Kaltstart zur Stillmama

eigentlich gäbe es ja immer so viel zu berichten. z.B. hat ein gemeinsamer urlaub von Kiko und mir im Juni ebenfalls zu einer deutlichen veränderung unserer beziehung geführt. Seitdem ist das eigentlich kaum mehr vorgekommen, dass sie mit Geschrei die anderen einfordert. Nur noch einmal, da durfte nur Heiko ihr die Socken anziehen….sehr entspannend für mich jetzt. Da ich nun im Moment v.a. diejenige bin, die mit ihr die Kindergarteneingewöhnung macht, hat sich unsere beziehung auch nochmal vertieft…..nun ist aber auch das vorbei, denn sie geht schon fast alleine in den Kindergarten, wow!
So, nun aber zum Kaltstart. Da ja nun 2 Kinder unterwegs sind, macht das ja nun nochmehr Sinn zu zweit zu stillen. Bei Kiko hatte ich noch zu viele unbeantwortete frage und es dann nicht gemacht und nun bin ich aber fest entschlossen. Ich habe eine Handpumpe (im Moment 3 mal tgl 2-3 Minuten), trinke milchbildenden Tee (obwohl das anscheinend nix nutzt, wie ich gerade lese) und werde noch Bockshornkleekapseln oder auf websiten empfohlene Medikamente nehmen, die die Milchbildung anregen sollen. Auch eine spezielle Massage soll helfen (bestimmt angenehmer, als die Pumpe). Ein wichtiger Hinweis von unserer Hebamme war: das Oxytozin muss gleichzeitig gebildet werden, also: Stimulation mit der Hand (die Babys machen das , indem sie am Anfang so nuckeln, bevor sie richtig saugen), Fotos, Gedanken (z.B. an den Film vom ersten Stillanlegen der winzigen Kiko, den wir am 3. Geburtstag sahen und der mir regelmäßig die Tränen in die Augen schießen läßt!).
Diesen Artikel fand ich z.B. sehr hilfreich aktuell: http://www.stillen.de/wp-content/uploads/2012/03/KKS-03.2012-Adoptivstillen-D.-Herrmann.pdf
Das erste mal war wirklich der Hammer, der totale Hormonflash in allen Zellen meines Körpers (schließlich ist das ja auch ein sehr erogener Ort), es gab Glücksgefühle und Weinen und oh Wunder sogar einen Tropfen Milch aus einer Brust. Am nächsten Tag gesellte sich zu dem hellbeigen durchsichtigen Tropfen was richtig weißes milchiges, Nun Pumpe ich schon 10 Tage und es kommt nicht viel mehr, manchmal sogar gar nichts. ich bemühe mich, bei all dem entspannt zu bleiben, mich nicht unter Druck zu setzen, denn schließlich ist auch nicht klar, ob es klappen wird, wieviel ich produzieren werde, ob die Babys das mögen und und und. Wenn sie zu früh kommen, wird sowieso alles nochmal ganz anders sein. Die Erfahrung habe ich bei Kiko wenigstens schon gemacht, es kommt immer ganz anders, als wir denken. Einmal hat Kiko den Tropfen abgeschleckt und fand ihn lecker , das war vielleicht ermutigend, dann das braucht jetzt schon ganz schön Disziplin von meiner Seite und bringt mich auch ganz schön durcheinander.
Was mir auch erst klar wurde, als ich mich aufs Pumpen vorbereitet habe…ich werde eine Vollzeitmama sein, so wie eine Mutter mit einem Kind eben. Als Kiko auf die Welt kam, war ich Teil des Teams rund um die stillende Yuriko. Nun sind wir 2 und die beiden Männer sind das Team. Wieviel Zeit bleibt zum Arbeiten, Schlafen etc. bis die Kinder größer sind und nicht mehr gestillt werden ?Alex hat die Frage erst aufgebracht, obs wirklich eine Erleichterung bringt, wenn beideFrauen stillen. Ich denke auf jeden Fall werden wir viel flexibler sein und Yuriko bekommt Entlastung. Ich freue mich schon sehr auf die Kinder, auf das Experiment mit dem Stillen und auf die Stillbeziehung zu Yuriko.
Vorgestern saß ich auf dem Sofa mit der Pumpe an der Brust und Yuriko meinte, was für ein Idyll, sie brütet die Babys (seit 3 Wochen darf sie nur noch liegen und lagert in unserer Küche auf dem Podest), ich pumpe und das Kind spielt.

heute feiern wir geburtstag, darum singen wir ein lied

heute vor drei jahren um diese zeit ging es nach vier tagen krankenhaus und wehenhemmung wieder los, und ich habe den anderen eltern bescheid gesagt, dass sie jetzt besser in die klinik kommen sollen. damals war ich an dem tag so vollauf mit geburt beschäftigt, dass ich weiter über gar nichts nachgedacht habe. so etwa zwei nächte später gab’s dann bei mir plötzlich eine art kleinen schock, als ich plötzlich dachte „was habe ich getan? ich habe 3-4 leute geheiratet!!!!!“. wenn mir damals eine_r hätte sagen können, wie es jetzt nach drei jahren läuft, hätte ich in jener nacht bestimmt besser geschlafen!

ja, das kleine kiko-wesen ist jetzt also schon drei jahre alt. und hat eine eigene meinung, wie so ein geburtstag verlaufen soll! wir eltern hatten uns gedacht, heute morgen erstmal noch langsam zu machen, weil es ja dann im kindergarten schon geburtstags-action gibt, beim kindertanzen dann nochmal, und dann halt im anschluss daran zu feiern, mit den von kiko gestern selbst verzierten muffins, mit geschenken und mit den leuten aus ihrem direkten umfeld.
aber als kiko heute morgen in die küche kam, schielte sie als erstes neugierig auf den küchentisch, wo eine kerze für sie brannte, und sagte dann: „machen wir jetzt meinen geburtstag? kann ich mein geschenk auspacken?“ und die muffins, fand sie, sollte es auch schon zum frühstück geben.

in so einem moment ist blitz-verständigung und improvisation mit vier eltern gleichzeitig gefragt. sah dann so aus, dass es einen muffin zum frühstück gab, alle sich um den frühstückstisch versammelt haben und ein geburtstagslied gesungen wurde. wobei die feinabstimmung noch verbessert werden könnte: emma war grad draußen, als wir uns auf ein lied geeinigt haben, und als sie wieder rein kam, meinte heiko: „ja, jetzt können wir lossingen!“ – und er und emma stimmten beide gleichzeitig voll inbrünstig zwei verschiedene lieder an. großes gekicher, vor allem bei kiko, und dann hat der zweite anlauf geklappt. kiko hat sehr ernsthaft gelauscht und keine miene verzogen, und wollte dann, dass wir „bis der kindergarten vorbei ist!“ weitersingen. vom muffin wurde nur die deko angeknabbert, dann wollte kiko lieber doch das übliche frühstück, und das thema geschenk war irgendwie erstmal gar nicht mehr wichtig.

ich selbst kriege jedes jahr an kikos geburtstag einen kleinen rührseligen anfall. an diesem tag damals fing etwas völlig neues in meinem leben an. bis zu kikos geburt war alles noch theorie, dann plötzlich realität. und mit kiko ist nicht nur ein kind in mein leben getreten, sondern zusätzlich noch eine ganze familie. und da fehlen mir schlicht die worte, um auszudrücken, was mir das bedeutet.

poly-co-eltern

Vor ein paar Tagen habe ich einen sehr interessanten Online-Tipp bekommen: Dani, Melinda und Jon leben in einer Poly-Beziehung und beeltern gemeinsam zwei Kinder, die im Abstand von einem Monat von Dani und Melinda geboren wurden. Ihr Online-Auftritt „looks like love to me“ (englischsprachig) ist wesentlich aktiver als unserer. Sie bloggen und machen immer wieder kleine Filme über ihren Alltag und verschiedene Themen und arbeiten kontinuierlich an einem größeren Filmprojekt. Auf der Seite ist auch ein interessanter und unerwartet wertfreier und aufgeschlossener US-Fernsehbericht von ABC-Nightline verlinkt. Sie waren im Mai auch schon bei RTL aktuell zu sehen – leider kann ich den Bericht dort im Archiv nicht finden.

Wir haben uns ja entschieden, nicht mit unseren Realnamen in der Öffentlichkeit aufzutreten – zumindest so lange nicht, bis unsere Kinder sich damit auch selbst einverstanden erklären können. Dadurch, dass Dani, Melinda und Jon das tun und auch sehr viel filmen, ist es möglich, sie recht direkt mitzukriegen, was ich mutig und berührend finde, und was ihren Webauftritt natürlich auch dichter als unseren macht.

Super interessant finde ich auch den Aspekt ihrer Poly-Beziehung, und inwiefern das Einfluss auf ihre Familiengestaltung nimmt. In unserer Konstellation sind wir ja zwei Paare. Heiko und ich leben eine hetero-pansexuell-queere-offene Beziehungs-Mischung (und über Emmas und Alex Modell will ich nicht einfach so schreiben, das können sie selbst definieren). Zumindest auf sexueller Ebene mischen wir vier Eltern uns nicht, auch wenn wir in meinen Augen ansonsten eine intensive Eltern-Beziehung haben. Gleichzeitig sind Heiko und ich auch noch Kikos biologische Eltern, und ich glaube schon, dass das einen Einfluss auf Kikos bisherige Bindungsentwicklung hatte, zumindest so, wie wir uns dabei organisiert haben (mit stillen meinerseits, dadurch einer starken Bindung, und dann einer gewissen Übertragung durch Kiko von meiner Zuneigung zu Heiko). Je älter Kiko wird, und je mehr auch die Bindung und das Vertrauen unter uns Eltern wächst, desto mehr gehen die von Kikos zwischen uns gemachten Unterschiede langsam verloren. Die Kinder in der oben genannten Fünfer-Familie sind noch sehr klein, alle drei Eltern sind Teil einer Liebesbeziehung, und Dani und Melinda praktizieren bei den Kindern cross-stillen (also, äh, jede stillt jedes der Kinder). Bis jetzt habe ich noch nix zum Thema Bindung und so auf ihrer website gefunden, habe aber auch noch nicht so in der Tiefe gesucht, und ich bin richtig gespannt, wie es bei den Fünfen weitergeht.

bor, krass, ist sie schon groß…

Gestern war ein spannender Tag: Kikos erster Tag im Waldkindergarten. Den hat sie zwar im Laufe des Jahres schon manchmal mit eine*r von uns Eltern besucht, aber seit gestern ist sie ganz offiziell in der Eingewöhnungsphase, und jetzt wird der Kindergarten ein wichtiger Teil unseres Alltags werden. Die Eingewöhnung in dieser Woche macht weitgehend Heiko. Emma und Alex genießen gerade nochmal zwei Wochen Urlaub zu zweit, bevor es ja dann demnächst wieder turbulenter hier werden wird. Die Schwangerschaft mit den Zwillingen ist schon jetzt ganz schön anstrengend und beschwerlich, und deshalb bin ich ganz froh darüber, dass ich nicht mit Kiko den ganzen Vormittag durch den Wald latschen muss.

Gestern Morgen war ich ziemlich emotional, als Heiko und Kiko hier losgezogen sind, wehmütig und superstolz und auch aufgeregt irgendwie. Kiko ganz stolz mit dem gepackten Rucksack auf dem Rücken und mit ihrem Laufrad. Ich hab ein paar wackelige Bilder mit meinem Telefon gemacht, nochmal kurz gewunken, und dann waren sie schon weg. Ich weiß, das ist der Klassiker schlechthin, das zu sagen, aber: Bor, echt krass, wie groß sie schon ist, und wie schnell das ging! Beim Frühstück hatte Kiko noch zu Heiko gesagt, dass er dann ja auch mal gehen könne zwischendurch, wenn sie mal allein sein wolle. Das war dann aber doch noch nicht angesagt gestern. Mal sehen, wie es heute wird!

Für Kiko gehört zum Kindergarten-Kind-Sein anscheinend dazu, auch Laufrad fahren zu können, weil sie jeden Morgen das Kind von gegenüber, das nur ein paar Monate älter ist als sie, mit dem Laufrad losfahren sieht. Deshalb hat sie in den letzten Tagen beschlossen, das jetzt auch endlich zu lernen. Bis jetzt war es ihr zu mühsam, weil es halt nicht so schnell wie selber rennen geht am Anfang. Emma und Alex verpassen gerade also nicht nur Kikos erste Kindergarten-Tage, sondern auch, dass sie mit dem Laufrad loszuflitzen beginnt jetzt. Ich schätze, das macht ihnen nix aus, weil wir alle ja von Anfang an Kiko nicht in jeder Minute mitkriegen. Nur ICH vermisse die beiden, weil ich all die großen Gefühle, die seit gestern in mir rumbrodeln, all das „Ich bin so stolz, ich bin so dankbar für unsere Familie, ich liebe euch alle so, ich freue mich so sehr darauf, wenn die beiden Kleinen uns noch bereichern, ich bin so verblüfft und auch irgendwie melancholisch darüber, wie schnell Kiko selbstständig wird…“ nicht sofort mit ihnen teilen kann.

Ein Baby! Ein Baby!

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, dass Sie sich so zahlreich versammelt haben, um sich die neuesten Nachrichten aus unserer Gemely anzuhören. Lange lange habe ich geschwiegen, dabei hätte es schon zu berichten gegeben, wie Kiko die lange (12 Tage) Abwesenheit der zwei Bioeltern verkraftet hat (gut), wie die zwei Bioeltern die lange Abwesenheit von Kiko verkraftet haben (gut), wie die Stimmung in der Gemely so ist (gut) und wie sich Kiko so entwickelt (fantastisch). Außerdem gibt es eine große Neuigkeit, die ich am Liebsten mit einem Ultraschallbild hier veröffentlicht hätte: Ein Baby! Yuriko ist wieder schwanger! Ungefähr am selben Tag, an dem die Gemely-Generalversammlung grünes Licht für ein weiteres gemeinsames Kind gegeben hat, wurde die Zeugung erfolgreich vollzogen. Wir waren platt; beim ersten Mal hatte es anderthalb Jahre gedauert und mit so etwas Ähnlichem haben wir auch dieses Mal gerechnet. Natürlich wirft das einige Planungen durcheinander, vor allem bei Yuriko, die nicht nur eine übers ganze Jahr stattfindende Seminarreihe mitleitet, sondern auch noch eine psychologische Weiterbildung absolviert. Beides wird dann wohl eingeschränkt und oder unterbrochen werden müssen. Da die Frauenärztin im Urlaub ist, gab es noch keine Erst-Untersuchung und einen Ultraschalltermin erst am 4. August.

Aber die Ereignisse überschlagen sich, und der Grund, dass ich mit dem Verkünden der frohen Botschaft jetzt nicht bis zum 4. August gewartet habe, liegt darin begründet, dass wir gestern aufgrund von untersuchungswürdigen Gebärmuttergefühlen im Krankenhaus waren und Yuriko dort an einem Samstag in den „Genuss“ einer Untersuchung samt Ultraschall gekommen ist. Die gute Nachricht: Da ist es, das Baby. Alles dran und das Herz klopft schnell in Verheißung eines aufregenden Lebens mit vier Eltern und einer Schwester. Und dann noch eine gute Nachricht: Noch ein Baby. Alles dran und das Herz klopft schnell… Äh Moment mal, wie bitte? Zwillinge? Ja! Nicht noch ein Kind, sondern noch zwei Kinder. Verhältnis Eltern-Kinder sinkt von 400 % auf 133,3 %. Ja, das ist blogwürdig; wenn wir euch das nicht erzählen würden, dann könnten wir uns komplett ins Private zurückziehen.

Es wird also 3 Mal so spannend, wie es bisher schon war, um mal bei der Statistik zu bleiben. Was uns gerade beschäftigt, könnt ihr euch selbst ausmalen. Windeln wechseln, Füttern, Herumtragen, ins Bett bringen, das ist mit einem Kind schon aufregend und bis gestern haben wir uns gefragt, wie das wohl gehen soll mit Kiko, die uns schließlich auch schon gut beschäftigt. Und das jetzt doppelt. Oh Glück, oh Weh, oh Glück. Wenn ich es Leuten erzähle, dann kriegen sie erst große Augen und sagen dann „Na, herzlichen Glückwunsch“, mit so einem komischen Unterton. Ich denke mir dann im Zweifelsfall immer: Na ja, wir nehmen halt alles mit.

Die Jahre 2015, 2016 (Geburtstermin Februar, aber Zwillinge kommen gern früher), 2017, 2018 (Zwillinge können vielleicht ab Herbst in den Kindergarten) werden nochmal so richtig spannend.

ungeahnte Intensität

Nun waren wir wieder mal als Co-Eltern zu zweit mit Kiko unterwegs, genauer gesagt 7 Tage, und zwar nach Ungarn.
Für mich war es diesmal eine völlig neue Erfahrung, da Kiko unerwarteterweise mich als Hauptperson auserkoren hatte für den kompletten Zeitraum. Mir ist nicht ersichtlich, wie Kiko entscheidet, wessen Anwesenheit gerade mehr nötig zu sein scheint, als die der anderen. In Irland hatte Kiko noch Emma und mich gleichwertig in Anspruch genommen. Ihr könnt euch denken, dass ich diese Aufmerksamkeit und Anhänglichkeit natürlich sehr genossen habe. Das kannte ich so geballt bisher noch nicht. Das ist ja sonst eher Yurikos „Rolle“. Ich befürchte aber auch, dass mich das im Alltag eher stressen würde. Unser Modell beruht ja darauf, dass wir uns die Zeit gleichmässig teilen und wir fahren alle sehr gut mit diesem Arrangement. Das es mich eher stressen würde habe ich vor Ort gemerkt. Ich war eigentlich zum Arbeiten dort und Emma und 1 zusätzliche Kinderbetreuung sollten mir weitgehend das Arbeiten ermöglichen (Abschlusstreffen einer zweijährigen Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen aus insgesamt 5 europäischen Ländern). Ich habe mich so richtig ineffektiv gefühlt 😮 .
Die 14-stündige Rückreise war dann nochmal intensiver für mich, da Emma bereits früher nach Hause fahren musste. Kiko wich nicht von meiner Seite und liess sich nur kurz von unserer
Kinderbetreuungsreisebegleitung in deren Bann ziehen. Mal von der Müdigkeit abgesehen, die ich davon mit nach Hause gebracht habe, war diese Reiseerfahrung aber ein weiterer wichtiger Meilenstein in unserer beider Beziehung. Ich habe jetzt auf jeden Fall keinen Zweifel mehr daran, dass ich auch sehr gut alleine für Kiko da sein kann. Und dass Kiko mich selbstverständlich als Bezugsperson unter „Extrembedingungen“ akzeptiert. Dadurch, dass ich so eine intensive Nähe mit Kiko über einen längeren Zeitraum bisher noch nicht erlebt habe, war ich mir da bis heute einfach unsicher. Für mein elterliches Selbstwertgefühl war das sehr wichtig und ich bin unendlich dankbar für jeden Augenblick mit meiner Gemely (das ist unsere offizielle Abkürzung für unsere Familie, da Gemeinsame Elternschaft doch ein wenig lang ist – und in Anlehnung an einen bekannten Popsong: „We are Gemely… I’ve got all my parents with me…)

Frage an die Kinderpsychologin

Wenn wir jemanden hätten, der/die uns kompetent beraten würde in unserem Gemeinsam-Eltern-Dasein, dann hätte ich jetzt bitte etwas Unterstützung. Yuriko und ich möchten nämlich dieses Jahr zusammen zum Wandern nach Norwegen fahren. Ich muss wegen eines Termins sowieso dorthin und die Natur soll dort ja bekanntlich großartig sein. Und Naturzeit zu zweit wird uns bestimmt super gut tun.
Da wir vier Eltern sind, sollte das ja kein Problem sein, wenn zwei mal eine Weile ohne Kind wegfahren. Sind ja noch zwei da, richtig? Insbesondere Emma freut sich auch schon auf die Zeit und hat vor, während unserer Reise zum ersten Mal alleine mit Kiko wegzufahren und ihre Eltern eine Woche lang in Bayern zu besuchen.
Jetzt habe ich bestimmt schon ein paar Mal in diesem Blog erwähnt, dass es gar nicht so leicht ist, das Kind los- und einfach mal bei den anderen Eltern zu lassen. Da Yuriko und ich als Bio-Eltern, wenn wir zu Hause sind, von Kiko zuweilen besonders beklammert werden, ist es oft schwer, dann wegzugehen und sich keinen Kopf ums Kind zu machen. Es kommt nicht oft vor, dass es wirklich schwierig ist, aber ich glaube ich kann sagen, die paar Mal, wo Kiko nicht wollte, dass eine*r von uns beiden geht, sind uns ganz schön in die Knochen gefahren. Und natürlich ist das (für mich) der fette Knackpunkt an unserer ganzen Co-Elternschaft, dass Kiko manchmal die Bioeltern so bevorzugt. A-lex und Emma gehen ganz toll damit um, das habe ich auch immer wieder geschrieben, und tatsächlich geht es Kiko dann auch gut mit ihnen, wenn wir erst mal weg sind. Das merke ich auch an Kiko und Yuriko: Yuriko wird manchmal auch klar gegenüber mir bevorzugt, und wenn sie weggeht, scheint Kiko das manchmal (kurz) schlimm zu finden. Wenn sie dann aber weg ist, kurz oder lang (zur Zeit recht oft, beruflich), dann habe ich/haben wir übrigen drei trotzdem ein glückliches und entspanntes Kind während ihrer Abwesenheit. Wahrscheinlich kann sie sich das gar nicht vorstellen, wie wenig sie in diesen Zeiten von der Kleinen gebraucht wird.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Kiko bei Emma und A-lex genauso ist, sobald wir beide weg sind. Und sie war ja auch schon mal 9 Tage mit den beiden verreist, völlig problemlos!

Aber jetzt würden wir halt wegfahren und Kiko „müsste“ zu Hause bleiben, was sie grundsätzlich nicht ganz so spannend findet wie verreisen.
Und wir wären beide weg.
Und wir wären fast 18 Tage weg.

Bevor ich die Zugtickets endgültig gebucht hatte, habe ich Yuriko gefragt, ob wir das wirklich bringen können, Kiko so lange „allein“ zu lassen. Und da hat sie mir klipp und klar gesagt „auf jeden Fall!“ Das war zu einer Zeit, in der Kiko mit uns allen vieren bestens klarkam und die erwähnte Bevorzugung der Bio-Eltern kaum spürbar war.
Und dann verkündete Yuriko gestern (nachdem sie gerade von einer einwöchigen Abwesenheit wiederkam und Kiko entsprechend anhänglich war UND nachdem ich natürlich inzwischen sämtliche Tickets besorgt hatte), dass das doch Wahnsinn wäre, ohne unser zweieinhalbjähriges Kind in den Urlaub zu fahren. Im Moment kann sie sich das, glaube ich, wieder nicht vorstellen. Nachdem ich gerade beschlossen hatte, das einfach zu machen und in der Zeit einfach gar nicht an Kiko zu denken, weil es ihr sowieso gut gehen wird mit A-lex und Emma.
Was sollen wir denn jetzt bloß machen? Geht das, das wir wegfahren, oder geht es nicht?

Als ich kaum 6 Jahre alt war, waren meine Eltern mit mir im Wohnmobil in Griechenland, drei Wochen lang. Meinen knapp drei Jahre alten Bruder ließen sie bei einer Bekannten, bei der wir Kinder öfters waren. 1978 wurde so was also auch schon mal gemacht. Mein Bruder ist trotzdem ziemlich ok geworden. Als ich meine Mutter gefragt habe, wie es ihr damit ging, ihn zurückzulassen, hat sie mich gar nicht verstanden: „Wieso, der war doch gern bei Tante Hilde.“ Na toll.

Ambivalenz

Wenn ich den ganzen Nachmittag mit Kiko zusammen war, bin ich angestrengt von der Aufgabe und glücklich über unser wunderbares Kind zugleich.
Wenn ich sie nach dem Abendessen bei den Co-Eltern zurücklasse, weil die heute die Nacht mit ihr verbringen, freue ich mich auf meinen verdienten kinderfreien Feierabend – und kann den gleichzeitig nicht so ganz genießen, weil es nachmittags so innig war mit Kiko und ich das Gefühl habe, sie zurückgelassen zu haben.
Da frage ich mich dann auch mal, ob es sich nicht besser anfühlen würde, wie ein „normaler“ Vater auch noch die letzte Stunde des Tages damit verbracht zu haben, Kiko ins Bett zu bringen, und dafür dann die ganze Zufriedenheit einzufahren, die es mit sich bringt, erfolgreich ein Kind zu versorgen.

Gemely im Fernsehen

Hoppla, gestern wurde der TV-Beitrag über uns auf MDR ausgestrahlt. Zu sehen noch unter http://www.mdr.de/mediathek/suche/video261428_zc-485c01ae_zs-d23ba9ff.html.
Ist ganz nett geworden, leider sieht man vor allem uns Erwachsene beim Erklären oder Rumcheckern… Dabei ist Kiko inzwischen oft schon ganz schön lange sehr zufrieden mit sich selbst oder anderen Kindern beim Spielen und wird keineswegs rund um die Uhr betuddelt – ich fürchte, dieser Eindruck könnte entstehen. Andererseits kann sich jede*r denken, dass so ein Eindruck eben leicht entstehen kann, wenn ein ganzer Tag auf wenige Minuten hinuntergebrochen wird. Vielleicht darf ich auch noch hinzufügen (für Leute, die heute zum ersten Mal dazustoßen), dass wir alle vier Eltern in der Regel zwar täglich einen Vierteltag mit dem Kind verbringen, aber dafür auch einen Dreivierteltag zum Arbeiten haben 🙂