Mami!

Yupp, jetzt hat dieses Wort doch Einzug gehalten bei uns, und zwar in seiner in meinen Ohren zweitfiesesten Variante: Mami! (Schlimmstfies: Mutti, Drittfies: Mama). Kiko hat einfach ganz von allein damit angefangen. Und ich versuche mich jetzt erstmal damit zu entspannen und zu beobachten, wann sie eigentlich wen damit bezeichnet, und was dieses Wort für sie eigentlich bedeutet. Und das ist schon ganz interessant: Sie nennt uns nämlich alle Mami, auch Heiko und Alex. Und zwar immer dann, wenn sie Unterstützung für irgendwas haben will. Oder wenn sie so ein bisschen müde ist und Aufmerksamkeit möchte. Und manchmal hört es sich vom Tonfall her genau wie „Manno!“ an, wenn sie sich über irgendwas ärgert. Bisher reagieren wir einfach alle darauf, und außer mir fühlen sich die anderen auch nicht so unbehaglich damit, glaube ich. Bin mal gespannt, wann der erste neunmalkluge Mensch Kiko drauf hinweist, dass dieses Wort nicht für Heiko und Alex benutzt werden darf, weil die ja ihre Papis sein müssen. Dass sie sich Mama vielleicht irgendwann angewöhnen würde, war zu erwarten, weil fast alle Kinder um uns herum ihre Mutter (und oft Hauptbezugsperson) so betiteln, woher sie jetzt aber das Mami hat…Könnte sein, dass es von Heiko und Emma kommt, die ihre Mütter nämlich so ansprechen. Es ist auch definitiv erst regelmäßig aufgetreten, seit Kiko mit Emma und Alex bei Emmas Eltern war.

Sie scheint mit dem Wort „Mami“ tatsächlich die Eigenschaften einer sich kümmernden Person ansprechen zu wollen, und das finde ich ganz schön bemerkenswert, dass sie diese Rolle und ihre Bedeutungen so zielsicher aus der Sprache um sie herum aufgeschnappt hat.Genderunterschiede, gemischt mit Rollen, scheint sie übrigens auch schon zu machen, so nennt sie nämlich Emma und mich öfter mal „Emmayuriko“ oder „Yurikoemma“, auch wenn sie nur eine von uns gerade meint. Mit Heiko oder Alex bin ich noch nie vermischt worden. Allerdings albert sie auch manchmal herum und bezeichnet alle als eine_n andere_n von uns und schmeißt sich dabei weg vor Lachen. Gerade weil sie eigentlich sehr klar hat, wer von uns wie heißt, finde ich ihre speziellen Misch- oder Rollenbetitelungen ja so interessant.

Sie benutzt Mami manchmal auch als Kosewort, wenn sie sich einkuschelt, und dann höre ich eigentlich gar nicht auf das Wort, sondern nur auf die Zärtlichkeit, die dann mitschwingt, und in dem Moment ist es mir auch sowas von egal, wie sie mich nennt.

Interessant ist auch, wie unterschiedlich Emma und ich auf das Mami reagieren. Während sich mir meistens die Fußnägel hochrollen, wenn ich so genannt werde, meinte Emma zu mir, dass es sie berührt und freut, wenn Kiko sie so anspricht und es für sie ein weiteres Puzzleteil in ihrer Co-Mutter-Identität ist. Darin liegen die kleinen, feinen Unterschiede, zumindest in unserer Co-Mütter-Konstellation und -Beziehung: Bei mir gibt es ein „ich bin Mutter“-Gefühl, ohne dass ich so genannt werde, und das hat sich sicher nicht nur durch Schwangerschaft, Geburt und Stillen eingestellt, sondern das wird mir auch von unserer Umgebung ganz selbstverständlich überall gespiegelt, dass ich Mutter bin. Subtil oder weniger subtil machen viele in unserem Umfeld manchmal schon noch graduelle Unterschiede zwischen Emma und mir. Und irgendwie ist es für Menschen, die uns neu kennenlernen, meistens auch sehr wichtig zu fragen, wer von uns die leibliche Mutter ist.

Ein Gedanke zu „Mami!“

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