In den letzten Tagen haben Heiko, Kiko und ich zur Abwechslung mal ein bisschen Kleinfamilie gespielt. Emma war am ersten Weihnachtstag zu ihrer Familie aufgebrochen, und A-lex hatte das auch vor, hat sich dann jedoch mit einer dollen Mittelohrentzündung auf selbige gelegt und war für einige Tage im Bauwagen verschwunden. Und Joel war mit Vorbereitungen für eine große Reise beschäftigt – aber sie hat Kiko trotzdem zwischendurch mal bespaßt, insofern stimmt das mit der Kleinfamilie nicht ganz. Und wir leben ja eh in einer Gruppe, und dann gab es noch diversen Besuch, also na jut, wir waren halt gefühlt ne Kleinfamilie, objektiv betrachtet vermutlich aber noch weit davon entfernt.
Aber dennoch hatte ich mal die Gelegenheit zu spüren, wie das wohl wäre, alles mehr oder weniger klassischerweise zu zweit zu regeln.
Zunächst fand ich das, ehrlich gesagt, entspannend. Mehr Bezugspersonen bedeuten auch, die Bedürfnisse mehrerer Personen im Blick zu behalten, mit mehreren Leuten Absprachen zu treffen und sich auf mehr Leute emotional einzustellen. Das strengt mich tatsächlich manchmal ziemlich an.
Außerdem führe ich ja mit Heiko eine Liebesbeziehung, und mir gefiel die Aussicht darauf, mal wieder mehrere Tage stärker aufeinander bezogen zu sein und ein paar Nächte in Folge gemeinsam zu verbringen. Allerletzteres (also das mit den Nächten) war auch wirklich schön. In der vierten Nacht waren wir dann allerdings beide so müde, dass Heiko Kikos Gequake meistens überschlafen hat und ich ganz schön genervt war.
Angestrengt war ich trotzdem immer mal wieder, weil Klein-Kiko natürlich auch Bedürfnisse und Emotionen hat. Sogar sehr unmittelbare, die sich oft nicht aufschieben lassen. Und irgendwie war die Nähe zu Heiko dann auch nicht öfter als sonst, weil viel Orga und Reproduktion war – wer kocht uns was, wer spült, wer kümmert sich um Kikos Bauchweh, undsoweiter. Ganz allein zu zweit, ohne Kiko, hatten wir gar nicht.
Und trotzdem war’s auch schön. Kuscheln zu dritt zum Beispiel. Das mache ich mit den anderen Eltern (bisher) nicht. Mit denen ist es vertraut und freundschaftlich, aber das Kuscheln bringt nochmal eine andere Ebene rein, die, glaube ich, es für A-lex und Emma auch nochmal anders macht, wenn sie allein mit Kiko sind.
Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, als Emma wieder nach Hause gekommen ist. Und freu mich auch jetzt schon drauf, wenn A-lex nicht mehr auf seinen Ohren liegen muss. Und wenn dann die ganzen Feiertage endlich vorbei sind, und wir wieder alle zusammen Gemely-Alltag machen werden – und ist das nicht cool, dass ich unsern Alltag mag?
Monat: Dezember 2012
auch noch da
Nun lese ich und lese ich, manchmal erfahre ich hier mehr über die Befindlichkeiten meiner mit-Eltern als in Natura….es braucht offensichtlich mal ein Treffen.
Ich habe lange nicht geschrieben. Es fehlt mir gerade an ganz besonders Bemerkenswertem, was ich unbedingt teilen möchte… ich bin immer noch glückliche Co-Mutter, genieße die Zeit mit Kiko, manchmal hätte ich gerne einen ganzen Tag mit ihr und nicht nur so Stückchen, aber das lässt sich sicher einrichten. Ich finde es ganz erstaunlich, dass wir alle gleichzeitig unseren eigenen Projekten, Arbeit und so nachgehen können. Ich freue mich über meine Verwandtschaft, die sich mit mir freut und mich mit Babysachen versorgt. Es ist schwieriger geworden, die Beziehung zu Alex zu pflegen, da wir von 7 Nächten nur 3 potentiell miteinander übernachten können, 2 davon ist eine_r von uns müde von der Kiko-Nacht davor. Da brauchen wir also mehr Zeit zu anderen Tageszeiten. Das ist ungerecht denn so Zeit alleine haben Yuriko und Heiko nachts selten. Zweimal haben Alex und ich nun schon eine nacht mit Fläschchen gemacht…nicht besonders oft in 3,5 Monaten.
eigentlich einfach
Mit einem Baby ist das Leben schön und eigentlich relativ einfach. Das Baby
1. Schläft
2. Strampelt und lacht
3. Isst = wird gestillt
4. Schreit
5. Schaut teilnahmslos in der Gegend herum (gruselig)
Zustand 2 ist besonders schön und den haben wir auch noch nicht so lange, Zustände 1 und 5 sind dafür entspannt – da kann man alles Mögliche andere dabei machen, je nachdem, ob das Baby in der Babytrage oder im Kinderwagen oder im Zimmer irgendwo liegt. Babytrage ist sehr komfortabel und man kann alles machen, was mindestens ein bisschen, aber nicht zu viel Bewegung bedeutet (nicht: Holz hacken, aufs Dach klettern, an der Kreissäge arbeiten – aber auch nicht lange am Kopierer stehen oder vor dem Bildschirm hocken. Schon: Einfache Montagearbeiten, Müll wegbringen, Leute besuchen und ausgeliehene Sachen zurückbringen und natürlich spazierengehen).
Mit dem Kinderwagen ist man etwas weniger flexibel, damit geht aber tatsächlich auch Holz hacken u.ä., man muss nur immer mal wieder nach der Kleinen schauen. Kinderwagen ist ein Geheimtipp – sie schläft schnell ein, ist an der frischen Luft, man kann sich in einem gewissen Radius um den Kinderwagen (mit Babyfon) frei bewegen und das Kind schläft oft noch fest lange, nachdem man es schon wieder rein ins Haus geholt hat. Richtig lange – stundenlang manchmal. Verblüffend.
Zustand 4 ist nicht gut – da empfiehlt sich, schleunigst was zu unternehmen. Oft hilft es, Yuriko anzufordern und Zustand 3 eintreten zu lassen. Ansonsten: Auf die leicht angezogenen Knie legen, wenn du auf dem Podest liegst/sitzt, entweder so, dass sie sich anschaut oder so, dass ihr Rücken an deinen Bauch lehnt – Herumtragen mit dem Kopf nach oben oder zur Seite, mit dem Gesicht nach oben oder nach vorn oder nach unten – alleine hinlegen; manchmal will sie genau das – oder Abhalten. Das geniale abhalten, davon muss ich sowieso berichten, ich weiß nicht, ob wir das schon getan haben.
Wir haben ja vor der Geburt schon darüber geredet, ob wir Kiko nicht windelfrei aufwachsen lassen. Es gibt da so Bücher. Darüber haben wir schon geschrieben.
Was von diesem Vorhaben übrig geblieben ist, ist jedenfalls das Abhalten. Jede_r von uns hat inzwischen erlebt, dass die Kleine sich vor dem Pinkeln oder Kacken bemerkbar macht. Ich war skeptisch, aber inzwischen ist es für mich total selbstverständlich, das Baby erst mal abzuhalten, wenn es drückt, allzusehr strampelt, gerade aufwacht (nachts!) oder weint. Sie fidnet das gut und wir finden das gut. Wir halten sie über die Schüssel, die wir immer im Raum haben (so eine Plastik-Nudelsalatschüssel mit 25 cm Durchmesser), halten die Beinchen etwas hoch und sagen ein Zauberwort, auf das wir uns geeinigt haben. Dann lässt Kiko laufen, wenn sie kann. Oder sie drückt oder tut, was immer dazu führt, dass sie kacken kann. Wir halten sie einfach so lange über die Schüssel, bis entweder Pipi rausläuft oder Kacke rausschießt oder sie zeigt, dass sie jetzt genug vom Abhalten hat – da streckt sie sich dann. Das macht sie auch, wenn wir sie abhalten wollen, sie aber gar nichts rauszulassen hat.
Wer immer sie von uns gerade abhält, ist dann immer sehr zufrieden, wenn was gekommen ist, und sie schaut auch immer sehr entspannt aus, wenn sie über der Schüssel hängt.
Wir ziehen ihr oft keine Windel an, sondern legen nur ein Windeltuch o.ä., am Besten auch noch was wasserundurchlässiges unter (nachts!), dann können wir sie sehr schnell und einfach abhalten und ihr Po bleibt auch dann trocken, wenn sie sich doch einpullert. Das passiert schon auch oft, aber Babypipi ist harmlos; wir trocknen die eingepullerten Stoffwindeln und benutzen sie wieder, wenn sie nicht allzusehr stinken. Während ich das schreibe, hängen überall Stoffwindeln in unserer Wohnküche herum, das sind wir schon gewohnt.
Jedenfalls haben wir sehr selten eingeschissene Windeln und müssen so nur etwa einmal pro Woche waschen, obwohl wir Stoffwindeln benutzen. Nach einer Woche haben wir dann nicht mal einen normal großen Windeleimer voll. Wie gesagt, das Abhalten ist großartig.
Nachts fängt sie an zu muckeln, wenn sie langsam aufwacht, dann nehme ich sie und halt sie über die Schüssel, sage unser Wort und schon läuft es los. Sehr befriedigend 🙂
working night shifts
i have been quiet…
reasons for this are various:
– i feel that my role in the gemely is evolving very slowly, shifting as well, and do not feel as close a part of the gemely as the others plus i am working a lot outside and on projects (see below) and thus did not spend much time with kiko. both of that lead to the impression that i „don’t have news which are blog-worthy“,
– i do a lot of work on the computer and writing for a blog does not have that much priority – i prefer to read a book when i have some spare time,
– i needed to sort out my role in this new system.
all of this lead to me not having an impulse to write something.
now i just went through what has been posted in the last days and weeks, including comments, and i like the dynamics that this blog is developing. people really read it, follow the movements of this group and seem to get something out of it. and i also realize that although i did not write here, thoughts came (and come), more questions came (and come – will that ever stop!?) and also clarification came (and comes), because we continue(d) to talk.
it is a bit more than a month ago (or two?) we spoke about my role in the gemely. before this conversation, i tried to observe how the others develop a roadmap for day-to-day life – and i tried to see my part in it.
observations from the daily routine:
a) all 4 parents are at home a lot, as they all mainly work from home. they eat most meals together and generally spend a lot of time together since the baby was born.
b) there is a lot of attention for the child, all the time.
c) there is a lot of readiness to take kiko whenever s_he seems to want someone or -thing.
d) there also seemed to be insecurity about „what is okay to do / wish / say /… and what isn’t?“.
thoughts and questions which have been provoked:
a) i have got a part-time job which i have to commute to, which leads to me being away from home about half of the week (on average a bit more, as commuting takes a while). during the other part of the week i work as a permaculture trainer plus i have loads of meetings around the many things i am interested and engaged in. a lot of this does not happen where we live but has to do with more travelling. how does this fit in with being part of a co-parent system? especially as i need to do most of this work to earn my living – who will do this for me when i take care of the baby?
b) i am starting to wonder whether a child can be over-exposed to attention (well, that sounds worse than it was and is! 😉 ), whether we will have any space for other issues than child-related ones and also what is it actually that i myself feel how much attention kiko needs? whew.
c) sorry, but does it really take another person to raise this baby!? like, what exactly could i contribute (apart from the obvious like doing the dishes and heating stoves)?
d) sometimes it felt to me like everybody wanted to take kiko and i was wary of being yet another person to want to take care of the baby. there is one thing that i really do not like in life and that is rivalry. i checked in on this with yuriko quite soon and it became clear that this was less an observation than a fear, so i managed to drop this thought.
so when we met, we discussed these points. not that i had written them down like that but i think we touched on more or less all of them.
results of this conversation are:
a) we still should talk about sharing money. not just time and responsibility… plus we agreed that we do not all have to do 1/4 or 1/5 of the work and time.
b) the answers from the others concerning this point went from „i believe that a child cannot get enough love, by as many people as possible!“ to „i think that more than 10 people would definitely be too much, but kiko can definitely deal with you as the 5th person!“. right. i think i will observe this a bit more… and i also think we did not finish this one and i would like to speak about this more sometime soon.
c) the others disagreed and told me that i can easily become part of the system and that there is enough work to do!
what we came up with in the end is that my position is more that of a relief person. that is what fits me best right now: we meet once a week to talk about who can take care of the child when and if there is need or when i have spare time, i jump in. does such a small contribution really make me a co-parent??? i don’t know and i also don’t really care as i don’t do this because of the title but because i want to live in a society where it goes without saying that big people take responsibility for little people, no matter if they gave birth to them or not.
btw this clarification of my role led to me learning quite quickly to…
– change nappies
– let kiko pee into a bowl when there is no nappy on the bum but pee to come
– kink the baby sling and how to get the little one in and out of it…
i also spend my first night with yuriko and kiko, but that is a different story… (unfortunately, it is part of the title – so i guess this will be a sequel so that the title gets it’s full meaning!)
sorry für’s hängen!
liebe lesende,
an dieser stelle mag ich ja jetzt doch mal sorry sagen.
das ist unser erster blog, und es braucht ne weile, bis wir das gut hinkriegen, offensichtlich. es hingen jetzt einige kommentare ewig lang in der warteschleife, weil ich sie übersehen habe. voll blöd, wir freuen uns doch über resonanz und kontakt! war keine absicht.
naja, und dann war hier so lange nix los, weil ich irgendwie große einlogschwierigkeiten hatte. jetzt habe ich’s aber kapiert. hoffentlich.
ich hoffe ihr verzeiht’s!
yuriko
Wer füttert wann, warum und wie?
diesen beitrag hab ich vor zehn tagen schon verfasst, aber dann kam ich irgendwie tagelang nicht in den blog. naja, naja – perfektionismus ist langweilig, oder?
Das ist eine gar nicht unerhebliche Frage, denn je nachdem, wie sie gelöst wird, verändern sich alle möglichen Rollen und Bezüge innerhalb der Co-Family. Ganz praktisch habe ich das erst vor zwanzig Minuten wieder erfahren: Es ist Freitag Abend, 21:00 Uhr, der kleine Knopf leidet an den üblichen abendlichen Tagesverarbeitungs-/Einschlafschwierigkeiten. Ich hocke in der Küche, freue mich über kindfreie UND diplomierfreie Zeit zum Schreiben und habe gerade den Rechner hoch gefahren, als A-lex mit dem Goldkind die Szenerie betritt: Äh…sie will den Schnuller nicht, sie will nicht rumgetragen werden, vielleicht will sie doch noch nen Nachtisch…??? Nachtisch Nummer zwei, ich jaule nochmal kurz rum, dass ich mich ja sooo auf mal Zeit für mich allein gefreut habe, aber na klar, und tatsächlich findet Kiko es gut, nochmal ein bisschen was zu schnabulieren, und schläft – FAST ein. Das Genuckel macht sie gar nicht so lang, aber hängt halt im Dämmerzustand ganz zufrieden mit Blick auf die Brust auf meinem Arm ab. Und wacht bei der Rückübergabe zu A-lex wieder etwas mehr auf. Jetzt sind die beiden erstmal wieder verschwunden und ich versuche möglichst schnell ein paar Wörter in den PC zu hämmern, bevor eventuell Nachtisch Nummer drei gefordert wird.
Also, wir machen das so: Kiko wird voll gestillt, von mir, da ich die einzige von uns bin, die das körperlich leisten kann zur Zeit. Hin und wieder, wenn ich einen ganz wichtigen Termin habe, oder wenn Heiko und ich mal wieder eine Nacht ohne Kiko zu zweit verbringen wollen, pumpe ich zusätzlich ab was geht, und Krümel wird von einer/m der anderen per Flasche versorgt. Dadurch verbringe ich am regelmäßigsten und am meisten Zeit mit Kiko, und dadurch habe ich es in manchen Situationen leichter als die anderen, sie zu beruhigen. Und es kann sein, dass wir beide dadurch – zumindest zunächst – die stärkste Bindung entwickeln.
Es bedeutet für mich, dass ich hier nur für kurze Zeiträume ohne Kiko wegkomme, während alle anderen schon mal für ein paar Tage wegfahren. Und es bedeutet, dass ich mein Leben ein ganzes Stück mehr um Kiko herum eintakten und zum Beispiel während der Betreuungsschichten der anderen trotzdem abrufbar sein muss. Es bedeutet aber eben auch viel Kuschel-Zeit mit Kiko. Und dass ich Kiko auf eine Reise mitnehmen kann, während die anderen zur Zeit mit Kiko nur dann verreisen könnten, wenn sie mich auch noch in den Koffer packen würden.
Vorher hatten wir uns das ein bisschen anders ausgedacht. Dass Kiko Muttermilch kriegen soll, darin waren wir uns einig: Unabhängigkeit von Firmen wie Nestlé und Co, günstig, und wenn ich der gängigen Propaganda glauben will, dann auch die gesündeste Variante für’s Kind. Und ich wollte (und will) auch gern stillen. Aber der Plan war, zumindest in meinem Kopf, dass ich so oft und so viel abpumpe, dass mindestens die Hälfte der Mahlzeiten auch von den anderen übernommen werden können. Und Emma hat sogar überlegt, ob sie Kiko mit Brustfütterungsset füttern soll. Darüber haben wir unter anderem hier gelesen, und Emma und mich und ich glaube auch Joel hat das ziemlich berührt und fasziniert.
Reality Check 1: Ich finde Abpumpen doof. Mit der Handpumpe geht’s, dauert aber länger. Mit der doppelseitigen Maschinenpumpe habe ich mich gefühlt wie eine Milchkuh. Und wenn ich nicht schon vegan leben würde, hätte ich spätestens nach der Erfahrung Milchprodukte aus meinem Kühlschrank verbannt. Es wäre wirklich ein Opfer für mich, für alle anderen ständig zu pumpen, auch wenn ich weiß, dass es fair wäre.
Reality Check 2: Kiko nimmt keine eingefrorene Muttermilch. Sie saugt an der Flasche, guckt freundlich und lässt alles einfach ungeschluckt wieder rauslaufen. Nichts zu machen. Relativ frische Milch aus dem Kühlschrank, die dann aufgewärmt wird, nimmt sie problemlos – aber es ist gar nicht so leicht, einen Milchvorrat im Kühlschrank zu haben, ohne dass der schlecht wird.
Reality Check 3: Wir kriegen ein winziges Kind, dass in den ersten zwei Wochen gar nicht schafft an der Brust zu saugen, und als sie dann endlich so weit ist, sind wir so froh, dass sie es hinkriegt, dass wir das erstmal nicht schon wieder durcheinander bringen wollen – und dann hat sich schnell ein Alltag etabliert. Und die anderen Eltern scheinen es auch ok zu finden. Wir haben uns darüber aber auch noch nicht so richtig ausgetauscht. Ich hoffe mal, dass es nicht so ist, dass die anderen sich bloß nicht trauen, mir zu sagen, dass ich glucke und die anderen mal mehr ranlassen soll…???
Ich finde die Stillentscheidung gut, bin jedoch manchmal ambivalent bezüglich der Konsequenzen. Manchmal hätte ich gern mehr persönlichen Freiraum. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen den anderen gegenüber und fühle mich privilegiert, weil ich Kiko füttern kann. Manchmal frage ich mich, ob meine Stillüberzeugung internalisierte Mama-Propaganda ist. Meistens genieße ich die Nähe zu Kiko beim Füttern. Und ich freu mich aber auch schon auf die Zeit, in der wir alle gleichermaßen mit Kiko im Brei matschen können.
So long, Yuriko.
PS: Die Überschrift ist ein bewusstes Tribut an das Wer-lebt-mit-wem-warum-und-wie-Camp, das jeden Sommer auf Burg Lutter statt findet. Sehr empfehlenswert, nicht nur für ein anderes Zusammenleben mit Kindern, sondern auch für andere Wahlverwandtschaften aller Art. Check das mal aus! Wir sehen uns dann da!
Ein stillender Vater
Emma und ich hatten nun bereits zum zweiten Mal eine Nacht mit Kiko, ganz ohne Yuriko. Natürlich ist das für Yuriko mit einigem Aufwand verbunden, da sie parallel zum Stillen etwas Milch für die Nacht abpumpen muss, zumindest für den ersten Teil der Nacht. Für die zweite Nachthälfte pumpt sie dann in der Nacht ab. Da sie dann auch nicht stillen muss, ist das kein Problem. Sie benutzt dazu eine einfache Handpumpe. Das ist entspannter, als die laute elektrische, die Heiko extra bei ebay ersteigert hatte. Auf diese Weise können Yuriko und Heiko auch mal wieder eine Nacht miteinander verbringen. Wir füttern Kiko dann mit der Flasche. Da gibt es extra so einen Aufsatz, wo Kiko richtig saugen muss, damit was rauskommt. Dadurch wird sie nicht von der Brust entwöhnt.
Interessanterweise können wir die eingefrorenen Muttermilchvorräte nicht verwenden, Kiko trinkt die aufgetaute Milch einfach nicht. Wenn wir sie damit versucht haben zu stillen, dann hält sie einfach still und schluckt nicht, obwohl sie Hunger hat. Die Milch läuft dann einfach aus ihrem Mund wieder raus. Sehr faszinierend, aber auch blöd, da wir so keine Notreserven haben. Ein echtes Gourmet-Kind :o).
Für Emma und mich ist es toll, dadurch mehr Zeit mit Kiko am Stück verbringen zu können, gemeinsam. Und jede_r von uns schläft zumindest eine halbe Nacht, da wir uns abwechseln mit dem Übers-Kind-wachen und Flasche geben. Es bringt mich Kiko auch noch mal ganz anders näher, wenn ich sie nicht einfach nur abgebe, wenn sie Hunger hat.
Ich finde uns alle ja so toll! :o)
Verzauberter Vater
Sechs Tage später
Da oben/da unten/vorhin musste ich unterbrechen, weil Kiko doch wieder aufgewacht war und bitterlich geweint hat. Da habe ich sie lange herumgetragen und nach einer Weile ist es wieder gut gewesen. Wenn sie innerhalb von ca. zwei Stunden erst gestillt wurde und sie dann weint, dann muss sie entweder kacken, oder hat ne nasse Windel oder es ist es dann scheinbar einfach so. Dann tragen wir sie herum, reden mit ihr, singen, versuchen verschiedene Positionen aus, reiben Bauch und Füße mit Vier-Winde-Öl ein oder ich lege eine meiner alten Geschichten-Schallplatten auf („Fünf Freunde und der Wanderzirkus“). Kann aber schon mal eine halbe Stunde Unglück bedeuten. Es hält sich allerdings in Grenzen, meistens wirkt unser Baby zufrieden und neugierig aufs Leben. Bei Yuriko wird sie manchmal schneller ruhig, durch das Stillen hat sie einen deutlichen Beziehungsvorsprung gegenüber Kiko, glaube ich, aber damit habe ich kein Problem (außer dass ich mich manchmal auch ein bisschen auf die Zeit freue, in der Kiko nicht mehr so muttermilchabhängig ist).
Gestern oder vorgestern habe ich sie in einem anderen Gebäude über dem Waschbecken abgehalten (das Abhalten zum Pinkeln oder Kacken funktioniert übrigens super! Wir erkennen einigermaßen, wenn da bald was kommt, dann ziehen wir sie untenrum aus und halten sie über Schüssel oder Waschbecken. Meistens ist das nach dem Aufwachen und nach dem Stillen eine sichere Nummer, dass sie dann pinkeln muss) und da war ein großer Spiegel über dem Waschbecken – das war süß, wie sie mein Spiegelbild angeschaut hat bzw. wie wir uns gegenseitig im Spiegel angeschaut haben. Gestern hab ich nochmal mit Yuriko darüber geredet, wie herzerweichend Kikos Blick ist, so ganz frei von allem, sie schaut einfach nur, minutenlang, direkt in die Augen, ohne Wertung oder die Frage, ob sie nicht besser die Augen abwenden sollte oder so… So einen Blick gibt es nicht unter Erwachsenen.
OK, offensichtlich ist hier ein Vater verzaubert von seinem Kind. Gibt es noch was Gemeinsam-Eltern-Erwähnenswertes? Ich fahre mal eben drei Tage weg, das habe ich letzte Woche angefragt und spürte ein „klar, mach mal, wir sind da“. Als ich das dann festgeklopft hatte, fühlte es sich bald nicht mehr so entspannt an, weil Emma eine Grafik-Deadline aufgedrückt bekommen hat. Da hörte ich dann auf einmal „das fühlt sich aber schwer an, zu zweit dieselbe Kinderbetreuung während Yurikos Diplomarbeitsnachmittagen aufrecht zu erhalten wie zu dritt – das fand ich dann doof. Ich finde super, dass ich mal eben wegfahren kann, aber ich will das nicht mit schlechtem Gewissen tun. Und Emma ist mit A-lex immer noch öfters weg als ich…
Aber ich habe nichts Ähnliches mehr gehört und jetzt (Montagmorgen) bin ich entspannt unterwegs. Wir hatten aber auch ein schönes Wochenende. Als da jede Menge Besuch da war – sowohl von Emma und A-lex als auch von Yuriko – da wollte jede_r immer gern das Kind nehmen. Da hab ich am Samstagabend einfach mal allein nen Actionfilm im Fernsehen angeschaut, weil eh alle beschäftigt waren und das Kind gern intergriert haben. Übrigens geht das Kind jetzt tatsächlich tendenziell ab acht, neun ins Schlafwohnzimmer, aber dort haben auch Yuriko und Besuch am Samstag noch Filme von Kikos ersten Tagen geguckt… „Die neue Richtlinie“ ist also nicht so streng und langweilig, wie ich oben befürchtet habe .
Nach dem betreuungsintensiven Wochenende hat sich die Gemely dann trotzdem noch (mehr zufällig) im dorfeigenen Café getroffen und das sehr genossen. Wir haben uns mitnichten satt. Vielleicht finden wir uns sogar noch immer spannender…
Wir machen alles anders
Ich habe gerade von Yuriko den Vorschlag gehört, ab jetzt abends zwischen 20:00 und 21:00 Uhr schon mit Kiko ins Bett zu gehen und richtig das Licht auszumachen, damit sie sich beruhigt und nachts schlafen kann. In so etwa den letzten zwei Wochen hatte die Kleene nämlich zwischen 19 und 24 Uhr oft viel geweint und geschrien und war kaum zu beruhigen. „Sie baut Stress ab, sie verarbeitet den Tag“ war daraufhin die einhellige Meinung in der Gemely. Der Tipp mit dem frühen ins-Bett-gehen kommt von einer anderen Mutter in unserer Bekanntschaft, bewährt hat sich der Vorschlag meines Wissens noch nicht – aber ich war auch zwei Nächte nicht „dran“, bin also nicht auf dem neuesten Stand der Erziehungsmethoden.
Jedenfalls, ich finde das nicht so attraktiv, um 8 Uhr mit dem Baby ins Bett zu gehen und schlug dann vor, dass man dann ja selbst wieder aufstehen kann, wenn Kiko schläft. Darauf hat Yuriko verhalten reagiert. Ich habe nachgefragt bzw. angeführt, dass der konventionelle/offizielle Schlafvorschlag ja sei, dass Baby im eigenen Bettchen und natürlich alleine schläft. Warum sollen wir das anders machen? Und dann musste ich mir tatsächlich was in der Richtung anhören, dass der offizielle Schlafvorschlag nun mal nicht den Bedürfnissen eines Babys entspricht oder so, jedenfalls hatte ich so den Eindruck, dass wir hier grundsätzlich gar nichts so machen dürfen wie so ziemlich alle anderen Eltern in diesem Land/die wir kennen – und das gefällt mir gar nicht. Meine Vorstellung vom Eltern sein ist, für Baby da zu sein und immer den Kontakt zu halten, und zu versuchen, Babys Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Aber gleichzeitig weiter ich selbst, mit MEINEN Bedürfnissen, zu sein und diese zu achten. Das Baby hinlegen, wenn es schläft, und dann mit dem Babyfon vielleicht ein Zimmer weiter zu sein – warum nicht?
Während ich das hier tippe, liegt Baby auf unserer Podestmatratze und strampelt vor sich hin und wirkt vollkommen zufrieden. Jetzt schläft es gerade ein. Es ist warm im Zimmer und sie wurde gerade lange gestillt. Möglicherweise finden andere Gemelyteile, dass mensch gar nicht in den Computer hacken sollte, wenn Baby im selben Raum ist… Oder dass Baby möglichst immer in engem Körperkontakt zum verantwortlichen Gemelyteil sein sollte… O weia, so streng sehe ich das allerdings wirklch nicht. Gestern hatte ich sie tatsächlich die meiste Zeit auf mir liegen und das war auch schön, heute scheint sie ohne mich zufrieden und da tippe ich ein bisschen. So mach ich das gerade… Allerdings habe ich auch nicht solche schönen Stories zu erzählen wie Yuriko gerade eben, dass sie mit Kiko auf dem Schoß Geräuschemachen geübt hat…
Bin ich immer noch zu ungeduldig? Bin ich schon genug runtergekommen, um endlich beim Baby gelandet zu sein?
Das ist mein anderes Thema heute – ich bin da nämlich einen Schritt weiter. Gestern den ganzen Nachmittag fürs Baby verantwortlch zu sein, das war interessant. Nach einem gemeinsamen Mittagschläfchen habe ich etwas gelesen, dann war mir das zu unproduktiv – und ich habe mich gefragt, was ich alles machen könnte während der Babybetreuung. Ich wollte sie aber nichts ins Tragetuch packen oder in den Kinderwagen legen, weil sie sooo süß geschlafen hat und ich auch keine Lust auf die Action hatte. Mit Kiko im Tragetuch geht tatsächlich fast alles, mit Kinderwagen haben wir noch nicht viel Erfahrung, aber es gibt inzwischen auch ein Babyfon, das wir mit zu ihr legen (und uns selbst dann auch mal entfernen) könnten.
Also, was geht im Haus, wenn Kiko selig schläft? Das wurde eine ganz schön kleine Liste. Wäsche aufhängen und abnehmen gehört dazu, Baupläne machen (wir müssen mal Steckdosen verlegen, ich habe einen kleinen Plan gemalt, wo welche hinsollen), backen könnte ich mir mal aneignen, (weiter) Gitarre lernen. Staubsaugen findet Kiko ja auch sehr entspannend.
Ich kann den PC mitbringen und schreiben, so wie jetzt, den hatte ich gestern aber nicht da. Einen Fernseher haben wir nicht; ich könnte unter dem nicht ganz unwahrscheinlichen Protest der anderen mal die eine oder andere Fernsehserienfolge auf DVD gucken.
Die Richtung Gitarre und Backen finde ich aber am Spannendsten – und überhaupt mal das Gefühl gestern, so aus meiner Arbeit rausgenommen zu sein. Ich habe zwar selbst die Initiative gestartet, Internet in unserem Haus zu verlegen, aber es hat auch was, ein paar Stunden nicht ganz das machen zu können, was auf einer Berufs/Erwachsenen/Gemeinschafts/Kopfebene dran ist (in meinem Fall wäre das zur Zeit was Computer-/Datenbanktechnisches).
Also, da habe ich jetzt regelmäßig die Kleine und lerne mich dabei mal kennen, wie ich bin, wenn ich mehr oder weniger nichts tue/tun muss. Mitten am Tag. Und ich habe schöne Zeit mit Kiko – in der sie auf mir, an mir oder in der Nähe schläft oder herumschaut oder pinkelt oder von mir gewickelt oder gewaschen wird.
Das kommt daher, dass Yuriko seit dieser Woche weiter an ihrer Diplomarbeit schreibt und deswegen von uns mindestens für die Nachmittage, bis aufs Stillen, von Babybetreuung freigestellt wurde. Ich finde das toll, dass wir deswegen jetzt einen Wochenplan erstellen und ich weiß, wann ich bei Kiko bin und wann ich in mein Büro gehe oder was anderes mache.