidenen Niveau weiterverdient. A-lex konnte sich von seinem defizitären Online-Shop lösen, hat aber noch gar keinen Plan, wie er demnächst Geld verdient. Ich hab ein paar Möglichkeiten und Ideen, die aber (wenn ich weiterhin selbstbestimmt und familiennah leben will) nicht reich machen werden und Yurikos Finanzen sind mir so unklar, dass ich dringend einen Termin mit ihr dazu brauche. Mir dämmert, dass ich in naher Zukunft doch nicht reich werde; das war eigentlich mein Plan, seit ich denken kann. Aber weder meine Filme noch mein Roman hat großes Interesse geweckt, und für richtiges Management bin ich nicht ausgebildet und abgebrüht genug. Hmmm.

Übrigens wurden wir (auch dank dieses Blogs) von einer Filmemacherin kontaktiert, die uns gern in einem langen Film über Familien porträtieren will. Leider fürs Privatfernsehen. Problem: Ziel privater Fernsehsender ist, Geld mit Werbung zu verdienen (also Gehirnwäsche – eigentlich nicht so unser Ding). Um die Werbung gut verkaufen zu können, soll das Programm attraktiv sein. Die ewige Huhn-Ei-Frage ist dann natürlich: Gibt es ein richtiges Fernsehen im falschen? Kann gute Inspiration hängenbleiben bei Zuschauern, die auch die Werbung schlucken müssen?

A propos Filme: Unsere Kinder gucken gern. Fernsehen kennen sie nicht; Kiko kennt den Film „Wendy – wie alles begann“, den sie schon etliche Mal gesehen hat, und bei Yuriko schaut sie jetzt manchmal auch eine Serie (ich wurde nicht gefragt – eigentlich hatten wir eine no TV policy).

Und die Jungs haben schon öfters Bagger und Flugzeuge (und Katzen) aus dem Internet gesehen. Bei A-lex wesentlich öfters als bei mir (auch davon ist Heiko nicht begeistert). Und das wollen sie am Liebsten immer. Blöd. Einmal geweckte Sehnsucht.

Ich hab als Kind geguckt, so viel ich wollte. Aber: Da gab es von 16:30 bis 16:55 Kinderprogramm. Und ab und zu Sendung mit der Maus. Sonst nichts. Also wollte ich auch nicht mehr gucken. Und trotzdem würde ich mich als dramaturgiesüchtig bezeichnen: Ich brauche Geschichten. Und schau lieber Serien, als mich (mit den meisten Menschen) zu unterhalten.

Unsere Kinder werden noch genug Geschichten lesen, hören und sehen. So lange sie spielen können, dass Stühle Bagger sind, sollen sie bitteschön das tun. Finde ich…

Dokumentarfilme dürften sie meinetwegen schauen. Aber natürlich nur ohne Werbung.

*abgesehen davon, dass es mich natürlich auch jederzeit erwischen könnte und dass ich seit anderthalb Jahren mit Rückenschmerzen kämpfe, scheine ich weniger krank zu sein. Warum? Mögliche Ursachen:

  • Ich hab den besseren Musikgeschmack
  • Ich mach mir weniger Gedanken darüber, was ich esse
  • Ich habe die größten Füße
  • Ich bin in den Bergen aufgewachsen
  • Ich esse jeden Tag was Süßes
  • Ich mache jeden Tag einen kurzen Mittagschlaf (5-20 min).