Mehr Verantwortung – und meine Selbstgefälligkeit

Zwei Wochen nach dem letzten Eintrag ist das Ins-Bett-Bringen zumindest für mich kein Thema mehr. Ich finde es sogar schön. Ich hab noch mal eine ganz andere, größere (gefühlt!) Verantwortung für Kiko. Mal weint sie, ich glaube aber nicht, dass es ihr tatsächlich schlecht geht, mal brabbelt sie zufrieden vor sich hin oder sagt gar nichts und braucht nur eine Weile, um eine gute Schlafposition zu finden. Wenn ich nicht mit ihr einschlafe, gehe ich gern ins Nachbarzimmer und mache Dinge ganz allein, während Yuriko noch ihrer eigenen Abendgestaltung nachgeht. Dann schaue ich Mails durch oder lese. Und ich wäre bereit für den nächsten Schritt; ihr nämlich nachts eine Flasche zu geben und sie gar nicht mehr zu stillen. Darüber haben wir konkret noch nicht geredet (tun wir aber bestimmt nächste Woche), aber irgendwo genieße ich es, die volle Verantwortung zu haben und bin gespannt darauf. Wahrscheinlich würden wir einfach warme Dinkelmilch in die Flasche tun, das trinkt sie schon sehr gern, wenn sie aus ihrem Nachmittagsschlaf aufwacht.

Vielleicht bin ich ein kleines bisschen inspiriert von einem Buch, das ich gerade lese und das mir wirklich gut gefällt: „Fritzi und ich“ von Jochen König (Herder-Verlag). Da schildert ein junger Vater sehr flüssig geschrieben und ganz trocken davon, wie er seine Tochter als Haupterziehungsberechtigter aufzieht, während die Mutter des Kindes woanders wohnt und nur ab und zu mal das Kind nimmt. Der Vater macht also die meisten Nächte allein mit Fritzi und verbringt die Elternzeit auch mit vollem Einsatz für das Kind. Er schildert zum Beispiel, wie langweilig der Alltag mit Kind manchmal ist und wie er den Kontakt zu seinen Freunden zu verlieren fürchtet, erzählt aber auch, wie er ganz gut allein mit den Aufgaben des Elternseins zurechtkommt. In vielem finde ich mich total wieder, weil ich (außer Stillen) ja auch alles mache, was anfällt. Ich bin jedenfalls kein Vater, der sich vor der Babykacke ekelt oder so.
Andererseits haben wir es viel leichter; was der Autor darstellt, ist genauso anstrengend, wie wenn eine Mutter das alleine stemmen muss (und das schreibt er auch) – und wir sind zu viert. Deswegen wäre unsere Geschichte als Buch vielleicht auch nicht so toll zu lesen, weil sich ständig alle fragen würden – wo ist euer Problem? Wir haben ja kein nennenswertes.
Jedenfalls habe ich großen Respekt vor Leuten, die mit weniger als vier Erwachsenen ein Kind großziehen, und mit dem Autor kann ich mich besonders gut identifizieren, weil er auch ein Vater ist. Vielleicht will ich deshalb jetzt auch mal die Nächte ganz allein machen, weil ich das auch können will.

Das Kind im Buch wurde natürlich auch nur kurz gestillt, sonst wäre das nicht gegangen. Und ich bin schon sehr froh darüber, dass bei uns alles zusammen ging: Keine Überbelastung für die Biomutter und trotzdem das Stillen, das sich nach wie vor sehr natürlich anfühlt und das ja in vielerlei Hinsicht auch sehr praktisch ist. Wenn wir jetzt den geschilderten nächsten Schritt angehen, birgt das auch Gefahren. Denn Kikos und Yurikos Beziehung hat ja viel mit dem Stillen zu tun. Ich bin sicher, dass die beiden auch ohne Stillen dicke Bande hätten – sicher wäre es auch schön für Yuriko, ihre Tochter ein bisschen autonomer zu erleben – aber vielleicht fühlt es sich auch ein bisschen getrennt an, wenn Yuriko dann die ersten Wochen ganz ohne Kiko schläft. Und bei mir besteht immer die Gefahr, dass ich so stolz auf meine ersten allein überstandenen Nächte bin, dass sich eine Überheblichkeit einstellt und ich Yuriko gegenüber nicht mehr diesen grenzenlosen Respekt aufbringe, den ich jetzt habe, weil sie immer für unser Kind da ist. Ich weiß es nicht, ich kann eben einfach auch ganz schön selbstgefällig sein.

Vielleicht dazu passend hab ich noch ein Thema, über das ich seit ein paar Tagen schreiben will. Ich hab ja das Gefühl, dass ich das gut hinkriege mit Kiko in den Zeiten, in denen ich mich um sie kümmere. Seitdem ich sie zu Bett bringe, hab ich noch mehr dieses Gefühl.
Die Zeiten ohne Kiko genieße ich aber weiterhin auch sehr. Hab ich ja schon erwähnt, dass ich unglaublich gern an meinem Schreibtisch meinen verschiedenen Arbeiten nachgehe, die bezahlt werden oder kreativ sind oder sich sonst wie wichtig und richtig anfühlen. Ich freue mich auf jede Zeit ohne Kiko, obwohl ich so begeistert über sie und so stolz auf sie und uns bin.

Jetzt ist es so, dass die anderen den Umgang mit Kiko offensichtlich genauso gut hinkriegen. Sowohl tagsüber als auch beim Ins-Bett-bringen. UND TROTZDEM gibt es da ein ganz seltsames Gefühl, und zwar: Die anderen tun mir ein bisschen leid, wenn ich ihnen Kiko übergebe, meine „Schicht“ zu Ende ist und ich meinen Dingen nachgehen kann.
Ganz merkwürdig.
So á la: „Für mich ist es zwar eine Herausforderung, das Kind zu haben, aber ich kriege es gut hin. Ihr habt es vielleicht schwerer mit ihr, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ihr mit dieser Herausforderung auch so euren Frieden macht wie ich“.
Und das ist nicht so. Oder? Es sieht wirklich nicht so aus. Das ist doch Selbstgefälligkeit.
Vielleicht geht’s mir zu gut mit unserem Kind?

Schreibt doch auch mal wieder was, liebe Co-Eltern.

ab ins Bett

Als Yuriko vor ein paar Wochen festgestellt hat, dass Kiko vier Mal hintereinander gar nicht mehr beim Stillen, sondern erst danach auf ihrem Arm eingeschlafen ist, wurde „beschlossen“, sie ab sofort nicht mehr in den Schlaf zu stillen. Stattdessen sollte jemand anderes aus der Gemely sie ins Bett bringen, nachdem Yuriko die Kleine zum letzten Mal abends gestillt hat und sie offensichtlich müde ist. Das letzte Stillen sollte dann auch nicht mehr an Kikos Bett im Obergeschoss, sondern unten in der Wohnküche stattfinden. „Beschlossen“ habe ich oben in Anführungszeichen gesetzt, weil das kein Beschluss war, der gemeinsam am Tisch getroffen wurde, sondern einer, der – zumindest für mich – einfach da war (also eigentlich nicht wirklich ein Beschluss, oder?). Hat mich überrascht und auch ein bisschen gestresst, aber ich will ja auch, dass Yuriko und Kiko und damit wir alle unabhängiger werden, also finde ich das okay. Wir machen das jetzt seit zwei, drei Wochen so und ich will mal erzählen, wie das klappt.
A-lex hat so eine Technik, da hält er die Kleine im Arm und (glaube ich) läuft mit ihr herum. Und er singt so ein sprirituelles Endloslied in unbekannter (oder Fantasie-?) Sprache. Dabei schläft sie ein und dann kann er sie ablegen. Emma hat sie, glaube ich, jedesmal bald in die Babytrage (Manduca) gesteckt und Kiko in den Schlaf getragen, weil sie im Bett so geweint hat. Das finde ich nicht so toll, so einen Aufwand zu betreiben, ich möchte lieber, dass sie lernt, in ihrem Bett einzuschlafen. Ich lege mich also mit ihr hin und setze sie rittlings mir zugewandt auf den Schoß. Dann weint sie eine Weile und irgendwann legt sie sich auf mich und schläft ein. Die paar Mal, die wir das zu Hause gemacht haben, hat es also im Prinzip geklappt, allerdings muss Kiko eben meistens (und manchmal ganz ordentlich) weinen. Wir wissen alle, dass dieser Punkt irgendwann kommt, an dem Kiko nicht das kriegen kann, was sie gerne hätte. Das erleben wir ja tagsüber auch ab und zu, wenn sie lieber bei Yuriko sein will als bei einer von uns. Aber abends, wenn ich selbst müde bin und ja auch nicht weiß, ob sie nicht doch noch Hunger hat oder so, da kann das hart sein. Gestern Abend hatte ich nämlich so eine Nacht, da war es wirklich schlimm.
Wir sind jetzt alle zusammen im Urlaub in den Bergen, und weil Yuriko und ich mal wieder als Paar schlafen möchten, schläft Kiko bei uns im Bett und wird dann an zwei von drei Morgen von A-lex oder Emma abgeholt, wenn sie wach wird. Wie zu Hause, nur dass ich immer die Nächte mit Yuriko mache.
Und aus irgendeinem Grund (mein Ehrgeiz? Weil wir fanden, das sei einfacher für Kiko?) ist es so gekommen, dass ich sie jeden Abend ins Bett bringe. Tatsächlich bin ich mächtig stolz, wenn mir das gelingt. An den ersten zwei Abenden hat es nach einigem Weinen geklappt, am dritten (da war sie krank und eh schlapp und fiebrig) komplett ohne weinen und gestern dann irgendwie gar nicht. Wenn es sonst mit fünf bis zehn Minuten Weinen getan war, das dann leiser wird und schließlich verstummt, wenn Kiko bäuchlings oder auch mal andersherum auf meiner Brust einschläft, dann musste ich gestern eine gefühlte halbe Stunde schlimmes Weinen aushalten, während dem sie immer wieder zur Tür gezeigt hat. Bis ich aufgestanden und runter gegangen bin. Ich habe so im Kopf, dass ich das auf keinen Fall tun dürfte, weil sie dann lernt, dass sie nur lange genug weinen muss, damit dann doch das passiert, was sie will. Yuriko hält dagegen, dass Zu-Bett-Gehen doch keine angstbesetzte Geschichte für sie werden soll und dass wir weiterhin versuchen sollten, ihre Bedürfnisse gegeneinander abzuwägen (Müdigkeit – Angst/Panik/Nicht-Wissen-was-das-soll). Immerhin sind wir uns schon auch einig, dass Weinen nicht automatisch was Schlimmes sein muss, dass Kiko auch Spannungen abbaut durchs Weinen. Aber es gibt halt ein normales Müde-sein-Einschlafweinen, und gestern hab ich eher ein Panik-ich-brauch-was-anderes-Hilfe-Weinen gehört.
Ich bin dann jedenfalls runter, und es war vielleicht ganz gut, dass da nicht Yuriko, sondern nur Emma in der Wohnküche saß, von der sich die Kleine dann auch ganz süß beruhigen ließ. Saß auf Emmas Schoß und hat noch ein bisschen geschnieft und dann alles mit großen müden Augen angeschaut. Dann kam sie wieder mit auf meinen Arm und wir haben es ein zweites Mal probiert. Übrigens ist sie, wie auch schon beim ersten Mal in dieser Nacht, freiwillig auf meinen Arm aufgestiegen und wir haben den im Wohnzimmer verbliebenen sogar noch Gute-nacht gesagt und gewunken – Kiko hatte also schon klar, dass es jetzt ins Bett geht.
Beim zweiten Mal hat es auch geklappt (natürlich wieder mit Weinen), als ich sie dann aber nach 10 min auf meiner Brust auf ihren Rücken abgelegt habe, ist sie dabei aufgewacht und hat wieder wirklich ganz schlimm geschrien und zur Tür gezeigt.

Da bin ich dann nicht allzulange mit ihr im Bett liegen geblieben und hab sie auch nicht lange im Dunkeln herumgetragen, sondern bin wieder runter. Da war noch Emma, und die hat sie dann ohne lang zu fackeln in den Manduca gepackt, wo sie nach einigem Herumwandern auch eingeschlafen ist. Ich blieb lesend unten und war richtig mitgenommen. Vielleicht spüre ich ja mehr als ich wahrhaben will, ob Kikos Weinen ein Ich-bin-müde-Schreien oder ein Panik-Schreien ist?
Als Emma das schlafende Kind dann im Bett ablegen wollte, ist es wieder aufgewacht, und als die beiden dann wieder unten auftauchten, kam zufällig Yuriko aus der Nachbar-Ferienwohnung, wo sie bei Bekannten war. Sie hat Kiko dann gestillt und konnte sie ganz leicht ablegen.
Wahrscheinlich war sie also einfach noch nicht satt.

(später geschrieben:) Am nächsten Tag hab ich A-lex das Ins-Bett-Bringen überlassen und am Abend darauf hat es bei mir auch wieder gut geklappt. Normales Einschlafweinen und dann fest geschlafen. Das sind so unsere Abenteuer – hört sich wahrscheinlich absurd an für Leute, die das Standard-Schlaftraining absolvieren und die ihre Babys danach einfach nur ins Bettchen legen müssen… Aber ich komme nicht auf die Idee, dass wir Kiko falsch erziehen. Es ist ein spannender gemeinsamer Weg, den wir fünf da gehen, und ich freu mich täglich über die Gemely. Ich versuche, darüber auch mal wieder was zu schreiben!

Partner und Eltern

Dem Kind geht’s gut mit den Eltern,
mir geht’s gut mit dem Kind,
und mir geht’s gut mit meiner Partnerin (und der Mutter des Kindes) – aber leider viel zu selten.
Ich bin wirklich eher einer, der auch gern „sein eigenes Ding“ macht, aber inzwischen habe ich festgestellt, dass ich seit 14 Monaten nicht genug von Yuriko bekomme. Ich sag jetzt nicht, dass unsere Elternkonstellation daran schuld ist – aber gelöst wird dieses Problem durch die Gemely auch nicht. Was könnten wir da noch besser machen, an welcher Schraube könnten wir drehen?

Durch die anderen Eltern haben Yuriko und ich ja schon ab und zu die Möglichkeit, Zeit ganz allein zu verbringen. Aber das machen wir selten. Die Nächte haben wir mit Kind oder gar nicht zusammen, solange Kiko noch nicht abgestillt ist (und es sieht so aus, als würden wir damit warten, bis die Kleine von selbst den Appetit auf Muttermilch verliert). Wenn wir zu zweit Eltern wären, dann wären wir immer zusammen – gut möglich, dass das eine viel schlimmere Krise hervorrufen würde, aber wir hätten vielleicht auch das Gefühl, zusammen durch dick und dünn gegangen zu sein. Jetzt dagegen finde ich mich an Abenden, die ich nicht mit Yuriko und der Kleinen verbringe oder arbeite, mitunter vor dem Fernseher wieder. Was ich wiederum oft total gut finde – aber manchmal eben auch unpassend: Da bin ich einundvierzig Jahre alt, habe eine wunderbare Frau und eine fantastische Tochter, und dann sitz ich da und schau mir alte US-Serien an. Da stimmt doch was nicht, denk ich dann so ganz leise – bevor ich das Licht ausmache und schlafen gehe.

Ich weiß nicht, wie es gehen soll und die normale Elternschaft ist auch keine Lösung, aber eine richtig partnerschaftsfreundliche Familienkonstellation haben wir auch noch nicht gefunden.

Urlaub vom Kind?

Es steht da noch ein interessantes Thema im Raum, das habe ich im letzten Eintrag noch vergessen zu erwähnen. Und zwar: Wer „darf“ eigentlich wie oft weg sein und damit auch bei der Kiko-Betreuung ausfallen. Eine ganze Zeit lang hatten wir dazu keine Regelung und kamen auch nicht auf die Idee, uns eine auszudenken. Und dann hab ich mich mal beschwert – ich weiß gar nicht mehr, was der Anlass war. Ich glaube, ein zehntägiger Urlaub von Emma mit ihrer Nichte. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, hier ständig zur Verfügung zu stehen, während Emma und auch A-lex oft unterwegs sind. Ich dachte auch, dass das mit ein Grund dafür sein könnte, dass die Bindung der Kleinen zu mir manchmal enger schien als zu Emma und A-lex. Und das wollte ich ja nicht, und sie ja auch nicht.
Also hab ich gemeckert, und dann hat Emma irgendwie die bisherigen Abwesenheiten ausgewertet. Dabei kam heraus, dass sie weitaus am meisten weg oder komplett anderweitig beschäftigt war, dann A-lex, dann erst ich. Yuriko dagegen war natürlich immer da, allein wegen des Stillens.
Emmas Statistik hat nicht dazu geführt, dass wir irgendeine Regel erfunden hätten, aber es war schon gut, das mal auf dem Tisch liegen zu haben. Ein paar Wochen später gab es dann die Situation, dass Emma und A-lex genau in Yurikos anstrengendster Lernphase, in der sie am liebsten komplett entlastet worden wäre, beide zwei Wochenenden lang komplett weg sein mussten. Das zweite Wochenende war gleich vier Tage lang. Das hätte also eigentlich bedeutet, dass ich diese Wochenenden am besten von früh bis spät für Kiko zuständig gewesen wäre. Das ist für mich nach wie vor keine schöne Vorstellung: diesen Widerspruch bekomme ich weiterhin nicht geklärt – wenn Kiko mit Yuriko verreist ist, habe ich einen Kloß im Bauch, weil ich sie vermisse; wenn sie mich anlacht, bin ich glücklich und stolz; wenn ich von früh bis spät für sie verantwortlich bin, geht’s mir trotzdem nicht so gut damit. Außerdem ist da ja noch mein eigenes großes Arbeitsprojekt, mit dem ich weiterkommen will und bei de ich auch ein bisschen Zeitdruck habe – es ist ein Buch, das im Dezember fertig werden soll.

Das hat mich frustriert und ich fand, dass A-lex und Emma eben eine ihrer Veranstaltungen ausfallen lassen sollten. Und dann fiel ein Satz von A-lex, der mich aufgeregt hat; er sagte so was wie „ist doch auch gar nicht klar, dass wir alle gleich viel Zeit für Kiko investieren müssen“. Er meinte also, eher nach Bedürfnissen zu schauen, wer wie viel Kiko-frei „braucht“, um andere Sachen zu machen. Das hat mich deshalb aufgeregt, weil es zum Funktionieren voraussetzen würde, dass andere gerne mehr Zeit mit Kiko verbringen würden, und in unserer Gruppe sehe ich nur, dass alle mit ihren anderen projekten kaum hinterherkommen und gern mal nicht das Kind betreuen (mich regt dieses „Gucken nach Bedürnissen statt klare Regeln zu definieren“ häufig auf, aus genau dem Grund; weil das Gegenteil der Bedürfnisse, die Pflichten, doch von niemandem gern gemacht wird. Das habe ich einfach noch nicht gut gelöst erlebt).
Statt dass wir uns gestritten hätten, haben die beiden sich zusammengesetzt und einen Plan gebastelt, in dem sie die Kiko-Betreuung während der Werktage vor den zwei Wochenenden komplett ohne mich geplant haben und ich dafür dann eben an den Wochenenden zuständig war. Davon war ich ehrlich gerührt. Es hat auch gut geklappt, wir haben das geschafft (und übrigens haben wir inzwischen auch Yurikos Studium abgeschlossen mit vereinten Kräften)!
Allerdings haben wir weiter kein Procedere entwickelt, denn wenn ich jetzt mal ein Wochenende wegfahre, erwwartet weiterhin keine_r von mir, meine ausfallende Kiko-Betreuung im Voraus zu erledigen. Vielleicht wäre es also gut, dachte ich mir, wenn wir jede_r eine gleiche Zahl Kiko-Frei-Tage zu erreichen versuchen? Und dann war da noch diese Aussage von A-lex mit den Bedürfnissen – darüber haben wir auch nicht mehr geredet. Das steht jetzt mal an.

Ein Vorschlag für eine Struktur-Lösung (igitt, Struktur): Wir könnten für jeden Tag, an dem wir das Kind gar nicht betreuen, ein Zeichen in en Kalender malen und darauf achten, dass jede_r gleich viele dieser Zeichen hat.
Evtl. müsste man noch unterscheiden, ob mensch in der Kiko-freien Zeit Urlaub macht oder arbeitet. Allerdings gibt es auch bei letzterem Diskussionsbedarf. Denn ich arbeite wahnsinnig gerne. Ich habe einen Job, bei dem ich gut bezahlt jeweils 10 Tage in Berlin verbringe. Sollte diese Zeit dann NICHT auf mein Kiko-Frei-Konto fließen? Keine Ahnung. Wenn die anderen beruflich im Land unterwegs wären und ich würde dafür zu Hause das Kind betreuen müssen, ohne Stundenausgleich, wäre ich damit nicht zufrieden. Andererseits haben wir eine gemeinsame Kasse. Wir könnten/müssten also gemeinsam entscheiden, ob die jeweilige Arbeit es finanziell wert ist, das Zuhause und (auf Zeit-Kosten der anderen) die Kinderbetreuung für eine Weile hinter sich zu lassen. Wir köönnten unterschiedliche Zeichen machen für Privat-Urlaub und für Arbeits-Abwesenheit und dann weiter gucken.

Neulich habe ich Emma geschockt, als sie mir angeboten hat, nicht spülen zu müssen, sondern dafür währenddessen aufs Kind aufzupassen (weil ich kaum was vom Spülberg verursacht hatte). Da hab ich gesagt, dass es mir egal ist, ob ich mit Kiko rumtobe oder spüle. Das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber meine Liebste, Yuriko, hat meine Antwort sofort richtig interpretiert: „Wenn er nur seinen Mittagschlaf im Kopf hat, hält ihn sowohl Kiko als auch das Spülen auf“. Bei viel Leuten ist halt glücklicherweise auch öfters wenigstens eine_r dabei, der/die eine_n versteht :-).

Zuneigungsverlagerungstendenzen

Ich habe zwischenzeitlich vergessen gehabt, dass es diesen Blog gibt – Verzeihung. Ich bin seit einem Jahr – neben Kiko! – mit einem Buchprojekt beschäftigt, das ich mir ein wenig übersichtlicher vorgestellt habe, das nimmt mich sehr in Beschlag. Ohne Co-Elternschaft hätte ich gar nicht erst erwägen brauchen, das zu machen…
Zu uns: Es läuft gut und es ist schön. Kiko ist jetzt über ein Jahr alt und zuletzt hatte sie eine Phase von vielleicht zwei Monaten, in der sie auf Yuriko und mich besonders abgefahren ist. Emma hat damit irgendwann so richtig ihren Frieden gefunden, bei A-lex bin ich mir nicht ganz so sicher – ich glaube, dadurch, dass er beruflich auch ganz schön viel Stress hatte, fand er das schon doof, dass Kiko zu mir wollte, sobald ich in den Raum kam. So richtig beschwert hat er sich nicht, wohl auch aus dem Gefühl, dass es da ja kaum was zu ändern gibt.
Seit wenigen Tagen fällt mir auf, dass sich die Beziehung zwischen Kiko und Emma wieder intensiviert. Gestern wollte sie auch einfach mal auf Emmas Arm, als wir alle drei im Zimmer waren und ich sie eigentlich betreut habe (aber gerade nicht viel Action geboten hatte), und auch davor gab es schon mal Tränen, als Emma den Raum verließ, obwohl sie bei Yuriko war, ihrer (noch stillenden) Number One.
Demnächst steht eine längere Fahrt von Kiko, Yuriko, A-lex und Emma an und über Weihnachten sind wir alle zusammen in den Bergen, das gibt bestimmt wieder neue Impulse.
Neulich hat mal wieder jemand gestaunt, dass ich als Vater keine Probleme damit habe, mein Kind „loszulassen“ – und ich kann dieses Wundern ja gar nicht verstehen. Wenn ich ein bisschen darüber nachdenke, fällt mir aber auf, dass ich von Anfang an verinnerlicht habe, dass wir das zu viert machen. Und ich habe ja von Anfang an voll die riesigen Vorteile ausgeschöpft, die das für mich hat. Ich bin einfach wirklich auf Co-Elternschaft eingestellt. Ich stände eher hilflos da, wenn die plötzlich abgesagt würde. Aber das hat ja glücklicherweise noch nie jemand von uns in Erwägung gezogen – jedenfalls nicht so, dass ich es gehört hätte…
Kiko läuft jetzt teilweise schon ganz allein durchs Haus und bald macht sie vielleicht Sachen, die wir ihr nicht erlauben können. Natürlich kriegt sie jetzt schon keine Messer oder Reiszwecken oder Zuckerkekse, aber wenn sie mit den Füßen auf dem Tisch trommelt, finden wir das eher noch anerkennenswert, dass sie das schafft… Ich erzähle das, weil wir uns dann mal wieder auf Dinge einigen müssen („Grenzen“), und das sollte doch was zu erzählen geben für den Gemely-Blog :-).

Verantwortungsdiffusion

wenn z.B. 4 Eltern mit Kiko einen Ausflug ins Cafe im benachbarten Dorf machen, aber keiner dran denkt, dass das ja in die Abendessenzeit fällt und mensch was für das Kind zu Essen mitnehmen sollte. Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, dass verschiedene Eltern was zu Essen vorbereiten und sie dann zwischen Avocado, Kartoffel, Reisbrei, Gemüse usw. auswählen kann…..bzw. wir Eltern die Reste vertilgen.

verschiedene Rollen in der gemely

Mal was für den blog schreiben
ich hab lang nichts geschrieben, wo doch so viel passiert in unserer gemeinsamen Elternschaft. Nach wie vor teilen wir uns zu möglichst gleichen Teilen die Betreuungszeiten, entscheiden gemeinsam und tauschen uns über Fragen und erlebtes aus. Aber etwas hat sich verändert und das hält mich ganz schön auf Trab. Kiko unterscheidet nun viel mehr unter uns vieren. Yuriko ist in bestimmten Situationen die Einzige, bei der sie sein will, z.B beim Einschlafen, beim Aufwachen, natürlich alles rund ums Stillen, aber auch einfach abends, wenns ans Abendritual geht. Wenn yuriko im Raum ist, dann landet kiko früher oder später auf ihrem arm oder Schoß. Heiko kommt dann an zweiter Stelle, da geht sie tendenziell auch in allen Situationen hin, z.B morgens beim Aufwachen oder so.
Bei Alex kann ich das gerade nicht so einschätzen, der war gerade weg, aber es gab Zeiten, da hatte ich das Gefühl, sie ist bei allen anderen lieber als bei mir. Es gab Zeiten, da konnte ich das überhaupt nicht wegstecken, da ist mir das so richtig reingefahren und das hatte mit Kiko dann gar nichts mehr zu tun, sondern nur noch mit meinem Thema „abgelehnt werden“.
Manche werden vielleicht sagen, das ist alles ganz normal, viele Väter machen einige so Phasen durch wo sie total abgemeldet sind und in gewissem sinn bin ich da ja in einer art Vaterrolle. Ich bin mittlerweile an dem Punkt, wo ich es annehmen kann, dass ich nur für bestimmte Dinge in Kikos Leben dasein kann, z.B. tagsüber zeit miteinander verbringen, spielen, ihr die welt zeigen, sie auch mal füttern, sie tagsüber im Manduka schlafend herumtragen..
Dennoch sind die Situationen, in denen sie schreit, wenn ich sie nur berühre, erschreckend, sie machen mich ratlos. So gerne würde ich ihr meine Liebe und meine Unterstützung in alllen Lebenssituationen schenken und das geht ja anscheinend nicht. Ich habe dann sogar Angst, ich quäle sie, wenn ich sie anfasse und das will ich ja auf keinen Fall.
Ich frage mich also beständig, woran das liegen kann und v.a. Was ich tun kann, denn sowas kann sich ja potentieren, wenn ich verunsichert bin und sie das spürt und so weiter,
Meine Beobachtungen:
wenn ich mit was anderem (z.b. Beruf) sehr absorbiert bin, ist es stärker, ich war von uns allen bisher auch am meisten verreist oder anderweitig vollzeitbeschäftigt. Wenn ich schlecht drauf bin ist es auch doller.
Es ist mir auf jeden Fall klar, dass Yuriko eine viel nähere Beziehung zu ihr hat durch Schwangerschaft, Geburt, Stillen usw. wir haben da ja auch nicht massiv gegengesteuert mit Fläschchen und abpumpen und so, wollten wir nicht. Die Tatsache, dass Xuriko und Heikp ein Paar sind, macht auch was, das merkt Kiko und evtl. gibt’s auch eine verbindung zum leiblichen Vater, die da durchschlägt, dass sie bei ihm mehr Sicherheit hat.
Im Moment denke ich darüber nach, ob es daran liegt, dass sie Angst hat, ich könnte sie ihrer Mutter wegnehmen als zweitmutter. Vielleicht hat es aber auch mit ganz eigenen Themen zu tun von mir, ich wollte ja auch Kinder und es hat nicht geklappt, was sehr schmerzhaft war. Ich hab das zwar losgelassen, sonst könnte ich das so gar nicht, was wir da gerade machen, aber ist das schon ganz verarbeitet? Spielt das da rein, steht das auch zwischen uns Frauen?
Puh ganz schöner Brocken….ich bin dran, was bleibt mir anderes übrig. Jetzt gerade schläft sie, yuriko ist bei Alex, ich passe auf. Das geht!!!!! yeah!

Nachtrag 2 Wochen später: es hat sich einiges entspannt, ich kann es leicher nemen, wenn sie mal nicht bei sein will und sie ist jetzt auch meistens entspannt, wenn cih sie nehme. ich hatte was ausprobiert und glaube, das hat gewirkt. Ich hab ihr erzählt, dass ich auch ein Kind gebären wollte und das es nicht geklappt hat und das das sehr traurig war, aber dass ich sie nicht für mich alleine will, sondern nur mit den anderen zusammen, dass ich sie nicht ihrer mutter wegnehmen will.
Im Moment ist sie übrigens total heiko-fixiert, es ist eben immer wieder anders, jeden tag.

Zeit mit Kiko

Warum schreibt keine_r der Co-Eltern was? Weil alle so beschäftigt sind. Krass, wir sind zu viert, und trotzdem sitzen wir nicht an den warmen Sommerabenden draußen und lassen uns von Mücken stechen, sondern gehen wieder an irgendwelche Arbeit oder Individual-Freizeit, wenn wir nicht die Nacht mit Kiko machen. Komische Eltern sind wir. So viel zu tun, scheinbar. Nur bei Kiko sind wir ganz, da ist immer jemand da für sie. Irgendwie sind das zwei Extreme, dass wir kaum mal zu zweit mit ihr sind oder gar miteinander ohne sie, dass sie aber mehr Elternzeit hat als die meisten anderen Kinder. Es passt nicht recht in meine Bilder von Margarinewerbung-Familien. Die haben wenigstens abends und am Wochenende immer ganz viel Zeit miteinander (wenn Papa nicht bei der Arbeit ist halt). Aber wahrscheinlich ist das ein gutes Zeichen, wenn wir nicht zur Margarinewerbung passen.
Um für mich zu sprechen – ich würde mir schon wünschen, entspannter meine Tage zu leben und dass sich die Kiko-Zeit nicht so krass anders anfühlt als die Arbeitszeit. Erstere ist nämlich zwar tendenziell entspannter, aber nicht unbedingt befriedigender. So ganz hab ich das noch nicht alles integriert gekriegt.

Die Gemely ist aber intakt (nur Kiko ist gerade krank, schlapp und mit Fieber, so ungefähr das zweite-dritte Mal in ihrem ganzen Leben). Wir treffen uns mittags und abends zum Essen und das ist auch ganz schön verbindlich. Vielleicht fahren wir im November sogar zusammen nach Spanien, O la la. Kiko war jetzt manchmal ganz schön anhänglich und hat geweint, wenn ich mal kurz auf der Bildfläche aufgetaucht und wieder verschwunden bin, weil sie zu mir wollte. Wenn ich neben Yuriko stehe, will sie oft zu mir und dann unmittelbar danach wieder zurück zu ihr. Ich habe das Gefühl, dass Yuriko und ich sie in letzter Zeit ein bisschen öfter hatten als Emma und A-lex, die beiden haben halt doch noch ein bisschen mehr Nicht-Kiko-Aktivitäten am Laufen und fahren dafür auch ab und zu mal weg.

Eigentlich läuft sie jetzt schon viel herum, von uns gestützt natürlich. Krabbeln tut sie nur, wenn’s gar nicht anders geht. Besonders toll sind Treffen der ganzen Gemely mit ihr, wenn sie zwischen uns hin- und her krabbelt und sich mal mit diesem Knie und dann mit jenem Fuß beschäftigt. Wenn nur eine_r von uns (Nicht-Mutter-Eltern, also A-lex, Emma oder ich) mit ihr ist, dann fällt uns auf, dass sie eher nicht so alleine für sich herumspielt und -brabbelt. Sie genießt es sehr, mit uns allen zu sein.
Jetzt ist die Kleine ja krank und will bloß herumgetragen werden; wenn wir uns jetzt dem Boden nähern, strampelt sie nicht mit den Beinchen los wie sonst, sondern zieht sie hoch, so wie ein Flugzeug das Fahrgestell einfährt. Bloß nicht selber laufen. Bitte werd bald wieder gesund, am Besten heute noch!

Übrigens haben wir die Windeln wieder ausgezogen, nur nachts hat sie welche an. Und es klappt schon wieder ganz gut, sie abzuhalten, sie scheint den Urin tatsächlich zu halten, bis wir sie über ihr Töpfchen oder über Gras halten. Ein paar Mal ist sie auch schon straks Richtung draußen marschiert und hat da dann gepinkelt (nicht immer haben wir es rechtzeitig geschafft). Jetzt, krank, funktioniert das gar nicht mehr.

Jetzt aber arbeiten…

äh, sie steht ja schon, oder hab ich mich verguckt?

Vorvorgestern konnte sie Fenchel halten, vorgestern hat sie sich selbst umgedreht, gestern hat sie sich an meinem Knie hochgezogen, heute hab ich sie noch gar nicht gesehen, weil A-lex die Nacht mit der Kleinen und Yuriko gemacht hat – wer weiß, was sie mir nachher vorturnt. Geht jetzt gerade ratzfatz alles. Aber es sind auch schon bald neun Monate um.
Kiko ist quietschfidel, sie war jetzt ein paar Mal mit unterwegs, weil Yuriko weg musste, und immer, wenn sie wieder kommt, kann sie mehr. Ist es das Reisen oder das zwei-Tage-nicht-sehen?? Sie krabbelt zwar noch nicht so richtig, aber zwischendurch hat sie sich auch mal ein paar cm vorwärts bewegt, und sie hält einfach immer länger durch. Am liebsten halte ich sie vor mir und lasse sie an mir hoch- und herumklettern, das können wir zwei richtig gut.
Ok, ganz normales Vaterglück, nicht gemeinsameltern-spezifisch. An dieser Front gibt es nicht so viel zu bloggen; Kiko kann sich nicht aussuchen, bei wem von uns sie ist und sie scheint bei uns allen zufrieden (oder halt knatschig, wenn müde/hungrig/sonstiges (wann kommen denn jetzt eigentlich die Zähne, die wir schon seit drei Monaten für unerklärliches Geschrei verantwortlich machen?)). Die anderen drei sind alle ganz toll und die anderen zwei (aus der „Gang“, wie Yuriko unsere übergeordnete Wohngemeinschaft genannt hat) auch. Bei aller Liebe bin ich weiterhin froh, wenn ich gerade keine Kiko-Schicht habe, sondern mit meinen Projekten/Ideen/Kunst weiterkomme oder lesen darf… Aber kann gut sein, dass mir das gerade deswegen so viel Spaß macht, weil ich immer wieder Kiko habe. Es ist halt gerade richtig, auch wenn es für mich ganz deutlich anders ist, als wahrscheinlich für eine_n Angehörige_n z.B. einer Stammesgemeinschaft, in der nicht jede_r so ihre ganz eigene Selbstverwirklichung anstrebt. Dieses Gefühl, dass Kiko immer in meinem Leben dabei sein kann, habe ich nicht, so lange ich mich mit Datenbanken am PC beschäftigen oder Leute filmen oder mich von Haruki Murakami ins Jahr 1Q84 hineinsaugen lassen will.
Neulich haben wir beschlossen (ich war nicht begeistert), es wieder „so halb“ mit windelfrei zu probieren – und zwar nur tagsüber.
Und ihr nachts eine Plastikwindel anzuziehen. Ich bin skeptisch, was das „halbtags“ angeht, aber immerhin wird ihr gefallen, ohne Windel herumzulaufen, wir sparen 50% Abfall, und vielleicht lernt sie auch, trocken zu werden, wenn sie nachts weiterhin pullern darf. Wenn dreie dafür sind und ich nicht komplett dagegen, ist so eine Entscheidung halt durch (will sagen: positiv beschieden). Noch haben wir damit nicht wieder angefangen.
Themen sind ansonsten gerade noch, wie wir sie leichter ins Bett bringen (im Moment erst gegen 22:00 mit einem finalen Schlafengehen-Stillen) können, gern auch mit weniger nachts aufwachen (im Moment gegen 2:00 und 4:30 Uhr, wenn sie um 22:00 eingeschlafen ist), und wie wir sie dazu bringen, ihre Nicht-Muttermilch-Mahlzeiten auch dafür zu nutzen, satt zu werden. Sie isst/trinkt schon Smoothie/Avocado/Kartoffel- und Reisbrei, aber deswegen scheint sie noch nicht weniger gestillt werden zu müssen.
Habe ich irgendwo geschrieben, Dass A-lex und Emma sie gern roh ernähren würden? Sie sind da nicht (mehr) so streng und lassen uns auch mal Kartoffel- oder Reisbrei probieren, weil Yuriko und ich dachten, dass sie davon vielleicht satter wird. Sieht aber eh nicht wirklich so aus.
Na, wir fünf kriegen uns schon noch da hin, wo wir hinsollen 🙂

Entwicklungsängste

Yuriko und ich sind mit Kiko vereist, ohne A-lex und Emma. Quer durch die Republik haben wir die Kleine geschleppt; eine Tagung, dann Freunde, dann Verwandtschaft besucht. Hat super geklappt (ich habe mich als Babysitter bei der Tagung wacker geschlagen – kurz davor war mir echt Bange; ich habe mich ja schließlich ganz absichtlich für unsere Gemely-Konstruktion entschieden; weil ich eben auch noch gern andere Sachen machen möchte als das Kind zu hüten), auch Kiko war meist begeistert und neugierig und mehr als einmal hat sie reihenweise ICE-Fahrgäste beglückt – durch offenes Lächeln beim Zugspaziergang und durch schrilles Quieken hart an der Schmerzgrenze. Schlafen hat ok geklappt und zwei kleinere Krankheitsanflüge (mal Fieber und schlapp, mal Husten und schlapp) hat sie gut weggesteckt. Durch die Besuche bei anderen Eltern haben wir unseren Horizont erweitern und in einem Fall Kiko auch mal mit einem gleichaltrigen Baby vergleichen können. Deren Eltern haben von uns gelernt, dass Babys gern ein Stück Fenchel bekauen; wir von ihnen, dass Baby in diesem Alter sich durchaus schon eine ganze Weile auf dem Bauch liegend auf den Armen abstützen kann. Jetzt, wo wir wieder zurück sind, macht sie das plötzlich die ganze Zeit. Sie isst auch wieder mehr; vor der Reise hatten wir mit pürierten Möhren (roh, nur durch den Power-Mixer leicht erwärmt) angefangen, auf der Reise haben wir es eher erfolglos mit gekochtem Möhrenpüree aus dem Glas probiert (nur gekochte frische Kartoffeln hat sie mal gefuttert). Jetzt steht sie total auf Smoothie aus Wildkräutern und Avocados. Bleibt wohl erst mal ein Rohkostkind, so, wie A-lex und Emma sich das auch wünschen. Mir und Yuriko ist das eher egal (egal bis skeptisch, würde ich mal sagen), aber wenn es ihr schmeckt…

Worüber ich eigentlich schreiben will: Jetzt wird Kiko gerade größer, ihr Ausdruck verändert sich, sie macht ständig neue Dinge. Sie entwickelt sich, macht Anstalten zu krabbeln, zu essen, zu sitzen – und ich bekomme eher mehr Sorgen, ob wir auch wirklich alles richtig machen. Gestern habe ich erfahren, dass Emmas Art, die Kleine mit dem Gesicht nach vorn im Tragetuch zu tragen, ihre eigene Idee ist und nicht irgendwie anderweitig fundiert – und schon habe ich Sorgen, ob wir sie damit nicht orthopädisch Schaden nimmt.
Oder wenn ich sie so viel im Tuch habe, wo sie ja gar nicht Bewegungen üben kann… Ist das okay? Oder ich frage mich, ob ich genug mit ihr rede (damit sie Worte lernt) oder ob ich sie länger auf dem Bauch Krabbeln üben lassen soll – auch wenn sie ihre erste Frustgrenze erreicht und zu weinen beginnt. Wann nehme ich sie hoch und trage sie durchs Zimmer, so dass sie wieder glücklich zu glucksen beginnt?
Neulich hat ein Dösbaddel Yuriko (und mich damit irgendwie auch) verunsichert, indem er erklärt hat, sein dreimonatiges Kind wäre schon genauso weit wie die doppelt so alte Kiko (hat sich spätestens bei der U5 (oder U6) als Unfug erwiesen) – und andere machen so Bemerkungen in die Richtung, dass Kiko bestimmt verwöhnt wird bei so viel Aufmerksamkeit… Puh. Dabei sind wir super im Kontakt mit ihr, sie freut sich über uns und wir uns über sie, wir lassen ihr Zeit alleine zum Rumliegen und Turnen, wir machen jeweils auch unser Ding, wenn wir Kiko-Schicht haben. Ich wasche und hänge zum Beispiel gern Wäsche auf mit Kiko im Tuch oder bringe Müll und Papier weg – und die anderen hängen auch nicht immer an ihr dran. Jedenfalls nicht mehr, als schön und nötig und vernünftig.

Na ja und dann kommt es mir (nach den 12 Tagen Reise mit Kiko und ihrer Bio-Mutter/meiner Partnerin) halt auch gerade ein bisschen komisch vor, dass ich drei Stunden Kiko habe und sie dann übergebe und in mein Büro marschiere und mich dort in meine beruflichen Projekte vertiefe. Da bin ich dann so weit von unserem Kind entfernt – ist das noch väterlich?

Ich werde also etwas unsicher – was Yuriko gegen Ende der Schwangerschaft erlebt hat, nämlich den Frust direkt vor ihrer bis heute andauernden Babyratgeberallergie, erreicht jetzt mich. Dabei FÜHLT SICH ALLES RICHTIG AN. Dann kann es doch so falsch nicht sein -? Ich hab mich ja auch resistent gegen den ganzen Esokram gemacht, der mir in meinem relativ alternativen Umfeld ständig unter die Nase gehalten wird – von Lichtnahrung über Geomantie bis zum ultimativen Zähneputzgeheimnis. Dann kann ich doch auch beim Baby locker bleiben…? Nee, das ist eben nicht so einfach, weil es nicht nur um mich geht. Es wäre schon doof, wenn Kiko später Kreuzprobleme hätte, weil wir sie jetzt schon immer auf dem Schoß sitzen lassen haben und EINFACH NICHT WUSSTEN, dass das gar nicht geht. Aber ich les doch jetzt nicht die ganze Babyliteratur, dann kann ich ja gar nicht mehr schlafen.
Wie macht ihr anderen das?