Was ist das für ein Schmerz?

Mich hat es mal wieder erwischt. Diese seltsame Wehmut ist wieder da. Ich verbringe viel Zeit mit Kiko und bin so bewegt davon, wie sie in die Welt hineinwächst, dass ich nicht weiß, wohin mit dem Gefühl. Oder überhaupt: Was für ein Gefühl das ist.

Wie sie alles ernst nimmt und mit voller Aufmerksamkeit macht. Ganz im Moment. Gummibärchen essen, Grimassen schneiden, Cornflakes sortieren, Knoten machen. Während ich dabei bin, freue ich mich und schaue herum, ob ich einem der anderen Elternteile zugrinsen kann – und wenn ich dann wieder allein bin, ist da doch eher eine Traurigkeit, ein Kloß im Hals.

Gestern dachte ich, es läge vielleicht daran, weil Kiko so aufwachsen darf und es ihr scheinbar so gut geht und das gleichzeitig so gar nicht selbstverständlich ist in dieser Welt. Vielleicht würde jemand sie privilegiert nennen, mit ihren vier Eltern, genug zu essen und einem sicheren Wohnort. Und dieses „privilegiert“ wäre irgendwie so gemein, so abwertend – als hätte Kiko nicht verdient, dass es ihr gut geht und sie in ihrem Tempo lernen darf, wie die Welt so funktioniert.

Dann habe ich mit Yuriko geredet und sie kam mit dem Bild, dass einem manchmal das Herz so aufgehen möchte, wenn man Kiko so erlebt; dass das Herz aber schon viel zu verschlossen ist und gar nicht so weit aufgeht. Und dass das dann weh tut.

Ich weiß nicht, was das für ein Schmerz ist. Vielleicht ist es auch die Zeit. Dieselbe Zeit, die mich 43 Jahre alt gemacht hat, obwohl ich gefühlt gestern noch in unserem Vorgarten in Bayern gehockt bin und versucht habe, meinen Krempel per Flohmarktstand an die spärlich vorbeitröpfelnden Passanten zu verscherbeln. Diese Zeit hat Kiko jetzt schon 3 Jahre alt gemacht, sie spricht, spielt, tanzt und singt. Und weiß genau, was sie (nicht!) will.

Bei Nacht und Nebel in die Klinik

Yuriko ist im Krankenhaus. Die Babys sind noch im Bauch, aber vor fünf Tagen hatte sie Wehen im Abstand von 5 Minuten und da sind wir sofort losgedüst. Die nächste Klinik, die Früchchen in der 27. Woche aufpäppeln könnte, ist eine Autostunde weg; schon während der Fahrt hat sich Yurikos Bauch beruhigt, aber wir sind trotzdem weitergefahren und weil der Gebährmutterhals auf 2,3 mm verkürzt ist, sollte sie da bleiben.

Und da ist sie jetzt.

Irgendwie beruhigend, dass die Fahrt durch Nacht und dicken Nebel problemlos war und Yuriko mit den noch nicht ausgereiften Zwillingen „in Sicherheit“ – aber: Sie fehlt uns (jedenfalls mir! Und Kiko!) enorm. Und für sie ist es sehr unprickelnd, die Aussicht, jetzt womöglich wochenlang im Vierbettzimmer dieser Riesenklinik zu wohnen. Wir schaffen wohl nicht, sie öfters als alle zwei Tage zu besuchen. Für Kiko ist die Fahrt jedesmal lang und langweilig. Gestern und heute war ich mit A-lex und Kiko dort, wie haben im Hotel übernachtet und Yuriko gestern und heute besucht; gestern Abend war ich nochmal alleine bei ihr, während A-lex Kiko ins Bett gebracht hat. Das war gut.
Aber für Kiko ist es nicht so leicht, in Spiel- und Kuschelkontakt mit der Biomama zu kommen, wie zu Hause, wo jene ihr Lager im Wohnzimmer aufgeschlagen hatte und zum Kuscheln und Buch-Vorlesen jederzeit zur Verfügung stand. In den letzten Tagen hat kiko auch mal geweint, zweimal nachts und einmal abends; vielleicht hat sie da auch was zu verarbeiten, weil Yuriko plötzlich nicht mehr bei uns ist.

Es gibt aber auch noch genug Spaß und schöne Momente, wie gut, dass wir zu dritt und die Kleine jetzt ein Kindergartenkind ist. Da kriegen wir das schon hin. Spontaner Gedanke beim Abendessen: Noch ein paar Wochen ist sie Einzelkind, dann geht bei uns nochmal ne ganz neue Nummer los. Unvorstellbar…

Kiko kann jetzt alles selbst

Seit dem Kindergartenbeginn hat sich echt viel getan… In Yurikos Bauch gedeihen die zwei Kleinsten – dank Herumliegerei scheinen sie sich im Bauch auch noch für ne Weile eingerichtet zu haben – und die immer noch hustende Kiko kann (und will!) inzwischen alles selbst machen. Brot schmieren, Hustensaft eingießen, anziehen, ausziehen, Kartoffeln stampfen, Pilze schneiden, Zahnpasta rausdrücken… Das Meiste klappt auch schon sehr gut. Heute hat sie ein ihr unbekannte Funkgerät selbständig ein- und wieder ausgeschaltet. Woher weiß sie eigentlich, wie das geht??
Mit der Selbständigkeit kommt aber auch ein sehr starker Wille. Holla! Die meisten Sachen gehen nur auf eine ganz bestimmte Weise – sonst gar nicht. Die blauen Socken anziehen AUF KEINEN FALL – NEIN – NEIIIN – AAAHHHBUUUHÄÄÄ! Und dann zum Beispiel zu mir: „Du sollst dies machen… und jenes… und dieses… und jetzt aber doch nicht…“ Das Konzept vom freundlich fragen hat Kiko schon mal gehört, aber ich glaube, so richtig eingeleuchtet hat es ihr nicht. Besonders, wenn sie müde ist, wird’s richtig anstrengend. Und zuweilen komme ich mir dann auch schon ein bisschen alt vor, wenn Kiko in mein Ohr schreit oder hustet (Hand vor den Mund halten WILL ICH NICHT). Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man eigentlich nur bis zum Alter von drei Jahren Gelegenheit hat, den Kindern beizubringen, dass es gewisse Grenzen gibt, dann aber nicht mehr. Na toll. Bis jetzt war Kiko super-kooperativ. Und jetzt ist das Zeitfenster zu und der Trotz geht los???

Kein Grund zur Panik, aber interessant. Ich bin sehr gespannt, wie Kiko auf ihre Geschwister reagiert und vor allem darauf, dass ihre ganzen Eltern mit anderen Kindern beschäftigt sein werden…
Und ich bin immer noch begeistert! Erst gestern, Kindertanzen. Um 15:00, wir kommen an, Kiko flitzt in den Tanzraum und braucht mich nicht mehr. Ich arbeite im Vorraum am Laptop und sehe sie nur kurz zwischendrin, weil sie Pipi muss. Dann wieder zurück zum Tanzen. Um 16:00 fertig, wir bummeln ein bisschen herum, bis um 16:30 A-lex übernimmt. Kiko hat das voll akzeptiert, die Übergabe läuft völlig reibungslos, ich laufe beglückt zum nächsten Termin und kann um Punkt 16:30 schon wieder unseren Lebensunterhalt verdienen. Co-Elternschaft und eine große Gemeinschaft mit guten Möglichkeiten zum Arbeiten ist halt auch perfekt.

Milchbildungskrise

schon 3 Wochen pumpen und so richtig tut sich nix. Mal hier ein Tropfen, mal da, mal keiner, dafür schmerzende Brüste. Mehr Displin, also öfter pumpen, oder länger? Unterwegs ist das umso schwieriger….auf dem Klo sitzen und pumpen ist ja nun wirklich keine Situation, wo Frau Oxytozin produziert. Frust ,da wo ich ganz entspannt bleiben soll, ja kein Druck….na toll!
Ein bisschen lesen, im Internet stöbern….
Es gibt also auch andere Wege der Milchbildungs-Stimulation, nämlich von Hand. Zumal die Pumpe der Brustwarze auch Schaden zufügen kann oder wenn es wie bei mir zunehmend schmerzt und damit die Motivation sinkt. Schwer rauszufinden, wie viel und wie lange (…mind. 3 mal tgl 20 Minuten)…..aber es eröffnet mir neue Wege und schließlich habe ich ja noch Zeit bis zur Ankunft der Babys. Anscheinend geht das auch ohne Vorarbeit innerhalb von 2-4- Wochen Milch zu produzieren. Wenn das Baby an die Brust gewöhnt werden soll, dann braucht es 10-12 mal Anlegen pro Tag. Das ist viel, aber anscheinend nötig um die Milchbildung in Gang zu bringen und bei neugeborenen eh ganz normal. Da kann ich jetzt mich etwas vorbereiten, aber wirklich intensivieren werde ich den Vorgang wohl erst, wenn die Geburt näher rückt.
So habe ich mir gestern einfach mal eine ganz liebevolle Massgae gegeben und mit meinen Brüsten erstmal wieder Frieden geschlossen. Bin voller Liebe eingeschlummert.
Danke an Marta Gouth-Gumberger und Elizabeth Hoffman (veröffentlicht von La leche liga) für die gute Literatur zum Adoptivstillen.
Freue mich über weitere tipps und Unterstützung.

Neue Erfahrung

dadurch, dass wir so viele sind, kommen so manche für andere selbsverständliche Erfahrungen erst mit Zeitverzögerung und dann auch nicht bei allen Eltern an. Z.B. alleine 6 Tage für ein krankes Kind zu sorgen. Just am Abreisetag nach Tübingen zu Tante , Onkel und Cousins und Cousin ging es los ….wir fahren trotzdem, die Reise ist auch super, Kiko hat zwar etwasTemperatur, aber Reisen ist immer schön und aufregend.
Eigentlich werden Kinder ja schnell wieder gesund, aber der Husten und Schnupfen haben sich hartnäckig gehalten. Nachts aufwachen Husten, Trinken, Einschlafen, Husten, Trinken, Einschlafen und so fort. Wenig Schlaf also für uns beide. Tagsüber gab es ein paar Momente von guter Laune, ansonsten meistens das Bedürfnis, auf meinem Arm oder Schoß zu verbringen. Ansonsten mehr als sonst irrationale Wünsche, die mit Schreien eingefordert werden, also sinnlose Streits und somit eine hohe Anforderung an meine Aufmerksamkeit, mein Improvisationsvermögen und meine Präsenz. Ganz normal, krank halt. Da sie bisher noch nie so lange krank war und wenn mal krank, dann von mehreren Bezugspersonen betreut, war das tatsächlich eine völlig neue Erfahrung für mich. Bin echt an meine Grenzen gekommen. Zum Glück „durfte“ ich nun 1,5 Tage krank sein, denn schon im Landanflug nach Zuhause gings bei mir dann los. So konnte ich mich nun dank der Übernahme durch andere Eltern ausführlich erholen und sie ist nun auch schon auf dem auf Besserungsweg.

Kaltstart zur Stillmama

eigentlich gäbe es ja immer so viel zu berichten. z.B. hat ein gemeinsamer urlaub von Kiko und mir im Juni ebenfalls zu einer deutlichen veränderung unserer beziehung geführt. Seitdem ist das eigentlich kaum mehr vorgekommen, dass sie mit Geschrei die anderen einfordert. Nur noch einmal, da durfte nur Heiko ihr die Socken anziehen….sehr entspannend für mich jetzt. Da ich nun im Moment v.a. diejenige bin, die mit ihr die Kindergarteneingewöhnung macht, hat sich unsere beziehung auch nochmal vertieft…..nun ist aber auch das vorbei, denn sie geht schon fast alleine in den Kindergarten, wow!
So, nun aber zum Kaltstart. Da ja nun 2 Kinder unterwegs sind, macht das ja nun nochmehr Sinn zu zweit zu stillen. Bei Kiko hatte ich noch zu viele unbeantwortete frage und es dann nicht gemacht und nun bin ich aber fest entschlossen. Ich habe eine Handpumpe (im Moment 3 mal tgl 2-3 Minuten), trinke milchbildenden Tee (obwohl das anscheinend nix nutzt, wie ich gerade lese) und werde noch Bockshornkleekapseln oder auf websiten empfohlene Medikamente nehmen, die die Milchbildung anregen sollen. Auch eine spezielle Massage soll helfen (bestimmt angenehmer, als die Pumpe). Ein wichtiger Hinweis von unserer Hebamme war: das Oxytozin muss gleichzeitig gebildet werden, also: Stimulation mit der Hand (die Babys machen das , indem sie am Anfang so nuckeln, bevor sie richtig saugen), Fotos, Gedanken (z.B. an den Film vom ersten Stillanlegen der winzigen Kiko, den wir am 3. Geburtstag sahen und der mir regelmäßig die Tränen in die Augen schießen läßt!).
Diesen Artikel fand ich z.B. sehr hilfreich aktuell: http://www.stillen.de/wp-content/uploads/2012/03/KKS-03.2012-Adoptivstillen-D.-Herrmann.pdf
Das erste mal war wirklich der Hammer, der totale Hormonflash in allen Zellen meines Körpers (schließlich ist das ja auch ein sehr erogener Ort), es gab Glücksgefühle und Weinen und oh Wunder sogar einen Tropfen Milch aus einer Brust. Am nächsten Tag gesellte sich zu dem hellbeigen durchsichtigen Tropfen was richtig weißes milchiges, Nun Pumpe ich schon 10 Tage und es kommt nicht viel mehr, manchmal sogar gar nichts. ich bemühe mich, bei all dem entspannt zu bleiben, mich nicht unter Druck zu setzen, denn schließlich ist auch nicht klar, ob es klappen wird, wieviel ich produzieren werde, ob die Babys das mögen und und und. Wenn sie zu früh kommen, wird sowieso alles nochmal ganz anders sein. Die Erfahrung habe ich bei Kiko wenigstens schon gemacht, es kommt immer ganz anders, als wir denken. Einmal hat Kiko den Tropfen abgeschleckt und fand ihn lecker , das war vielleicht ermutigend, dann das braucht jetzt schon ganz schön Disziplin von meiner Seite und bringt mich auch ganz schön durcheinander.
Was mir auch erst klar wurde, als ich mich aufs Pumpen vorbereitet habe…ich werde eine Vollzeitmama sein, so wie eine Mutter mit einem Kind eben. Als Kiko auf die Welt kam, war ich Teil des Teams rund um die stillende Yuriko. Nun sind wir 2 und die beiden Männer sind das Team. Wieviel Zeit bleibt zum Arbeiten, Schlafen etc. bis die Kinder größer sind und nicht mehr gestillt werden ?Alex hat die Frage erst aufgebracht, obs wirklich eine Erleichterung bringt, wenn beideFrauen stillen. Ich denke auf jeden Fall werden wir viel flexibler sein und Yuriko bekommt Entlastung. Ich freue mich schon sehr auf die Kinder, auf das Experiment mit dem Stillen und auf die Stillbeziehung zu Yuriko.
Vorgestern saß ich auf dem Sofa mit der Pumpe an der Brust und Yuriko meinte, was für ein Idyll, sie brütet die Babys (seit 3 Wochen darf sie nur noch liegen und lagert in unserer Küche auf dem Podest), ich pumpe und das Kind spielt.

heute feiern wir geburtstag, darum singen wir ein lied

heute vor drei jahren um diese zeit ging es nach vier tagen krankenhaus und wehenhemmung wieder los, und ich habe den anderen eltern bescheid gesagt, dass sie jetzt besser in die klinik kommen sollen. damals war ich an dem tag so vollauf mit geburt beschäftigt, dass ich weiter über gar nichts nachgedacht habe. so etwa zwei nächte später gab’s dann bei mir plötzlich eine art kleinen schock, als ich plötzlich dachte „was habe ich getan? ich habe 3-4 leute geheiratet!!!!!“. wenn mir damals eine_r hätte sagen können, wie es jetzt nach drei jahren läuft, hätte ich in jener nacht bestimmt besser geschlafen!

ja, das kleine kiko-wesen ist jetzt also schon drei jahre alt. und hat eine eigene meinung, wie so ein geburtstag verlaufen soll! wir eltern hatten uns gedacht, heute morgen erstmal noch langsam zu machen, weil es ja dann im kindergarten schon geburtstags-action gibt, beim kindertanzen dann nochmal, und dann halt im anschluss daran zu feiern, mit den von kiko gestern selbst verzierten muffins, mit geschenken und mit den leuten aus ihrem direkten umfeld.
aber als kiko heute morgen in die küche kam, schielte sie als erstes neugierig auf den küchentisch, wo eine kerze für sie brannte, und sagte dann: „machen wir jetzt meinen geburtstag? kann ich mein geschenk auspacken?“ und die muffins, fand sie, sollte es auch schon zum frühstück geben.

in so einem moment ist blitz-verständigung und improvisation mit vier eltern gleichzeitig gefragt. sah dann so aus, dass es einen muffin zum frühstück gab, alle sich um den frühstückstisch versammelt haben und ein geburtstagslied gesungen wurde. wobei die feinabstimmung noch verbessert werden könnte: emma war grad draußen, als wir uns auf ein lied geeinigt haben, und als sie wieder rein kam, meinte heiko: „ja, jetzt können wir lossingen!“ – und er und emma stimmten beide gleichzeitig voll inbrünstig zwei verschiedene lieder an. großes gekicher, vor allem bei kiko, und dann hat der zweite anlauf geklappt. kiko hat sehr ernsthaft gelauscht und keine miene verzogen, und wollte dann, dass wir „bis der kindergarten vorbei ist!“ weitersingen. vom muffin wurde nur die deko angeknabbert, dann wollte kiko lieber doch das übliche frühstück, und das thema geschenk war irgendwie erstmal gar nicht mehr wichtig.

ich selbst kriege jedes jahr an kikos geburtstag einen kleinen rührseligen anfall. an diesem tag damals fing etwas völlig neues in meinem leben an. bis zu kikos geburt war alles noch theorie, dann plötzlich realität. und mit kiko ist nicht nur ein kind in mein leben getreten, sondern zusätzlich noch eine ganze familie. und da fehlen mir schlicht die worte, um auszudrücken, was mir das bedeutet.

poly-co-eltern

Vor ein paar Tagen habe ich einen sehr interessanten Online-Tipp bekommen: Dani, Melinda und Jon leben in einer Poly-Beziehung und beeltern gemeinsam zwei Kinder, die im Abstand von einem Monat von Dani und Melinda geboren wurden. Ihr Online-Auftritt „looks like love to me“ (englischsprachig) ist wesentlich aktiver als unserer. Sie bloggen und machen immer wieder kleine Filme über ihren Alltag und verschiedene Themen und arbeiten kontinuierlich an einem größeren Filmprojekt. Auf der Seite ist auch ein interessanter und unerwartet wertfreier und aufgeschlossener US-Fernsehbericht von ABC-Nightline verlinkt. Sie waren im Mai auch schon bei RTL aktuell zu sehen – leider kann ich den Bericht dort im Archiv nicht finden.

Wir haben uns ja entschieden, nicht mit unseren Realnamen in der Öffentlichkeit aufzutreten – zumindest so lange nicht, bis unsere Kinder sich damit auch selbst einverstanden erklären können. Dadurch, dass Dani, Melinda und Jon das tun und auch sehr viel filmen, ist es möglich, sie recht direkt mitzukriegen, was ich mutig und berührend finde, und was ihren Webauftritt natürlich auch dichter als unseren macht.

Super interessant finde ich auch den Aspekt ihrer Poly-Beziehung, und inwiefern das Einfluss auf ihre Familiengestaltung nimmt. In unserer Konstellation sind wir ja zwei Paare. Heiko und ich leben eine hetero-pansexuell-queere-offene Beziehungs-Mischung (und über Emmas und Alex Modell will ich nicht einfach so schreiben, das können sie selbst definieren). Zumindest auf sexueller Ebene mischen wir vier Eltern uns nicht, auch wenn wir in meinen Augen ansonsten eine intensive Eltern-Beziehung haben. Gleichzeitig sind Heiko und ich auch noch Kikos biologische Eltern, und ich glaube schon, dass das einen Einfluss auf Kikos bisherige Bindungsentwicklung hatte, zumindest so, wie wir uns dabei organisiert haben (mit stillen meinerseits, dadurch einer starken Bindung, und dann einer gewissen Übertragung durch Kiko von meiner Zuneigung zu Heiko). Je älter Kiko wird, und je mehr auch die Bindung und das Vertrauen unter uns Eltern wächst, desto mehr gehen die von Kikos zwischen uns gemachten Unterschiede langsam verloren. Die Kinder in der oben genannten Fünfer-Familie sind noch sehr klein, alle drei Eltern sind Teil einer Liebesbeziehung, und Dani und Melinda praktizieren bei den Kindern cross-stillen (also, äh, jede stillt jedes der Kinder). Bis jetzt habe ich noch nix zum Thema Bindung und so auf ihrer website gefunden, habe aber auch noch nicht so in der Tiefe gesucht, und ich bin richtig gespannt, wie es bei den Fünfen weitergeht.

bor, krass, ist sie schon groß…

Gestern war ein spannender Tag: Kikos erster Tag im Waldkindergarten. Den hat sie zwar im Laufe des Jahres schon manchmal mit eine*r von uns Eltern besucht, aber seit gestern ist sie ganz offiziell in der Eingewöhnungsphase, und jetzt wird der Kindergarten ein wichtiger Teil unseres Alltags werden. Die Eingewöhnung in dieser Woche macht weitgehend Heiko. Emma und Alex genießen gerade nochmal zwei Wochen Urlaub zu zweit, bevor es ja dann demnächst wieder turbulenter hier werden wird. Die Schwangerschaft mit den Zwillingen ist schon jetzt ganz schön anstrengend und beschwerlich, und deshalb bin ich ganz froh darüber, dass ich nicht mit Kiko den ganzen Vormittag durch den Wald latschen muss.

Gestern Morgen war ich ziemlich emotional, als Heiko und Kiko hier losgezogen sind, wehmütig und superstolz und auch aufgeregt irgendwie. Kiko ganz stolz mit dem gepackten Rucksack auf dem Rücken und mit ihrem Laufrad. Ich hab ein paar wackelige Bilder mit meinem Telefon gemacht, nochmal kurz gewunken, und dann waren sie schon weg. Ich weiß, das ist der Klassiker schlechthin, das zu sagen, aber: Bor, echt krass, wie groß sie schon ist, und wie schnell das ging! Beim Frühstück hatte Kiko noch zu Heiko gesagt, dass er dann ja auch mal gehen könne zwischendurch, wenn sie mal allein sein wolle. Das war dann aber doch noch nicht angesagt gestern. Mal sehen, wie es heute wird!

Für Kiko gehört zum Kindergarten-Kind-Sein anscheinend dazu, auch Laufrad fahren zu können, weil sie jeden Morgen das Kind von gegenüber, das nur ein paar Monate älter ist als sie, mit dem Laufrad losfahren sieht. Deshalb hat sie in den letzten Tagen beschlossen, das jetzt auch endlich zu lernen. Bis jetzt war es ihr zu mühsam, weil es halt nicht so schnell wie selber rennen geht am Anfang. Emma und Alex verpassen gerade also nicht nur Kikos erste Kindergarten-Tage, sondern auch, dass sie mit dem Laufrad loszuflitzen beginnt jetzt. Ich schätze, das macht ihnen nix aus, weil wir alle ja von Anfang an Kiko nicht in jeder Minute mitkriegen. Nur ICH vermisse die beiden, weil ich all die großen Gefühle, die seit gestern in mir rumbrodeln, all das „Ich bin so stolz, ich bin so dankbar für unsere Familie, ich liebe euch alle so, ich freue mich so sehr darauf, wenn die beiden Kleinen uns noch bereichern, ich bin so verblüfft und auch irgendwie melancholisch darüber, wie schnell Kiko selbstständig wird…“ nicht sofort mit ihnen teilen kann.

Ein Baby! Ein Baby!

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, dass Sie sich so zahlreich versammelt haben, um sich die neuesten Nachrichten aus unserer Gemely anzuhören. Lange lange habe ich geschwiegen, dabei hätte es schon zu berichten gegeben, wie Kiko die lange (12 Tage) Abwesenheit der zwei Bioeltern verkraftet hat (gut), wie die zwei Bioeltern die lange Abwesenheit von Kiko verkraftet haben (gut), wie die Stimmung in der Gemely so ist (gut) und wie sich Kiko so entwickelt (fantastisch). Außerdem gibt es eine große Neuigkeit, die ich am Liebsten mit einem Ultraschallbild hier veröffentlicht hätte: Ein Baby! Yuriko ist wieder schwanger! Ungefähr am selben Tag, an dem die Gemely-Generalversammlung grünes Licht für ein weiteres gemeinsames Kind gegeben hat, wurde die Zeugung erfolgreich vollzogen. Wir waren platt; beim ersten Mal hatte es anderthalb Jahre gedauert und mit so etwas Ähnlichem haben wir auch dieses Mal gerechnet. Natürlich wirft das einige Planungen durcheinander, vor allem bei Yuriko, die nicht nur eine übers ganze Jahr stattfindende Seminarreihe mitleitet, sondern auch noch eine psychologische Weiterbildung absolviert. Beides wird dann wohl eingeschränkt und oder unterbrochen werden müssen. Da die Frauenärztin im Urlaub ist, gab es noch keine Erst-Untersuchung und einen Ultraschalltermin erst am 4. August.

Aber die Ereignisse überschlagen sich, und der Grund, dass ich mit dem Verkünden der frohen Botschaft jetzt nicht bis zum 4. August gewartet habe, liegt darin begründet, dass wir gestern aufgrund von untersuchungswürdigen Gebärmuttergefühlen im Krankenhaus waren und Yuriko dort an einem Samstag in den „Genuss“ einer Untersuchung samt Ultraschall gekommen ist. Die gute Nachricht: Da ist es, das Baby. Alles dran und das Herz klopft schnell in Verheißung eines aufregenden Lebens mit vier Eltern und einer Schwester. Und dann noch eine gute Nachricht: Noch ein Baby. Alles dran und das Herz klopft schnell… Äh Moment mal, wie bitte? Zwillinge? Ja! Nicht noch ein Kind, sondern noch zwei Kinder. Verhältnis Eltern-Kinder sinkt von 400 % auf 133,3 %. Ja, das ist blogwürdig; wenn wir euch das nicht erzählen würden, dann könnten wir uns komplett ins Private zurückziehen.

Es wird also 3 Mal so spannend, wie es bisher schon war, um mal bei der Statistik zu bleiben. Was uns gerade beschäftigt, könnt ihr euch selbst ausmalen. Windeln wechseln, Füttern, Herumtragen, ins Bett bringen, das ist mit einem Kind schon aufregend und bis gestern haben wir uns gefragt, wie das wohl gehen soll mit Kiko, die uns schließlich auch schon gut beschäftigt. Und das jetzt doppelt. Oh Glück, oh Weh, oh Glück. Wenn ich es Leuten erzähle, dann kriegen sie erst große Augen und sagen dann „Na, herzlichen Glückwunsch“, mit so einem komischen Unterton. Ich denke mir dann im Zweifelsfall immer: Na ja, wir nehmen halt alles mit.

Die Jahre 2015, 2016 (Geburtstermin Februar, aber Zwillinge kommen gern früher), 2017, 2018 (Zwillinge können vielleicht ab Herbst in den Kindergarten) werden nochmal so richtig spannend.