Zwischenmeldung

Hallo – ich hab mal 10 min Zeit, um von uns zu erzählen. Es geht gut, Kiko kann jetzt singen – naja, ganz süße Vokale von sich geben – und Fenchel halten und sie strahlt dich an, wenn du sie anguckst. Die Gemely-Routine läuft eigentlich reibungslos. Demnächst machen wir endlich mal wieder ein Treffen, nur wir vier plus Kiko.
Zwei Sachen vielleicht: Erstens, wir haben „windelfrei“ verlernt :-(. Fünf Tage unterwegs und dabei Plastikwindeln angehabt, schon konnten wir sie nicht mehr abhalten, Kiko pinkelte, wann es ihr beliebt, als hätten wir das nicht schon super trainiert gehabt.
Und weil dadurch jetzt immer alles nass und Kiko zwischendurch auch mal durchfallmäßig krank war (Selbst-Ansteckungsgefahr?), sind wir wieder zu (allerdings theoretisch kompostierbaren) Plastikwindeln übergegangen. Ein bisschen frustrierend, aber dadurch ist das Herumspielen und -tragen auch wieder einfacher geworden. Und tatsächlich hat Kiko in den Plastikwindeln mehr Bewegungsfreiheit als in den Stoffwindeln.
Das hätte ich mir vor ein paar Wochen nicht vorstellen können, dass wir diese zwei Stufen (von windelfrei zu Windeln, von Stoff zu Plasik) zurückgehen… Aber Kinderhaben scheint unberechenbar zu sein.

Das zweite, oh, da reichen die verbliebenen drei Minuten nicht mehr. Thema ist, dass möglicherweise doch ganz leise mal anklingt, ob die oder der sich genug engagiert… Wenn die oder der sich dann mal einen ganzen Tag überhaupt nicht bei den anderen meldet und die dann die Kinderbetreuung alleine machen, geht das? Oder ist das verboten?

Und wenn ich als Biopapa es z.B. gar nicht schlimm finde, wenn A-lex sich mal einen Sonntag lang zurückzieht, ohne Yuriko und mir Bescheid zu sagen – ist das dann ein Zeichen dafür, dass ich A-lex doch einem anderen Vater-Status zuordne als mir selbst???

Bezugspersonen

Erstens möchte ich drauf hinweisen, dass ich soeben noch einen neuen Beitrag zum 28.12.2012 hingepostet habe – wir haben nicht überall Internet, deswegen bleiben Beiträge auch mal liegen.
Schlaufone mit Dauer-Internet und so was gibt es auf unserem Planeten nämlich nicht. Wir sind das große Offline-Abenteuer!

Zweitens muss ich zu eben erwähntem Beitrag ergänzen, dass das Zaubermittel Kinderwagen ein wenig von seiner Zauberkraft verloren hat. Gestern war ich mit Kiko 20 Minuten unterwegs und habe auch die Tipps aus der einschlägigen Literatur befolgt, jedes Schlagloch mitzunehmen und generell den holprigsten Weg zu wählen – ohne Erfolg. Schnute ist nicht eingeschlafen.

Drittens möchte ich zur Bezugspersonenfrage was sagen/schreiben. Ich habe nämlich vorgestern selbst halb erfolglos versucht, die Süße mit abgepumpter Milch und dem „Calma“-Spezialaufsatz auf der Flasche zu füttern, als sie Hunger hatte und Yuriko auswärts unterwegs war – und auch nur mit mäßigem Erfolg. Sie hat zwar 25 ml getrunken, aber so glücklich wie beim Stillen wurde sie dabei mitnichten. Und dann war auch Schluss. Sie wollte das Plastikding nicht mehr. Als dann Yuriko zufällig schon nach Hause kam und übernommen hat, war das fürs Baby jedenfalls gut. Ich hätte sie herumgetragen und es immer wieder versucht… Ich hätte gar nicht allzu schlimm gefunden, dass sie noch weiter geweint hätte, aber besonders inspirierend wäre die Erfahrung für sie wahrscheinlich nicht gewesen (und übrigens kann Yuriko das viel weniger ertragen als ich, wenn die Kleine mal ne Weile weint).

Wenn wir wirklich vermeiden wollen würden, dass Yuriko Kikos Hauptbezugsperson würde, müssten wir alle – auch Yuriko – sie mit der Flasche füttern. Sonst fände sie die Brust immer besser. Und das würde Kiko eine wichtige Erfahrung von Geborgenheit nehmen und auch der Beziehung zwischen Kiko und Yuriko (warum habt ihr eigentlich alle so komische Blognamen… Fragt sich „Hei-ko“) eine supertolle Komponente nehmen, die wir beim Flaschenfüttern sowieso nicht hätten. Dieses Einschlafen mit der warmen Brustwarze im Mund… Ich kann schon verstehen, dass das schön ist. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich Ys Partner bin.

Also ist die Mutter die Mutter…? Ich finde es ok. Ob A-lex und Emma damit zufrieden sind, dann eben auch „nur“ Väter zu sein…? Actually, I hope so. Ich habe jedenfalls nicht den Anspruch, für politische Statements („Tod allen Rollen“) offensichtlich gut funktionierende Beziehungen (Mutter-Tochter) und Mechanismen (Stillen) zu opfern…

Ob sich darüber wohl jemand aufregt?

Übrigens ist es in unserer Gruppe gerade saugemütlich. Ich bin noch ein bissel krank und von den Feiertagen ist auch noch so eine leichte Gleichgültigkeit gegenüber der Schreibtischarbeit übrig geblieben… Wenn wir dann so zusammen in unserer Wohnküche samt großem Polsterpodest abhängen, dann kann ich schon ganz schön zufrieden sein.

eigentlich einfach

Mit einem Baby ist das Leben schön und eigentlich relativ einfach. Das Baby

1. Schläft
2. Strampelt und lacht
3. Isst = wird gestillt
4. Schreit
5. Schaut teilnahmslos in der Gegend herum (gruselig)

Zustand 2 ist besonders schön und den haben wir auch noch nicht so lange, Zustände 1 und 5 sind dafür entspannt – da kann man alles Mögliche andere dabei machen, je nachdem, ob das Baby in der Babytrage oder im Kinderwagen oder im Zimmer irgendwo liegt. Babytrage ist sehr komfortabel und man kann alles machen, was mindestens ein bisschen, aber nicht zu viel Bewegung bedeutet (nicht: Holz hacken, aufs Dach klettern, an der Kreissäge arbeiten – aber auch nicht lange am Kopierer stehen oder vor dem Bildschirm hocken. Schon: Einfache Montagearbeiten, Müll wegbringen, Leute besuchen und ausgeliehene Sachen zurückbringen und natürlich spazierengehen).

Mit dem Kinderwagen ist man etwas weniger flexibel, damit geht aber tatsächlich auch Holz hacken u.ä., man muss nur immer mal wieder nach der Kleinen schauen. Kinderwagen ist ein Geheimtipp – sie schläft schnell ein, ist an der frischen Luft, man kann sich in einem gewissen Radius um den Kinderwagen (mit Babyfon) frei bewegen und das Kind schläft oft noch fest lange, nachdem man es schon wieder rein ins Haus geholt hat. Richtig lange – stundenlang manchmal. Verblüffend.

Zustand 4 ist nicht gut – da empfiehlt sich, schleunigst was zu unternehmen. Oft hilft es, Yuriko anzufordern und Zustand 3 eintreten zu lassen. Ansonsten: Auf die leicht angezogenen Knie legen, wenn du auf dem Podest liegst/sitzt, entweder so, dass sie sich anschaut oder so, dass ihr Rücken an deinen Bauch lehnt – Herumtragen mit dem Kopf nach oben oder zur Seite, mit dem Gesicht nach oben oder nach vorn oder nach unten – alleine hinlegen; manchmal will sie genau das – oder Abhalten. Das geniale abhalten, davon muss ich sowieso berichten, ich weiß nicht, ob wir das schon getan haben.

Wir haben ja vor der Geburt schon darüber geredet, ob wir Kiko nicht windelfrei aufwachsen lassen. Es gibt da so Bücher. Darüber haben wir schon geschrieben.
Was von diesem Vorhaben übrig geblieben ist, ist jedenfalls das Abhalten. Jede_r von uns hat inzwischen erlebt, dass die Kleine sich vor dem Pinkeln oder Kacken bemerkbar macht. Ich war skeptisch, aber inzwischen ist es für mich total selbstverständlich, das Baby erst mal abzuhalten, wenn es drückt, allzusehr strampelt, gerade aufwacht (nachts!) oder weint. Sie fidnet das gut und wir finden das gut. Wir halten sie über die Schüssel, die wir immer im Raum haben (so eine Plastik-Nudelsalatschüssel mit 25 cm Durchmesser), halten die Beinchen etwas hoch und sagen ein Zauberwort, auf das wir uns geeinigt haben. Dann lässt Kiko laufen, wenn sie kann. Oder sie drückt oder tut, was immer dazu führt, dass sie kacken kann. Wir halten sie einfach so lange über die Schüssel, bis entweder Pipi rausläuft oder Kacke rausschießt oder sie zeigt, dass sie jetzt genug vom Abhalten hat – da streckt sie sich dann. Das macht sie auch, wenn wir sie abhalten wollen, sie aber gar nichts rauszulassen hat.

Wer immer sie von uns gerade abhält, ist dann immer sehr zufrieden, wenn was gekommen ist, und sie schaut auch immer sehr entspannt aus, wenn sie über der Schüssel hängt.
Wir ziehen ihr oft keine Windel an, sondern legen nur ein Windeltuch o.ä., am Besten auch noch was wasserundurchlässiges unter (nachts!), dann können wir sie sehr schnell und einfach abhalten und ihr Po bleibt auch dann trocken, wenn sie sich doch einpullert. Das passiert schon auch oft, aber Babypipi ist harmlos; wir trocknen die eingepullerten Stoffwindeln und benutzen sie wieder, wenn sie nicht allzusehr stinken. Während ich das schreibe, hängen überall Stoffwindeln in unserer Wohnküche herum, das sind wir schon gewohnt.
Jedenfalls haben wir sehr selten eingeschissene Windeln und müssen so nur etwa einmal pro Woche waschen, obwohl wir Stoffwindeln benutzen. Nach einer Woche haben wir dann nicht mal einen normal großen Windeleimer voll. Wie gesagt, das Abhalten ist großartig.
Nachts fängt sie an zu muckeln, wenn sie langsam aufwacht, dann nehme ich sie und halt sie über die Schüssel, sage unser Wort und schon läuft es los. Sehr befriedigend 🙂

Verzauberter Vater

Sechs Tage später

Da oben/da unten/vorhin musste ich unterbrechen, weil Kiko doch wieder aufgewacht war und bitterlich geweint hat. Da habe ich sie lange herumgetragen und nach einer Weile ist es wieder gut gewesen. Wenn sie innerhalb von ca. zwei Stunden erst gestillt wurde und sie dann weint, dann muss sie entweder kacken, oder hat ne nasse Windel oder es ist es dann scheinbar einfach so. Dann tragen wir sie herum, reden mit ihr, singen, versuchen verschiedene Positionen aus, reiben Bauch und Füße mit Vier-Winde-Öl ein oder ich lege eine meiner alten Geschichten-Schallplatten auf („Fünf Freunde und der Wanderzirkus“). Kann aber schon mal eine halbe Stunde Unglück bedeuten. Es hält sich allerdings in Grenzen, meistens wirkt unser Baby zufrieden und neugierig aufs Leben. Bei Yuriko wird sie manchmal schneller ruhig, durch das Stillen hat sie einen deutlichen Beziehungsvorsprung gegenüber Kiko, glaube ich, aber damit habe ich kein Problem (außer dass ich mich manchmal auch ein bisschen auf die Zeit freue, in der Kiko nicht mehr so muttermilchabhängig ist).

Gestern oder vorgestern habe ich sie in einem anderen Gebäude über dem Waschbecken abgehalten (das Abhalten zum Pinkeln oder Kacken funktioniert übrigens super! Wir erkennen einigermaßen, wenn da bald was kommt, dann ziehen wir sie untenrum aus und halten sie über Schüssel oder Waschbecken. Meistens ist das nach dem Aufwachen und nach dem Stillen eine sichere Nummer, dass sie dann pinkeln muss) und da war ein großer Spiegel über dem Waschbecken – das war süß, wie sie mein Spiegelbild angeschaut hat bzw. wie wir uns gegenseitig im Spiegel angeschaut haben. Gestern hab ich nochmal mit Yuriko darüber geredet, wie herzerweichend Kikos Blick ist, so ganz frei von allem, sie schaut einfach nur, minutenlang, direkt in die Augen, ohne Wertung oder die Frage, ob sie nicht besser die Augen abwenden sollte oder so… So einen Blick gibt es nicht unter Erwachsenen.

OK, offensichtlich ist hier ein Vater verzaubert von seinem Kind. Gibt es noch was Gemeinsam-Eltern-Erwähnenswertes? Ich fahre mal eben drei Tage weg, das habe ich letzte Woche angefragt und spürte ein „klar, mach mal, wir sind da“. Als ich das dann festgeklopft hatte, fühlte es sich bald nicht mehr so entspannt an, weil Emma eine Grafik-Deadline aufgedrückt bekommen hat. Da hörte ich dann auf einmal „das fühlt sich aber schwer an, zu zweit dieselbe Kinderbetreuung während Yurikos Diplomarbeitsnachmittagen aufrecht zu erhalten wie zu dritt – das fand ich dann doof. Ich finde super, dass ich mal eben wegfahren kann, aber ich will das nicht mit schlechtem Gewissen tun. Und Emma ist mit A-lex immer noch öfters weg als ich…
Aber ich habe nichts Ähnliches mehr gehört und jetzt (Montagmorgen) bin ich entspannt unterwegs. Wir hatten aber auch ein schönes Wochenende. Als da jede Menge Besuch da war – sowohl von Emma und A-lex als auch von Yuriko – da wollte jede_r immer gern das Kind nehmen. Da hab ich am Samstagabend einfach mal allein nen Actionfilm im Fernsehen angeschaut, weil eh alle beschäftigt waren und das Kind gern intergriert haben. Übrigens geht das Kind jetzt tatsächlich tendenziell ab acht, neun ins Schlafwohnzimmer, aber dort haben auch Yuriko und Besuch am Samstag noch Filme von Kikos ersten Tagen geguckt… „Die neue Richtlinie“ ist also nicht so streng und langweilig, wie ich oben befürchtet habe .

Nach dem betreuungsintensiven Wochenende hat sich die Gemely dann trotzdem noch (mehr zufällig) im dorfeigenen Café getroffen und das sehr genossen. Wir haben uns mitnichten satt. Vielleicht finden wir uns sogar noch immer spannender…

Wir machen alles anders

Ich habe gerade von Yuriko den Vorschlag gehört, ab jetzt abends zwischen 20:00 und 21:00 Uhr schon mit Kiko ins Bett zu gehen und richtig das Licht auszumachen, damit sie sich beruhigt und nachts schlafen kann. In so etwa den letzten zwei Wochen hatte die Kleene nämlich zwischen 19 und 24 Uhr oft viel geweint und geschrien und war kaum zu beruhigen. „Sie baut Stress ab, sie verarbeitet den Tag“ war daraufhin die einhellige Meinung in der Gemely. Der Tipp mit dem frühen ins-Bett-gehen kommt von einer anderen Mutter in unserer Bekanntschaft, bewährt hat sich der Vorschlag meines Wissens noch nicht – aber ich war auch zwei Nächte nicht „dran“, bin also nicht auf dem neuesten Stand der Erziehungsmethoden.
Jedenfalls, ich finde das nicht so attraktiv, um 8 Uhr mit dem Baby ins Bett zu gehen und schlug dann vor, dass man dann ja selbst wieder aufstehen kann, wenn Kiko schläft. Darauf hat Yuriko verhalten reagiert. Ich habe nachgefragt bzw. angeführt, dass der konventionelle/offizielle Schlafvorschlag ja sei, dass Baby im eigenen Bettchen und natürlich alleine schläft. Warum sollen wir das anders machen? Und dann musste ich mir tatsächlich was in der Richtung anhören, dass der offizielle Schlafvorschlag nun mal nicht den Bedürfnissen eines Babys entspricht oder so, jedenfalls hatte ich so den Eindruck, dass wir hier grundsätzlich gar nichts so machen dürfen wie so ziemlich alle anderen Eltern in diesem Land/die wir kennen – und das gefällt mir gar nicht. Meine Vorstellung vom Eltern sein ist, für Baby da zu sein und immer den Kontakt zu halten, und zu versuchen, Babys Bedürfnisse zu erkennen und zu erfüllen. Aber gleichzeitig weiter ich selbst, mit MEINEN Bedürfnissen, zu sein und diese zu achten. Das Baby hinlegen, wenn es schläft, und dann mit dem Babyfon vielleicht ein Zimmer weiter zu sein – warum nicht?
Während ich das hier tippe, liegt Baby auf unserer Podestmatratze und strampelt vor sich hin und wirkt vollkommen zufrieden. Jetzt schläft es gerade ein. Es ist warm im Zimmer und sie wurde gerade lange gestillt. Möglicherweise finden andere Gemelyteile, dass mensch gar nicht in den Computer hacken sollte, wenn Baby im selben Raum ist… Oder dass Baby möglichst immer in engem Körperkontakt zum verantwortlichen Gemelyteil sein sollte… O weia, so streng sehe ich das allerdings wirklch nicht. Gestern hatte ich sie tatsächlich die meiste Zeit auf mir liegen und das war auch schön, heute scheint sie ohne mich zufrieden und da tippe ich ein bisschen. So mach ich das gerade… Allerdings habe ich auch nicht solche schönen Stories zu erzählen wie Yuriko gerade eben, dass sie mit Kiko auf dem Schoß Geräuschemachen geübt hat…
Bin ich immer noch zu ungeduldig? Bin ich schon genug runtergekommen, um endlich beim Baby gelandet zu sein?
Das ist mein anderes Thema heute – ich bin da nämlich einen Schritt weiter. Gestern den ganzen Nachmittag fürs Baby verantwortlch zu sein, das war interessant. Nach einem gemeinsamen Mittagschläfchen habe ich etwas gelesen, dann war mir das zu unproduktiv – und ich habe mich gefragt, was ich alles machen könnte während der Babybetreuung. Ich wollte sie aber nichts ins Tragetuch packen oder in den Kinderwagen legen, weil sie sooo süß geschlafen hat und ich auch keine Lust auf die Action hatte. Mit Kiko im Tragetuch geht tatsächlich fast alles, mit Kinderwagen haben wir noch nicht viel Erfahrung, aber es gibt inzwischen auch ein Babyfon, das wir mit zu ihr legen (und uns selbst dann auch mal entfernen) könnten.
Also, was geht im Haus, wenn Kiko selig schläft? Das wurde eine ganz schön kleine Liste. Wäsche aufhängen und abnehmen gehört dazu, Baupläne machen (wir müssen mal Steckdosen verlegen, ich habe einen kleinen Plan gemalt, wo welche hinsollen), backen könnte ich mir mal aneignen, (weiter) Gitarre lernen. Staubsaugen findet Kiko ja auch sehr entspannend.
Ich kann den PC mitbringen und schreiben, so wie jetzt, den hatte ich gestern aber nicht da. Einen Fernseher haben wir nicht; ich könnte unter dem nicht ganz unwahrscheinlichen Protest der anderen mal die eine oder andere Fernsehserienfolge auf DVD gucken.
Die Richtung Gitarre und Backen finde ich aber am Spannendsten – und überhaupt mal das Gefühl gestern, so aus meiner Arbeit rausgenommen zu sein. Ich habe zwar selbst die Initiative gestartet, Internet in unserem Haus zu verlegen, aber es hat auch was, ein paar Stunden nicht ganz das machen zu können, was auf einer Berufs/Erwachsenen/Gemeinschafts/Kopfebene dran ist (in meinem Fall wäre das zur Zeit was Computer-/Datenbanktechnisches).
Also, da habe ich jetzt regelmäßig die Kleine und lerne mich dabei mal kennen, wie ich bin, wenn ich mehr oder weniger nichts tue/tun muss. Mitten am Tag. Und ich habe schöne Zeit mit Kiko – in der sie auf mir, an mir oder in der Nähe schläft oder herumschaut oder pinkelt oder von mir gewickelt oder gewaschen wird.
Das kommt daher, dass Yuriko seit dieser Woche weiter an ihrer Diplomarbeit schreibt und deswegen von uns mindestens für die Nachmittage, bis aufs Stillen, von Babybetreuung freigestellt wurde. Ich finde das toll, dass wir deswegen jetzt einen Wochenplan erstellen und ich weiß, wann ich bei Kiko bin und wann ich in mein Büro gehe oder was anderes mache.

Als Bio-Vater…

Ja hallo – jetzt komm ich auch mal ins Spiel. Ich bin Heiko, der Bio-Vater, der Freund von Yuriko (oder wie sie hier im Blog heißt) und der Vater von Kiko (oder wie sie hier im Blog heißt). Ich mach auch voll und ganz mit beim GemEly-Experiment und hab bis jetzt nur noch nichts geschrieben, weil ich überhaupt keine Zeit dazu hatte, den Blog auch nur anzuschauen. Jetzt habe ich damit angefangen und bevor es jetzt ewig dauert, bis ich mir alle Beiträge durchgelesen habe, schreibe ich jetzt an einem Ort ohne Internet ein paar Zeilen dazu, wie es mir geht. Ich finde nämlich zwar, dass alles hervorragend läuft und dass die Kleine ganz wunderbar ist, dass wir als Gruppe toll zusammenkommen durch die Elternschaft und dass ich mich auch nicht schlecht anstelle als Vater, aber wie Yuriko heute beim Mittagessen mit mir und Emma sehr gut auf den Punkt gebracht hat: Während die anderen drei Haupt-Co-Eltern (Emma, Yuriko und A-lex) durch unsere Elternschaft eher aufzublühen scheinen, hat mich das Ganze eher in eine gewisse Identitätskrise oder so geschoben. Obwohl ich der bin, der offiziell Elternzeit macht und dafür sogar Geld kriegt, komme ich überhaupt nicht runter. Ich bin permanent dabei, irgendwelche „wichtigen“ Sachen zu machen. Die Zeit mit Kiko nehme ich mir, wenn kein_e andere_r da ist, der sie nehmen will, und auch wenn ich mich freue, sie zu sehen, wie sie wächst und sich bewegt und mich anschaut und alles, kriege ich doch meine To-Do-Liste nicht aus dem Kopf. Noch den Müll von unserem Gelände räumen, weil doch für den Brandschutz die Bäume dazwischen gefällt werden müssen. Noch die Fassade des Bauwagens dämmen. Noch hier was basteln und dort was putzen. Dieses Projekt noch abschließen und jenes schon vorbereiten. Und wenn ich diese Sachen dann mache, bin ich meistens gar nicht glücklich. Da läuft also was schief, und auch wenn ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, mir das einzugestehen, bin ich doch sehr froh, dass das heute auf den Tisch kam.
Bevor Kiko da war, hatte ich schon volles Programm, habe Geld verdient für mich und auch noch was dazu für Yuriko, die noch studiert und nur ein bisschen Unterstützung kriegt. Ich habe mich in meiner Gemeinschaft engagiert und ich hatte meistens irgendein Kunstprojekt – ich habe Filme gemacht und ein Buch geschrieben. Das war immer super, das Schreiben oder das Filmen. Das hat mir auch die sonst oft langweiligen Brot-Jobs versüßt – Übersetzungen, Grafiksachen, PR-Kram, außerdem die Pflege meiner kranken Mutter. Meistens ging es mir gut – viel Kraft kam von der Kunst, aber auch Bücher und die Liebe zu Yuriko haben mich befeuert.
Auf unser Kind habe ich mich sehr gefreut – dass wir das als Vierergruppe großziehen (zur Info – Joel hat mal gesagt, dass sie sich nicht im engen Kreis der GemEly sieht, deswegen rede ich oft von vier Leuten, obwohl sie das in Blogeinträgen auch schon anders formuliert hat) fand ich gar nicht so relevant – es ist ja mein erstes Kind, da ist sowieso alles neu. Und nicht alles alleine verantworten müssen, das klang auf jeden Fall gut.
Jetzt sind neun Wochen vergangen und ich schreibe, dass es mir insgesamt nicht so richtig gut geht – aber womit genau nicht? Was ist daran „das Vater werden an sich“, was ist daran „mein eigener Film“, was ist daran vielleicht auch „das gemeinsam Eltern sein“?

Eine Sache ist, dass ich (leider) total auf Sachen-machen abgerichtet bin. Ich beschwere mich über meine To-Do-Listen und komm trotzdem gar nicht raus aus diesem Trott. Von längeren Reisen und Wanderungen weiß ich, dass ich auch anders kann, aber hier in meiner Heimatgemeinschaft schaffe ich das nicht – die E-Mails strömen weiterhin und überall um mich herum ruft mich meine Verantwortung. Eigentlich schalte ich zu Hause nur ab, wenn ich lese, Film gucke oder beim Sex. Vielleicht noch beim Baden in unserem Teich. Das ist der Teil, da fühle ich mich einfach ein bisschen verkorkst. Ich bin damit zwar ein produktiver Teil der Gemeinschaft (das die anderen oft genug in den Wahnsinn treibt mit seinem Leistungsdenken), aber jetzt heult mein Motor irgendwie auf wie im Leerlauf. Denn eigentlich habe ich gar nicht mehr so viel zu tun – ich habe meine Bezahljobs aufgegeben und könnte ziemlich viel mit Kiko herumliegen – aber das kann ich buchstäblich nicht. Ich meine, wenn ich das jetzt hier so schreibe, frage ich mich natürlich – warum denn nicht? Warum versuche ich es denn nicht?
Bis jetzt habe ich, wenn ich Kiko tagsüber hatte, sie meistens ins Tragetuch gepackt und dann mit ihr meine Runden erledigt – das Papier wegbringen oder im Zimmer meiner Mutter staubsaugen oder sogar am Computer arbeiten. Und dann war ich immer ganz stolz darauf, was ich alles schaffe, mit (trotz!) Baby. Bevor sie kam, habe ich mir für die Elternzeit vorgestellt, dass ich mit ihr im Tragetuch durch unser Dorf laufe und vielleicht mal ein paar Fotos mache (das ist zwar wieder was Nützliches TUN, aber bis jetzt war mir ja selbst das noch zu UNPRODUKTIV). Oder dass ich mit ihr oft in ein Waldstück gehe, das ich schön finde, dessen Begehung aber natürlich völlig sinnfrei ist, weswegen ich alleine nie dorthin ging.
Letzte Woche war ich mal krank, fällt mir ein, da lag ich dann tagsüber einfach mal mit dem Baby herum und das war auch schön (allerdings auch, weil meine Krankheit sich dann nicht mehr sinnlos angefühlt hatte – wenigstens konnte ich das Kind betreuen, damit die anderen was Nützliches tun können).
Je mehr ich schreibe, desto krasser finde ich mich selbst.
Als ich vorgestern dran war mit Babybetreuung und mir schon ausgemalt hatte, was ich mit Kiko im Tragetuch alles vollbringen würde (Brettertransport für meine Bauwagenfassade!), kam doch tatsächlich Yuriko an und schlug vor, mich und Kiko bei einem Spaziergang zu begleiten. Ich sagte ja, weil ich ja auch gern mit Yuriko zusammen sein will, aber tatsächlich kam ich damit gar nicht so gut klar – weil ich dachte, sie müsste das doch AUSNUTZEN, dass ich das Kind nehme, sie muss ihre knappe Zeit doch SINNVOLL VERWENDEN. Aber nein, sie genießt einfach den sonnigen Nachmittag. Unglaublich.

Na und das gemeinsam Eltern sein, was könnte das damit zu tun haben, wie es mir geht?

Mir war klar, dass es für mich ein einschneidendes Erlebnis sein würde, Vater zu werden und Elternzeit zu nehmen. Ich hatte sogar eine Hoffnung damit verbunden, dass ich nämlich mal runter komme von meinem Leistungstrip, mich mehr verbinde mit den Menschen um mich herum, mit dem Ort, an dem ich lebe, mit dem Elementaren. Weniger virtuell leben, mehr real. Mich von Baby verzaubern lassen.
Tatsächlich lebe ich mehr Gruppe, seit wir gemeinsam Eltern sind. Ich habe schon Schritte gemacht zu einem sozialeren Wesen, seitdem ich die anderen viel öfter sehe, weil wir oft zusammen essen und weil ich viel öfter in unserem Gemeinschaftshaus bin, weil wir da oft mit Kiko schlafen (manchmal schlafe ich mit Yuriko und Kiko auch in meinem Bauwagen).
Dadurch, dass mich die Babybelastung aber nur ganz soft erreicht (ich muss ja nur jede dritte Nacht unruhig schlafen neben Kiko und Yuriko, und tagsüber kann ich oft einfach arbeiten wie früher), ist aber vielleicht auch der große Knall ausgeblieben, der mir völlig klar gemacht hätte, dass mein altes Leben vorbei ist und ein Neues anfängt. Kiko soll doch nicht einfach nur ein Projekt sein wie ein Film oder ein Buch, Kiko soll Teil meines Bewusstseins und meiner Persönlichkeit werden – jedenfalls was Größeres als ein Projekt unter vielen, als ein Punkt auf der To-Do-Liste. Stattdessen hab ich jetzt manchmal ein bisschen Kiko, was nett ist, mich aber nicht dazu bringt, meine alte Haut abzulegen und mich neu zu erfinden.
Ich will von der armen Kleinen natürlich gar nichts verlangen, das liegt alles komplett in meiner eigenen Verantwortung, aber durch unseren hohen „Betreuungsschlüssel“ wird es mir halt (zu?) leicht gemacht, mich nicht zu verändern.
Vielleicht nicht schlecht, mir das klar zu machen

Ein andermal mehr.