Eben nach dem Licht aus machen – während Ta schon in den Schlaf dämmert, seine Hand um meine Finger, philosophiert Noam noch: „Was wäre, wenn wir sterben, Ta und ich?“ und später „Ich möchte niemals sterben, und ihr sollt auch niemals sterben.“
Ich erkläre ruhig und einschlaffördernd: Im Leben ist das halt so, dass manchmal traurige Dinge passieren und manchmal schöne. Vielleicht zieht mal ein Freund von dir weg, dafür lernst du einen anderen kennen. Oder es gibt mal was Leckeres zu essen und ein andermal schmeckt es dir gar nicht. Oder ein Spielzeug geht kaputt, aber dann findest du ein anderes in der Verschenkeecke [unseres Dorfes]. Manchmal bist du krank und traurig, und dann ist es mal wieder total lustig…“
Noam bringt den Gedanken auf den Punkt: „Und manchmal blinkt etwas und manchmal nicht.“
Äh ja. Genau.
Mit ein bisschen gutem Willen kann man diese Weisheit auch auf die Gemely anwenden. Während einiges blinkt (Kinder gesund, fit, zufrieden, geliebt und geborgen; Coronathema ist auch nur sehr soft zu spüren hier draußen bei uns; und ich hab persönlich ein sehr erfüllendes Jahr) blinkt manches nicht – insbesondere sollte hier im Blog schon mal angesprochen werden (finde ich), dass Emma sich zwar nicht aus der Elternschaft, aber doch aus der Mitgliedschaft in der Gemely-Gruppe irgendwie herausziehen will. „Irgendwie“, weil das natürlich nicht so einfach geht. Zunächst sucht sie räumlichen Abstand und will aus ihrem Zimmer in unserem gemeinsamen Haus ausziehen – in die Nähe irgendwo, mit eigener Kochmöglichkeit, mehr Raum für sich. Wie sie dann ihre Nächte und (halben) Tage mit den Kindern verbringt, ist überhaupt noch nicht klar. Als einer der Auslöser für ihr Abstandsbedürfnis nennt sie immer wieder mich, auch wenn es nicht so richtig konkret wird. Das macht mich etwas hilf- und machtlos. Selbst, wenn ich mir Mühe gebe und vermeide, zu kritisieren oder zu singen oder meine Wäsche aufzuhängen, was alles jedenfalls konfliktträchtig ist, macht Emma einen Bogen um mich. Das kann also auch passieren, auch in einer Gemely: Dass es dieses fiese irrationale „ich kann dich einfach nicht mehr riechen“-Phänomen gibt, das man eben leider nicht einfach mit einem guten Gespräch und einer Umarmung wieder auf einen guten Weg bringen kann. Ist vielleicht einigen aus vergangenen Beziehungen bekannt…?
Unsere Kinder wurden in einer „Familienratssitzung“ informiert und haben es mit Fassung getragen. Kiko war anschließend so superbrav (aufräumen, Geschirrspüler ein- und ausräumen), dass Psychologin Yuriko sofort vermutet hat, dass sie sich möglicherweise schuldig fühlt und entsprechend kompensiert, aber Kikos Verhalten hat sich schnell wieder normalisiert und das Chaos fühlt sich wieder ganz vertraut an. Mal sehen, wie das wird, wenn Emma wirklich ihren Krempel ausräumt.
Yuriko, A-lex und ich rücken damit automatisch näher zusammen. Die Kinder sind insbesondere A-lex gegenüber sehr anhänglich. Als Lieblingspapa hat er mich gerade überholt, das bereitet mir aber kein Kopfzerbrechen – ist eher eine schöne Entwicklung. Manchmal blinkt es zwar nicht, aber manchmal eben doch.