Heute hat mich zum ersten Mal einer von den Kleinen gefragt „Hast du heute die Nacht?“ Es ist immer noch ein bisschen so, als würde das Haustier auf einmal mit einem sprechen (und oft genug sind unsere Zwillinge im Spiel auch Katzen oder Hunde, die alles mögliche im Mund anschleppen…). Jetzt können die plötzlich sprechen. Manchmal muss man ihnen erst mal den Schnuller rauszupfen, um zu verstehen, was gebraucht oder erklärt wird, aber manchmal ist es auch glasklar: „Hast du heute die Nacht?“ Das war jetzt in diesem Fall Ta, unser Lockenkopf, der mich das gefragt hat, und ja, ich habe heute die Nacht. Und beide schlafen schon. Zähne geputzt und von der geliebten Nacktheit in gewindelten und verschlafanzugten Zustand versetzt – hab ich gut gemacht.
Vor dem Einschlafen habe ich ihnen, das passt zu den fortschreitenden Sprachkenntnissen, heute auch zum ersten Mal ein Kinderbilderbuch vorgelesen, eins, dass Kiko auch noch gerne liest (Mama Muh) und nicht nur eins von den Büchern für die ganz Kleinen (z.B. „Pip und Posy: Die kleine Pfütze“ – obwohl das auch ein ganz ganz tolles Buch ist). Und dann Buch weglegen, Licht ausmachen, kurzes Gemaule aushalten und dann dem Ta noch die Hand geben, damit er meine Finger festhalten kann. Paar Minuten später war schon Ruhe.
Beim Einschlafen habe ich an eine Situation im Urlaub gedacht, als ich mit den beiden bei einem anderen Kind zu Besuch war, das kaum älter war als sie, aber ein ferngesteuertes Auto hatte. Da haben die beiden gestaunt. Haben sie noch nie gesehen. Das hat mich gerade ein bisschen beschäftigt. Hier bei uns im Dorf gibt es kaum Elektronik für die Kinder. Waren sie da irgendwie unterlegen, als sie damit konfrontiert waren, dass ein anderer kleiner Junge mit einem ferngesteuerten Auto spielt? Glücklicherweise ging das sehr soft und ohne Wertungen vor sich – der Junge fand es schön, Noam und Ta alles zu zeigen und sie dann anschließend selbst damit spielen zu lassen. Wenn die Kinder solche Situationen etwas älter erleben, läuft das vielleicht nicht mehr so glatt, vielleicht gilt dann als uncool, wer bestimmte Gadgets nicht kennt. Andererseits sind Noam und Ta zu zweit und haben dermaßen Spaß miteinander, dass ein ferngesteuertes Auto da sowieso nicht mithalten könnte. Zusammen sind sie unbesiegbar.
Aber auch bei Kiko hab ich noch nicht erlebt, dass sie wegen mangelndem Aufwachsen in der Tüdeldüt-Welt dann in solchen Situationen außen vor wäre. Sie ist jetzt fast sechs und hat immer noch kaum Kontakt zu Elektronik, während andere Zweijährige schon Fotos mit den Handys ihrer Eltern machen. Trotzdem habe ich Kiko im Umgang mit anderen nicht unterlegen gesehen. Im Gegenteil. Obwohl sie oft erstaunlich unfreundlich zu anderen Kindern ist, wollen viele mit ihr spielen. Ihr fällt halt schnell was ein, was man machen kann – da reicht irgendwas, Stöcke, Steine, Wasser, Sand (das sind ja auch schon die wichtigsten Zutaten für z.B. einen Zaubertrank, falls Sie das noch nicht wussten).
Kein Grund zur Sorge also offensichtlich. Das ist ja auch genau der Grund, warum so wenig in diesen Blog geschrieben wird. Es läuft ziemlich glatt bei uns und es vergeht kein Tag, an dem wir das nicht aktiv wertschätzen. Wir haben wenig Geld und kommen nicht viel rum aber es geht uns doch echt sehr gut!
Kiko ist gerade mit A-lex auf Familientreffen in der Schweiz (ok, die kommen rum), wir anderen 3+2 sind hier in der Hitze (Sommer 2018! Wenn Sie diesen Beitrag in 30 Jahren lesen, fragen Sie jemanden, der dabei war!). Die Kinder waren in den letzten drei Monaten mehr nackt als bekleidet, wir Eltern ziehen uns auch manchmal einfach aus. Es gibt ein Planschbecken und im Dorf einen Teich und für die aktiveren Eltern (alle außer mir) auch diverse Freibäder in der Umgebung. Wir hüten die Kinder jetzt oft auch dann allein, wenn alle drei Kinder da sind, also auch am (kindergartenfreien) Nachmittag. Vor allem Emma und Yuriko sind da recht tough, ich mag das nicht so gern und wünsche mir, mit drei Kindern zu zweit zu sein. Aber ich krieg auch nicht immer, was ich will, und dann schaff ich es auch alleine mit den dreien. Kiko zieht eh schon gern mit Freindinnen los. Nächte sind immer noch Twins, frei, Kiko, frei, Twins, frei… Und das ist witzig: Denn es ist ja gar nicht schlimm, in unserer Familie die Nacht mit den Kindern zu haben. Es ist halt ein bisschen schöner, den Abend selbstbestimmt und/oder mit der Liebsten (oder jemand anderem Lieben) zu verbringen. Und dieser Unterschied zwischen „schön“ und „ein bisschen schöner“ führt dann im menschlichen Hirn (bzw. in meinem) schon dazu, sich nach den Kindernächten schon wieder auf die nächste kinderfreie Nacht zu freuen. Wenn ich also heute Abend die Kinder habe, habe ich morgen Abend frei – und freu mich drauf. Wenn ich heute Abend frei habe, freie ich mich auch drauf. Diese kleine Wellenbewegung zwischen schön und schöner trägt, glaube ich, dazu bei, dass ich eigentlich immer ganz froh bin 🙂
Und wenn es mir mal nicht so gut geht, dann hat das nichts mit der Gemely zu tun.