Im Moment sind wir nur drei Eltern mit zwei Kindern. Noam ist mit Yuriko in Hamburg, drei Tage stationär im Krankenhaus, weil Noam in den letzten Monaten zwei wahrscheinlich epileptische Krampfanfälle hatte und jetzt durchgecheckt wird. Der arme… Am Telefon hat er mehrmals gesagt, dass er Ta und Kiko vermisst und nach Hause will. Die interessante Kehrseite aber ist, dass wir einen total entspannten Abend hatten, A-lex, Emma und ich, mit nur zwei Kindern. Ta und Kiko allein haben beim Abendessen kein bisschen geschafft, uns zu stressen. Das tut auch mal ganz gut, so deutlich zu sehen, was wir da eigentlich leisten mit drei Kindergartenkindern… Das ist nicht ganz ohne.
Ich habe heute die Nacht mit Ta und Kiko, und das Schlafengehen war voll süß. Ich habe erst Ta über unserer Wohnküche im Jungs-Schlaflager ins Bett gebracht, durfte ihn alias Babyhund ohne Widerspruch ausziehen und ihm die Zähne putzen – der Babyhund durfte heute nämlich ausnahmsweise mal im Haus in meinem Bett schlafen (so das Spiel des Abends) und da hat er sich gefreut, dass ich ihm einen Schlafanzug und einen warmen Schlafsack anziehe. Nach dem Buch anschauen hat Ta einfach losgesungen, sein beliebtes Medley aus allem, was er kennt – dabei bin ich schon fast eingeschlafen, als Kiko reinkam, die noch von Emma vorgelesen bekommen hat und fix und fertig umgezogen war. Sie hat sich auch Tas Schlafmusik angehört und dann selbst gesungen – dabei ist Ta dann eingeschlafen. Als Letztes hab ich dann noch gesungen, was qualitativ natürlich stark abfiel aber Kiko immerhin müde genug gemacht hat, dass ich irgendwann aufhören durfte und wir beide weggeknackt sind.
Dann bin ich um 23:00 Uhr wieder aufgewacht und darf jetzt noch ein bisschen wach sein. Ich bin mit den Gedanken bei Yuriko und Noam, die in so ca. 45 Stunden ja auch wieder bei uns sein werden.
Für die selbsternannten Co-Parenting-Kindeswohlforscher*innen hab ich noch ein Bonbon: Neulich hab ich mit Kiko das Poesiealbum (heute heißt das Krikelbuch oder so) eines Kindergartenfreundes ausfüllen dürfen, und da war eine Frage „was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen“ – und da waren wir alle ganz oben auf der Liste. Die ganze Gemely samt aller Co-Eltern und Geschwister.
Außerdem allerdings auch ein Boot (meine Idee eines Anti-Hai-Sprays hat es dagegen nicht ins Gepäck geschafft).
Monat: April 2019
wir jetzt so II
Der aktuelle Stand der Kinderentwicklung :-):
Kiko schläft alleine! Noch nicht jede Nacht und manchmal schläft sie auch nicht alleine ein, aber dass sie allein im Zimmer schläft, wird jetzt akzeptiert. Und bei mir ist sie auch schon mal gut alleine eingeschlafen, wahrscheinlich, weil wir um 20 Cent gewettet haben, dass sie es (nicht) schafft. Sie ist sehr heiß darauf, sich einzelne Cent mit Wetten oder Dienstleistungen zu verdienen, gestern, als sie noch raus, sich aber nicht warm anziehen wollte, hat sie mir angeboten, sich für 1 Cent ihre Jacken anzuziehen.
Ich hab sie (und mich) damit verwirrt, dass ich gesagt habe, sie kann sowieso einen Cent haben, aber ich will unabhängig davon, dass sie sich warm anzieht. Sie hat es gemacht und von dem Geld war keine Rede mehr.
Und Noam und Ta gehen in den Kindergarten und haben auch keine Schnuller mehr. Letzteres kam, weil Noams letzter heißgeliebter und unentbehrlicher Schnuller (man kann das gar nicht angemessen beschreiben, wie wichtig Schnuller waren!!!) eines Tages tatsächlich verschwunden war. Er musste ohne Schnuller schlafen. Und es ging. Er musste zwei Wochen vorher auch schon mal ohne Schnuller schlafen, das ging auch, da hat er ihn dann aber am nächsten Morgen wieder gefunden. Diesmal – für immer weg. Und dann lag da mittags ein Tütchen mit Gummibären und ein Brief von der Schnullerfee, die sich für die Schnuller bedankt hat. Große Verblüffung. Ta hat dann seinen Schnuller auch gleich abgegeben und auf die Gummibären gewartet, hat es sich dann aber später nochmal anders überlegt. Und Noam hätte auch bald lieber seinen „Lilla“ wiedergehabt (so heißt das bei uns). Dann hat aber doch tatsächlich auch Ta seinen Lilla verloren an einem Tag im Waldkindergarten. Und dann kam auch zu ihm die Schnullerfee (nachdem alle verschwundenen Schnuller offiziell als aus dem Verkehr gezogen gemeldet werden konnten). Und zwar gab es einige Klagen, aber eine Woche später wird nicht mehr davon geredet – Halleluja!
Na, und der Kindergarten, das ist ganz sensationell, am ersten Tag konnte ich mir gar nicht vorstellen, die beiden Süßen da allein zu lassen – und dann, nach 8-10 Tagen oder so, an denen wir dabei waren, konnte der Elternteil erst nach dem Frühstück und dann schon nach dem Morgenkreis einfach arbeiten gehen, ohne dass es Widerstand gegeben hätte. 10 Tage haben gereicht, um genug Bindung zu den Erzieher*innen aufzubauen, dass sich Noam und Ta dort sicher gefühlt haben. Dass es da ganz viel zu spielen gibt, ist natürlich auch wesentlich. Immer, wenn ich gegangen bin, waren die Kinder schon ganz schön beschäftigt. Und immer, wenn ich wiederkam, waren sie entspannt. Und jetzt haben wir eigentlich nur noch am Nachmittag so richtige Kinderschichten. Wir haben das noch nicht neu aufgeteilt, aber ich werde wohl nur noch einen Nachmittag in der Woche die Kinder hüten (plus Wochenende, das wir gerne weiter paarweise gestalten, das heißt, ich mach zwei halbe Wochenend-Tage zusammen mit Yuriko, wenn sie da ist).
Ich habe so einen ganz leisen Verdacht, dass sich das nicht ausschließlich leichter anfühlen wird, sondern dass der eine Nachmittag sich dann für mich herausfordernd anfühlen könnte. Denn umgekehrt, als neulich A-lex und Yuriko krank waren und ich die Kinder mit Emma zusammen versorgte und jeden Tag entweder Vor- oder Nachmittag bei ihnen war, da hat sich das erstaunlich leicht (weil selbstverständlich) angefühlt.
Trotzdem, für mein zur Zeit recht stattliches Arbeitspensum ist es gut, mehr Zeit zu haben.
Und jetzt hab ich genug geschrieben, jetzt geht’s zu Noam, Ta, Kiko und ihrer Freundin, die das Wochenende bei uns verbringt. Wenn noch nicht durch Emma geschehen, kann ich Pfannkuchen backen… Emma, die die Jungsnacht hatte, sowie A-lex, der für Kiko und Freundin verantwortlich war, werden um 9:00 Uhr gehen wollen. Yuriko gibt ein Seminar anderswo. Alltag bei der Gemely…
wir jetzt so
Wenn doch jemand einen Dokumentarfilm oder eine Langzeitreportage machen würde/gemacht hätte – es wäre jetzt unerwartet spannend geworden. Jetzt, wo Kiko gefühlt schon groß und oft alleine beschäftigt ist, wo die Jungs gesund und fit sind und sogar seit ein paar Tagen alleine im Kindergarten bleiben. Wo wir längst in unserem neu gebauten Haus leben und ein Elternteil reicht, um die drei Kinder zu betreuen. Ausgerechnet jetzt fühlt es sich zuweilen so an, als ob unsere Gemely vielleicht doch gar nicht unbedingt so bleiben wird, wie sie ist und war. Emma hat seit ein paar Monaten das Gefühl, krank zu sein und nicht mehr gesund zu werden, wenn sie nicht irgendwas ändert – in diesem Zusammenhang hat sie davon gesprochen, dass es vielleicht nötig ist, ihre „Rolle“ in der Gemely anzuschauen. A-lex war lange krank und zwischenzeitlich hat er gar nicht mehr bei uns eingecheckt, so fest sind alle davon ausgegangen, dass wir erst mal ohne ihn klarkommen müssen. Gleichzeitig geht er durch eine aufreibende berufliche Krise (die uns als Gruppe mit gemeinsamer Kasse natürlich auch betrifft).
Und die Jungs sind mit ihren bald dreieinhalb Jahren dort, wo Kiko in diesem Alter war: wild entschlossen und gnadenlos in ihrer Auswahl, wer ihnen ein Glas Wasser bringen oder ihnen die Klamotten anziehen darf, zumindest dann, wenn es Alternativen gibt. Wenn ich da bin, dann „darf“ Emma zum Beispiel fast alles nicht, das soll dann ich machen. Und bei mir stapeln sich beim Essen die Jungs auf dem Schoß. Mir ist das auch oft zu viel und ich sage auch „nein“, allerdings versuche ich die Konsequenzen mitzudenken, und wenn ich was albern finde, die Konsequenz meines „neins“ aber absehbar zu einem Riesentheater ausarten würde, an deren Ende wir dann doch einlenken würden, weil wir in Ruhe fertig essen wollen oder nicht genug Zeit haben oder die Kinder so müde sind, dass wir keinen Lerneffekt mehr von ihnen erwarten – dann mach ich halt, was gewünscht wird. Emma hat für sich in diesen Momenten beschlossen „wenn die Kinder mich nicht brauchen, dann brauche ich sie auch nicht“ und ist dann in solchen Situationen unbeteiligt genug, um meine leicht überforderte Interaktion mit den Jungs genau zu beobachten. Wenn sie mir dann später erklärt, ich müsste meine Grenzen deutlicher zeigen, dann kann ich das nur mäßig gut hören. Es ist ein bisschen vertrackt. Ein sicht- und hörbares „Ausrasten“ zeigt den Kindern zwar, dass ich wirklich genervt bin – aber konstruktiv ist es meistens nicht. Ich sag schon klar „nein“, wenn Noam sein Brot, das ich soeben noch durchschneiden sollte, wieder zusammengemacht haben will, und lass ihn mit seinem Brot und seinem heulenden Unglück, bis er es dann doch isst. Ich bin auch davon genervt, aber was bringt es denn, jetzt laut zu werden? Irgendwann isst er es, ich bin konsequent und präsent geblieben, hab mein Genervtsein vielleicht ein bisschen verschluckt – aber das finde ich ok. In so einer Situation hab ich neulich zu Emma gesagt „Ich geh einfach gleich mal in den Wald und schrei ein bisschen“. Sie hat geantwortet, dass ich lieber gleich zeigen sollte, wenn meine Grenze überschritten ist. Das hat mich fast ein bisschen gekränkt, schließlich war mein Ziel, konsequent und präsent zu beiben, und das hab ich gemacht.
Na, jedenfalls, erstens hängen die Jungs gerade, wenn alle zusammen sind, an Yuriko und mir, und zweitens treten sie in die Lebensphase ein, in der sie ganz schön anstrengend sein können und sich wegen irgendeinem Quatsch heulend auf den Boden werfen. Wir kennen das eigentlich und wissen, dass es vorbei geht. Dass es jetzt an unserer Co-Elternschaft rüttelt, verstehe ich nicht so ganz – aber ich will in diesem Blogeintrag einfach auch nicht allzuviel über die anderen Erwachsenen schreiben. Wäre toll, wenn die das selber tun, ich stubse sie mal darauf an… Und schreib noch was zu den anderen Seiten unseres Familienlebens. Es gibt ja viele…