Vegane Babymilch

Das wollte ich schon lange posten: Wir ernähren unsere Kinder nämlich seit vielen Wochen schon erfolgreich mit veganer Babymilch aus eigener Rezeptur. Schließen aber jede Haftung aus, wenn es bei anderen Kindern nicht so gut funktioniert!!

Wir hatten ja nie genug Muttermilch für beide Zwillinge und haben deshalb Babynahrung aus Kuhmilchpulver zugefüttert. Inzwischen haben sich die beiden sogar selbst abgestillt, essen schon alles Mögliche dazu, wollen aber (vor allem nachts) immer noch was weißes Flüssiges.

Es gibt eine vegane Milchpulveralternative auf Sojabasis, die ist aber nicht bio und es wird auch nicht garantiert, dass die verwendeten Sojabohnen nicht gentechnisch verändert sind.

Und sonst haben wir nur ein sauteures französisches Produkt gefunden (30 Euro die Dose).

Wäre ja nicht schlimm, aber drei von vier Eltern sind überzeugte Veganer*innen und – viel wichtiger – besonders Ta war oft recht verschleimt, hat viel gehustet und wir hatten die Kuhmilch im Verdacht, das zu verursachen. Auch unsere Heilpraktikerin (zu der zumindest dieselben drei Eltern, die auch vegan leben, großes Vertrauen haben) fand das naheliegend und sie hat dann auch vorgeschlagen, doch einfach selbst was zu mischen auf der Basis von Kokos-Reisdrink. Sollten wir Hirse mit reinmachen, meinte sie, das sei kein richtiges Getreide (weil richtiges Getreide auch wieder verschleimt und außerdem Gluten und so…) und macht satt. Und dann (da wurde sie dann sehr vage) noch Wildkräutersmoothie oder sowas… (im Winter schwierig). Da haben wir dann rumexperimentiert; Emma hat (schon wieder war die Mathematik wichtig) anhand der Nährwerttabelle der gekauften Milchpulverbabymilch (Pre-Milch) ermittelt, was so ein Baby anscheinend braucht (soundsoviel Fett, Protein, Eiweiß usw.) und woher wir das vegan kriegen… Und dann mithilfe von Freunden ausgerechnet, woraus unsere selbstgemixte Milch bestehen soll.

Der Erfolg war groß – die Babys trinken das gerne und sowohl Ta als auch Noam sind wirklich gesünder, seit sie das bekommen. Und hier kommt das Rezept, auf das das Internet gewartet hat:

GEMELYS BABYMILCH VEGAN

(ergibt zwei Liter)

60 g Mandeln und 10 g Sesam zusammen einweichen, z.B. über Nacht.

Spülen und mit 760 ml Wasser mixen* (wir haben einen kräftigen Vitamix-Mixer).

Das durch einen Nussmilchbeutel (z.B. http://raw-living.de/equipment/universal-nussmilch-beutel.html) filtern, damit keine Stückchen die Babyflaschensauger verstopfen (die im Beutel zurückbleibende Pulpe bereiten A-lex (Rohköstler) und Emma mit Zwiebeln und Gewürzen zu einer Art Aufstrich zu, der lecker in Chinakohlblättern mit Sauerkraut o.ä. schmeckt).

Jetzt haben wir einen knappen Liter Sesam-Mandelmilch in Rohkostqualität (zumindest, wenn Sesam und Mandeln nicht erhitzt waren … Bei uns zu Hause ist Rohkost halt ein großes Thema…).

Dazu kommen: 50 g Hirseflocken (http://www.holle.ch/de_DE/bio-babybrei-hirse, allerdings finden wir dieses Produkt im Handel nur mit einem Reisanteil und nicht so, wie auf dieser Website dargestellt als 100 % Hirse…)

40 g Hanfsamen.

Das wird jetzt wieder gemixt* und muss dann auch wieder vorsichtig durch den Nussmusbeutel gedrückt werden. Die Pulpe verwenden wir nicht, weil sie nicht roh ist wegen der Hirseflocken… Kann natürlich jede*r so machen wie er/sie will. Wer kein*e Rohköstler*in ist, muss eigentlich nur einmal alles durch den Beutel drücken und kann mit der Pulpe tun, was er/sie möchte.

Jetzt geben wir einen Liter Kokos-Reisdrink (http://www.natumi.com/produkte/reis/reis-cocos.html oder http://www.provamel.com/de/produkte/kokosnussdrinks-reisdrinks/reis-kokos?cid=6685#product) dazu uns haben zwei Liter Babymilch, die unsere Zwillinge durch den Tag bringen.

Inzwischen sollten wir das Rezept mal verändern, denn sie sind ja schon größer und brauchen wahrscheinlich was Sättigenderes, aber momentan machen wir von allem einfach mehr rein, das ist auch nicht verkehrt. Und es wird ja immer mehr Banane, Gemüse(-brei) und inzwischen auch Brot gegessen.

Wir bereiten täglich diese zwei Liter Milch zu, bewahren sie im Kühlschrank auf, verwenden sie nach dem Erhitzen aber auch mehrere Stunden lang. Im Zweifelsfall probieren wir vorher, ob sie noch gut ist. Wir nehmen sie auch mal erwärmt in einer Thermoskanne mit, geht auch.

Da ich weiß, dass die Babys nachts mindestens 2-3 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten machen (lieber natürlich länger), stelle ich mir nach dem Füttern eine gekühlte Flasche mit 200 ml in einen Flaschenwärmer, der an einen Timer angeschlossen ist und erst nach zwei Stunden angeht. Dann habe ich eine warme Milch, wenn das Kind wach wird.

Übrigens geben wir den Kleinen noch täglich einen Tropfen B12 (https://www.kloesterl-apotheke.de/Produkte/Methylcobalamin-aktiv/pc/5161/), essen sie ohne Murren vom Löffel.

*zum Mixen, wer das nicht weiß: Lieber bei beiden Mixvorgängen nicht gleich die ganze Flüssigkeit zu den Nüssen/Saaten/Flocken geben, sondern erst mal das Feste mit einem Viertel bis Drittel der Flüssigkeit ordentlich kleinmixen… Und dann erst das restliche Wasser (beim ersten Mal) bzw. die restliche Mandelmilch (beim zweiten Mal) dazugeben.

Familienrat beschließt neue Kinderzeiten! Reproduktive Arbeit weiterhin besonders wertgeschätzt!

Ob das irgendwen interessiert, weiß ich natürlich nicht… Aber für uns ist das elementar, wie wir zu viert die Betreuung von drei Kindern in eine Woche mit Sieben Tagen, einer Hausbaustelle und vielen verschiedenen Arbeiten und Berufen aufteilen… Also entweder lesen und staunen oder wohlwollend ignorieren:

VORGABE:

Werktags vormittags ist Kiko im Kindergarten, da sind also nur die Babys zu betreuen, das haben wir immer zu zweit gemacht.

Ansonsten sind drei Kinder zu betreuen, das haben wir bisher nur Werktags in der ersten Nachmittagshälfte zu zwei gemacht, in der Regel waren das Yuriko und Emma. Es gab das nette Ritual des Kinderwagen-Waldspaziergangs. Babys im Kinderwagen, meist schlafend, Kiko zu Fuß oder auf dem Rad dabei, im Herbst kam noch täglich Pilzesammeln dazu. Geht jetzt aber nicht mehr, es ist Winter und kalt und Kiko hat nach Waldkindergartenvormittag keine Lust mehr auf rausgehen und wir auch nicht.

UMSETZUNG DER AUFGABE:

Bisher hatten wir Yuriko im Dauereinsatz und die anderen drei hatten mehr oder weniger Zeit für Hausbau oder Erwerbsarbeit mit dem Argument (das vor allem von Yuriko selbst kam), dass sie ja kein Geld verdient und deshalb bei den Kindern bleiben kann/sollte/will. Das sah so aus:

Yuriko: Immer bei den Kindern.

Emma: Drei Tage die Woche ganz bei den Kindern, an vier Tagen mindestens einen Vierteltag

A-lex und Heiko: Zwei Tage die Woche zu drei Vierteln bei den Kindern, an vier Tagen viertel bis halb bei den Kindern, einen Tag gar nicht.

Wir sind uns in der Gemely allerdings einig, dass Kinderbetreuung keineswegs einfacher ist als andere Arbeit und es hat sich jetzt auch gezeigt, dass Yuriko nicht mehr jeden Tag den ganzen Tag „die Kinder machen“ kann.

Da haben wir uns den Kopf zerbrochen und rumgerechnet und – Wunder der Mathematik – festgestellt, dass wir, wenn wir in Zukunft alle drei Kinder den ganzen Werktagsnachmittag zu zweit betreuen, genügend Zeit gewinnen, dass Yuriko auch nur noch drei Viertel jeden Tages Kinder betreuen muss. Es wird auch gerade leichter, die drei Kinder zu zweit zu betreuen, Kiko spielt mehr mit den Jungs oder genießt Zeit alleine.

Jetzt wird es so laufen:

Yuriko: Werktags drei Viertel des Tages bei den Kindern.

Emma: Drei Werktage ganz bei den Kindern, zwei Werktage gar nicht mehr

A-lex und Heiko: Einen Werktag ganz bei den Kindern, einen gar nicht, an drei Werktagen einen Vierteltag Kinder.

Am Wochenende hat jede*r von uns an einem Tag den Dreiviertetag die Kinder und am anderen den halben Tag.

Kinder verwöhnen?

Dem Projekt „Gemely“ geht es gut*. Im Moment ist es ein bisschen hart: Kindergartenferien und kranke Eltern haben unser ausgetüfteltes Schichtsystem außer Kraft gesetzt und vor allem Emma und ich sind im Dauereinsatz. Und wieder mal erlebe ich intensiv den großen Kinderwiderspruch (der wahrscheinlich in jedem meiner Blogeinträge Thema ist, entschuldigen Sie die Redundanz): 100 Glücksmomente pro Kind pro Tag: Wie sie lachen. Wie sie laufen. Wie sie brabbeln (Babys) und singen (Kiko). Und trotzdem finde ich es nicht toll, den ganzen Tag mit Kinderbetreuung zu verbringen, zu spielen, Babys herumzutragen oder mit ihnen an der Hand in der Wohnung hin- und herzulaufen. Und in den Momenten, in denen sie sich alleine beschäftigen, den Haushalt zu machen.

Dabei sind wir doch viele Eltern und stellen meistens einen Erwachsenen pro Kind ab. Das macht die Sache immer noch angenehmer, als alleine mehr als ein Kind versorgen zu müssen, wobei wir dadurch natürlich mehr Freizeit (bzw. Arbeitszeit) pro Erwachsenennase hätten. Sowieso höre ich immer die mahnende Stimme, wir würden unsere Kinder verwöhnen, allein deshalb, weil kein Kind normalerweise so viele Eltern hat (bei uns hat ja jedes Kind mehr als einen ganzen Elternteil für sich, rechnerisch). Aber kann man Kinder überhaupt verwöhnen?

Wäre es besser, wenn wir die Zwillinge entgegen ihrer Spiel-, Kuschel- und Bewegungswünsche den ganzen Tag mitschleppen würden? Wir nehmen sie ja schon mit, wann immer wir was zu tun haben, wo das möglich ist und das Kind müde oder entspannt genug für die Babytrage ist.

Wäre es besser, nur die kleinen Zwillinge zu betreuen und Kiko mitlaufen zu lassen/sich selbst zu überlassen? Das machen wir immer dann, wenn es für sie ok scheint, wenn sie selbst gerne alleine spielt oder raus will. Ihr gar keine exklusive Zuwendung zu geben, wenn sie die gerne will – fühlt sich nicht gut an.

Wäre es besser, die Kinder vor Fernsehern oder Tablet-PCs abzusetzen?
Denn eine dritte Alternative fällt mir gar nicht ein.

Ja, wir sind immer zu zweit und oft zu dritt für unsere Kinder da, und ja, das ist nicht immer lustig für uns. Aber ich sehe keine überzeugende bessere Lösung für die Familie. Außerdem wird sich wieder alles ändern, wenn Kiko größer und noch selbständiger ist und wenn Noam und Ta laufen können (sie sind kurz davor!).

Neulich war ich mal 5 komplette Tage allein mit Noam unterwegs. Lange Zugfahrten und Besuche bei meinen Eltern. Hab ich gut hingekriegt, war natürlich auch anstrengend (nicht mal allein aufs Klo…), hat mir einen schönen neuen Blick auf Noam alleine eröffnet, den ich im Alltag nicht habe, weil ich ihn da immer als Zwilling erlebe. Da habe ich mich zwischendurch auch gefragt, was ich hier mache – einen Urlaub, in dem er möglichst auf seine Kosten kommt oder eine Reise für mich, bei der er dabei ist? Ich denke, letzteres stand im Vordergrund, und ersteres hat er dabei auch bekommen. Wenn ich mir vorstelle, wie die Reise ohne ihn gewesen wäre – dann hätte ich zwar auf den Zugfahrten mehr gelesen und endlich mal die E-Mails des Sommers bearbeitet, aber intensiver wären die Besuche bei den Verwandten auch nicht gewesen. Und die bayerischen Butterbretzeln hätten ohne sein Mitessen auch nicht besser geschmeckt.

Als ich dann wieder hier war und die Nacht mit ihm hatte, habe ich dann auch zum ersten Mal in einer Babynacht ferngesehen. Mit Kopfhörer, während Noam schlief, sein Bett so abgedeckt, dass er den Bildschirm nicht flimmern sieht. Kleine Schritte der väterlichen Emanzipation also.

Übrigens verbringen wir die Nächte zur Zeit einzeln mit den Kindern. Vorher schliefen sie zusammen im Obergeschoss unseres ersten (kleinen) Hauses: die zwei für die Babynacht zuständigen Eltern brachten je ein Kind ins Bett, dann legte sich eine*r bei ihnen hin, bereit, die folgenden Fütterungen durchzuführen, und derdie andere legte sich in sein/ihr eigenes Bett und durfte ab drei Uhr morgens als Ablösung angerufen oder angefunkt werden. Die Babys wachen nämlich jeweils (!) ungefähr dreimal pro Nacht (!) auf und haben Milchhunger.

Seit Ta neulich mit (für seine kleine Lunge) schwerer Bronchitis im Krankenhaus war und danach eher unruhige Nächte hatte, haben wir sie nachts getrennt und das beibehalten. Da ich als einziger in einem beheizten Zimmer in einem Nachbarhaus wohne (zur Erinnerung: Unser eigenes neues Haus wird erst dieses Jahr 2017 fertig), schläft seitdem immer eins der Kinder bei mir im Zimmer (es sei denn, ich habe frei, aber weil andere Eltern meist krank waren, hatte ich eigentlich nicht mehr frei). Wir Eltern sind dadurch meist ausgeschlafener, ich auf jeden Fall, weil ich nicht mehr in Versuchung komme, fast die ganze Nacht allein mit zwei Babys zu verbringen – vorher hatte ich so einen Ehrgeiz, die Ablösung erst möglichst spät zu rufen und eine Zeit lang habe ich die Nacht von Samstag auf Sonntag ganz allein mit den Babys gemacht.
Das passiert jetzt nicht mehr, dafür kann ich ganz gut einschätzen, wie viel die Babys schlafen, und kann mir (gestern) abends auch mal einen Tatort reinziehen oder (heute, es ist 3:51 Uhr) mal am Blog schreiben. Heute schläft Ta bei mir, der übrigens genauso wunderbar ist wie Noam, nur ganz anders. Ta knibbelt beim Einschlafen immer so an meinen Händen herum und streichelt immer über meine Haus – bis er dann gleichmäßig atmet.

Wir haben im vergangenen Sommer so wenig geschrieben, hatten so wenig Zeit… Wir wurden auch nicht mehr von Kameraleuten oder Reporter*innen besucht. Dabei ist es bei uns doch eher spannender geworden. So viele Kleinigkeiten, die wir regeln mussten und geregelt haben, um die Kinder zu viert großzuziehen und nebenbei trotzdem noch ein neues Haus zu bauen und in unseren Berufen zu arbeiten…

*bzw. ganz aktuell, zwei Tage später, als ich diesen Beitrag endlich hochlade: Gerade sieht es so aus, als ob wir irgendwas ändern müssten, so weiterpowern wie letzten Frühling/Sommer/Herbst schaffen wir gerade nicht… Mal sehen… Wenn sich ein*e Leser*in berufen fühlt, uns mal ein paar Tage/Wochen gegen Kost und Logis zu unterstützen, schreibt uns (per Kommentar)!! Damit wir unser Haus fertig kriegen, ohne am Ende alle am Stock zu gehen…

Abschiedskuss

Weiterhin ist kaum an ausführliche Blogeinträge zu denken – das Haus ist zwar bestimmt zur Hälfte fertig, aber der Bau hat zumindest meine Zeit weiter fest im Griff. Kiko und ihre Brüder tun das Übrige. Freizeit (und Schreibzeit) ist rar. Das System Gemely funktioniert aber weiter zuverlässig. Alle ziehen an einem Strang und wenn mal jemand eine Pause braucht und/oder krank ist, versuchen die anderen einzuspringen. Und die Babys lieben ihre Schwester, himmeln sie an, lassen sich kitzeln und drücken. Umgekehrt genauso. Die drei haben nochmal eine ganz andere Ebene miteinander als wir Erwachsene mit den Kindern – und das wird ja noch wachsen. Ich bin gespannt. Gut, dass wir uns haben!!
Eine Kleinigkeit wollte ich mal eben erzählen, und zwar eine interessante Marotte von Kiko. Sie lässt sich ja ohne Murren auf unsere Schichtwechsel ein – egal, was die Antwort auf ihre Frage „Wer hat die Nacht?“ ist, sie beschwert sich nicht. Wenn ich mich aber verabschiede (bei den anderen ist es ähnlich, aber zwischen ihr und mir fällt es mir echt auf), dann will sie einen Abschiedskuss, aber dieser Kuss muss das Letzte sein, was ich in ihrer Anwesenheit noch mache. „Aber dann sofort gehen!“, fordert sie. Wenn ich nach dem Kuss mit ihr noch mal an den Tisch gehe und was trinke, braucht es einen weiteren Abschiedskuss.
Echt schräg. Wenn ich tue wie geheißen, dann ist der Abschied mit ihr angenehm knackig und schmerzlos. Kuss und raus. Aber klar, wenn wir neue Familienkonstellationen erfinden, erfinden unsere Kinder neue Umgangsformen dafür…

Was für ein Sommer

Seit Tagen bin ich in Hochstimmung. Die Babys reagieren seit vielleicht zwei Wochen beide viel wacher und begeisterter darauf, wenn mensch sich mit ihnen beschäftigt – und ich habe plötzlich das Gefühl, dass Noam und Ta tatsächlich mich wahrnehmen, wenn ich komme, mit ihnen schäkere und spiele und sie in den Arm nehme. Noam futtert Brei und gerät ganz aus dem Häuschen, wenn er ein Melonenstück in den Mund geschoben bekommt, dreht sich auf den Bauch und strotzt vor Lust auf Bewegung und Leben – und Ta gibt das schönste Kichern von sich, wenn ich ihn auf Hals, Bauch oder Wange knutsche (am besten mit babykompatiblen Geräuschen). Tatsächlich genieße ich die Zeit mit ihnen, trotz all der Arbeit, die noch getan werden muss. Und die Nächte mit den Babys sind auch nicht mehr schlimm, ich mache die jetzt manchmal auch ohne Not alleine und rufe Yuriko (die allerdings langsam urlaubsreif ist) nur einmal nachts zum Stillen. Kann passieren, dass sie und ich trotzdem von 22:00 bis 5:00 Uhr durchschlafen und ich dann nach dem Stillen gemütlich mit den Zwillingen aufstehe, während sie nochmal weiterschlafen geht. Dann liegt Noam vielleicht noch zwei Stunden zufrieden mit seinem Babyspielzeug rum und Ta schläft noch eine Runde oder sitzt auf meinem Arm, während ich frühstücke oder sogar lese oder telefoniere. Und dann kommt irgendwann Kiko und begrüßt ihre Brüder und manchmal setzt sie sich zu ihnen (oder einem von ihnen) in das laufstallartige Babypodest und singt ihnen was vor oder erzählt ihnen, dass sie keine Angst vor dem Fuchs haben müssen. Es kann also wirklich schön sein. Drei Kinder zu viert – im Allgemeinen geht das gut. Yuriko soll demnächst mal ein Wochenende für sich bekommen, da fahre ich dann mit Kiko weg und A-lex und Emma nehmen die Babys. A-lex hat neulich auch gesagt, dass dieser Sommer entspannter ist, als er es sich vorgestellt hat und Emma hat zumindest noch vor wenigen Wochen gesagt, dass sie die Zeit mit den Babys immer genießt. Sie und Yuriko haben ja den unglaublichen Urlaub mit allen drei Kindern gestemmt, der A-lex und mir viel extra-Zeit geschenkt hat: Acht Tage im Allgäu. Hat gut geklappt, war aber natürlich anstrengend mit 150-%-iger Dauerverantwortung. Auch im Alltag nehmen die beiden Mütter in jeder ersten Nachmittagshälfte alle drei Kinder mit auf einen Spaziergang – ein Ritual, das den Babys einen Mittagsschlaf im Zwillingskinderwagen beschert und das Kiko auch sehr bald als regelmäßige Einrichtung eingefordert hat: Sie fährt in ihrem alten Kinderwagen mit und kann sich da ein bisschen vom anstrengenden Kindergartenvormittag erholen.
Meine gute Stimmung hat vielleicht auch damit zu tun, dass wir einen großen Teil der Baustelle erfolgreich hinter uns gebracht haben – und dass unser ausgetüftelter Kinderbetreuungsplan, der mir fast volle vier Baustellentage (7-16:30 Uhr), A-lex genug Zeit für seine Firmen und Emma und Yuriko gerade (knapp) genügend Freiraum gewährt, tatsächlich funktioniert hat. Natürlich ist das Haus noch nicht fertig. Aber ich genieße diese Tage, in denen groß und schwer zu sehen ist, was wir alles schon geschafft haben. Am 5. August ist Richtfest. Was für ein Sommer…

Baustelle & Babys

Da ist er, unser Nadelöhrsommer: Die Bauarbeiten für unser großes neues Haus haben begonnen, ich (Heiko) bin viel damit beschäftigt, A-lex hat neben seiner Ganzjahresfirma auch noch seine Sommerarbeit aufgenommen, Emma hat auch noch einige berufliche Verpflichtungen, Yuriko ist immer für alle Kinder da und die Zwillinge schlafen längst nicht mehr den ganzen Tag. Es ist der Wahnsinn. Und gleichzeitig machbar und sogar schön und manchmal sogar einfach. Obwohl ja jetzt rein rechnerisch immer nur eine*r von uns vieren was anderes machen kann als ein Kind zu betreuen. Abgesehen von der Zeit, die der Kindergarten uns verschafft, damit ist Kiko ja wenigstens werktags vormittags gut versorgt.

Im derzeitigen Alter braucht tatsächlich jedes Kind meist eine erwachsene Bezugsperson. Die Zwillinge zu zweit zu nehmen, das geht nur, wenn sie schlafen (nachts schlafen sie glücklicherweise ziemlich gut und lang) Inzwischen wollen sie bespielt werden oder herumgetragen, abgesehen vom Wickeln und Füttern. Und Kiko fordert ihren Platz vehement ein – es kommt vor, dass sie sich auf Yurikos Schoß wirft und versucht, den zu besetzen, bevor jemand ein Baby draufsetzt, damit Yuriko stillen kann. Da braucht es Verständnis und Fingerspitzengefühl, bei all der nötigen Klarheit darüber, dass sie kein Baby zwicken oder treten darf. Eigentlich ist sie sehr süß zu ihren Brüdern – aber eben auch voller Energie und auch voller widersprüchlicher Gefühle. Sie kann schon sehr selbständig sein – aber manchmal ist sie Baby und „das Baby kann noch nicht laufen und muss herumgetragen werden“. Sie turnt den ganzen Tag herum und jetzt im Sommer erinnert sie uns an die glücklichen und pfiffigen Kinder aus Astrid Lindgrens Büchern.

Heute war ein so heißer Tag, dass wir die Babys draußen nackt auf eine Decke legen konnten (bei Jungs immer spannend: wohin werden sie pinkeln?). Noam, der immer noch größere, fand das ganz wunderbar, hat gegluckst und sich gefreut und sich dann zum ersten Mal alleine auf den Bauch gedreht (und den Arm darunter befreit). Ta wollte davon noch nichts wissen, obwohl er andere Dinge gut kann: Greifen, mit den Händen spielen, alleine einschlafen. Wie Emma geschrieben hat: ganz verschiedene Personen werden das. Sie staunen sich an, wenn sie nebeneinander liegen, jeder von ihnen wird immer seinen Bruder haben – das ist was Besonderes.

Wie geht es mir?

Na ja, man wächst mit seinen Aufgaben. Die Baustelle ist gut durchgeplant und vor meinem geistigen Auge ist es schon Winter und ich mach noch den Innenausbau fertig… Momentan habe ich fantastische Hilfe – wer in Gemeinschaft lebt, darf sich immer wieder über schöne menschliche Überraschungen, zum Beispiel in Form von tollen netten Mithelfer*innen freuen, die einfach unverhofft auftauchen. Das Fundament ist gut geworden, alles passt genau. Bald geht der Holzbau los. Und ich habe tatsächlich noch Zeit für einen Blogeintrag (abends um 22 Uhr, bevor ich gleich noch arbeite). Ich habe Kiko ins Bett gebracht und sie schläft ein paar Meter neben mir. Normalerweise schlafe ich mit ihr ein und wache dann erst nach Mitternacht wieder auf und arbeite dann; aber heute war es noch so hell und sie so müde – da kam ich noch mal hoch.

Ich denke schon manchmal daran, was ich mache, wenn das Haus fertig ist. Das ist ein gutes Zeichen, ich halte es also auch unterbewusst für machbar, unser Projekt.

Heute war Sonntag und ich hatte mit Yuriko die Babys. Gestern habe ich gestaunt, als Emma gesagt hat, dass Noam ja immer nur einschläft, wenn man im Manduca ein Tuch über ihn legt: Das wusste ich nicht. Als Kiko klein war, wussten alle Eltern immer alles über sie. Bei den Zwillingen war es bis jetzt schon oft so, dass ich halt „einen Zwilling“ herumgetragen habe und fast egal war, wer es war. Heute hab ich mich mal etwas besser konzentriert und den Vormittag mit Noam verbracht. Im Gegensatz zu Kiko damals schläft er nicht besonders fest, wenn er im Manduca sitzt und ich mich mit ihm hinsetze, um zu lesen. Alle paar Minuten musste ich eine weitere Runde ums Haus drehen (mit Tuch über ihm), damit er weiterschläft. Dann kam Kiko irgendwann unglücklich mit ihrer Babysitterin zurück, sie wollte sich nicht von ihr betreuen lassen. Emma und A-lex waren eigentlich für Kiko zuständig, hatten sich aber einen Paarvormittag organisiert. Anstatt sie da rauszureißen, hab ich Noam auf die Decke gelegt und Kiko dort Brote geschmiert, so haben wir eine ganz nette Zeit verbracht. Bis Yuriko mit Ta kam und wir zu fünft waren – wenn Yuriko dabei ist, finde ich es eh immer leicht (im Zweifelsfall gibt es dann die Brust).

Unter der Woche ist es nicht immer einfach; dadurch, dass so viele Eltern immer zusammen sind, gibt es auch oft Missverständnisse oder Unklarheiten, die nicht leicht zu klären sind, weil Kiko ja meistens dabei ist und alles versteht. Wir wollen nicht (auch wenn wir nicht schaffen, das ganz zu unterlassen), dass Kiko uns darüber reden hört, dass wir die Kinderbetreuung als Dienst oder Last empfinden oder der Meinung sind, jemand anderes „wäre jetzt dran“ oder so was. Obwohl es durch die ganzen anderen Verpflichtungen natürlich schon auch eine Belastung ist, immer für die Kinder da zu sein. Ich sage ehrlich (und hab das ja schon immer gesagt): Die Kinderbetreuung ist die größte Herausforderung. Dagegen ist die Baustelle was Einfaches. Eine halbe Million Euro Finanzierung auftreiben, Bauleitungsverantwortung übernehmen, morgens um 7 anfangen zu schaufeln, schleppen oder zu sägen: alles leicht verglichen damit, die Kinder liebevoll durch einen weiteren Tag zu begleiten. Aber auch das schaffen wir. Tolle Gemely.

Viel vor. Keine Zeit für Blog…

2016 haben wir viel vor. Wir bauen ein Haus und ich als einstmals ausgebildeter Zimmermann muss kräftig mithelfen, damit wir das auch bezahlen können. Wenn ich dadurch weniger Kinderdienste machen kann, müssen die anderen mehr tun, obwohl insbesondere A-lex beruflich auch schon ausgelastet war. Blogschreiben wird jedenfalls zum Luxus, wahrscheinlich komme ich in den nächsten Monaten überhaupt nicht mehr dazu. An den Kindern haben wir kaum versucht, Zeit zu sparen: Für die Zwillinge sind immer zwei Eltern eingeplant, in den nächsten Monaten neben der momentan fast 100-%-igen Mutter Yuriko vermehrt Emma (ja, dieses Jahr wird es so sein, dass die Gemely-Mitglieder mit Gebährmutter mehr Kinderdienste machen als die ohne Gebärmutter – aber wenigstens in vollem Bewusstsein dieser Tatsache). Und Kiko hat weiterhin fast zu jeder Zeit einen Elternteil für sich.

Letzteres hat, glaube ich, ihren Übergang vom Einzelkind zum Geschwisterkind sehr abgepuffert. Für uns Erwachsene ist die Freizet sehr viel weniger geworden, aber ihre Zeit mit einem Elternteil ist fast gleich geblieben. Sie ist sehr süß zu den Babys und gibt sich jetzt auch mal mit dem „Vorderschoß“ (ihr Begriff) zufrieden, wenn der eigentliche Schoß von einem Baby belegt ist, z.B. weil Yuriko gerade stillt. (Sie sitzt dann kurz vor dem Knie des Elternteils). Dass sie ihre Bedürfnisse für die Babys tatsächlich groß zurücksteckt, kann mensch nicht behaupten, aber das wäre wohl zu viel verlangt für ein dreieinhalbjähriges Kind. Sie findet dann ganz pragmatisch „jetzt kannst du ihn doch mal weglegen“, wenn sie auf einen vom Baby belegten Arm will. Und in den letzten Wochen habe ich sie auch lauter und manchmal (Achtung, unzulässig vereinfachendes Adjektiv:) nerviger erlebt in gemeinsamen (Essens-)Situationen. Sie hat wohl schon das Gefühl, ihren Platz behaupten zu müssen und trompetet laut in Gespräche oder so. Vielleicht hat es auch mit dem Alter zu tun. Neulich hatte ich zwei Stunden mit ihr, da habe ich sie gar nicht wiedererkannt, da war es wirklich, als „spiele“ sie eine total ungehaltene Erwachsene, rief dauernd „Mann!“ und dann erklärte sie leise vor sich hin, was sie völlig unmöglich findet (es war aber alles ausgedacht).

Ich sehe das interessiert und manchmal verwundert. Meistens ist der Kontakt mit ihr sehr innig. Und sie kommt auf sehr lustige Spielideen und kann schon messerscharf schlussfolgern. Nachts wachte sie auf, als ich am Schreibtisch saß und arbeitete, und rief „ich will kuscheln!“. Und ergänzte mit dem Lächeln der Erkenntnis und einem Tonfall des Schulterzuckens: „Und dafür brauch ich dich natürlich!“ Da lege ich mich doch gern dazu.

Die Zwillinge machen jetzt schon lustige Geräusche und endlich können wir sie ohne riesigen Aufwand mit nach draußen nehmen. Das Zwillingstragedings verstaubt im Schrank, wir sind mit Manduca und Tragetuch unterwegs sowie mit unserem Zwillingskinderwagen. Da schlafen die beiden schnell ein und schlafen lange. Überhaupt, am Abend wird oft geweint, da tun die Bäuche weh oder so; den Rest der Nacht und tagsüber sind die beiden ganz zufrieden und wir dann natürlich auch. Immer noch unfassbar, dass wir jetzt drei Kinder haben.

Es gäbe so viel zu erzählen, aber ich muss schon gleich wieder los. Vielleicht das noch: Wir haben uns vorgestern ganz konkret zur Frage getroffen, wie wir gemeinsam fürs Alter vorsorgen wollen, und haben dabei unabhängig voneinander den Wunsch erklärt, am besten für immer eine Familie zu bleiben und z.B. das Geld zu teilen, auch, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind. Obwohl keine*r vorhersagen kann, was wir dann für Bedürfnisse haben. Natürlich kann es immer sein, dass eine*r mal auszieht oder so. Aber das Treffen war schon was Besonderes.

Ich wünsche einen schönen Sommer! Vielleicht könnten wir im Baugäste gebrauchen (die auch wirklich mit anpacken können, z.B. ab August zum Strohballeneinbau; unser Haus wird mit Strohballen gedämmt) oder jemanden, der sich als Entlastung mit um die Kinder kümmert, ggf. könntest du einen Kommentar hinterlassen, dann melden wir uns (bitte stets geduldig sein, bei uns allen vieren bleiben gerade Mails liegen…)

Leben zu siebt

Die Zwillinge sind da!

Und haben aus einer ganz normalen, beschaulich das Leben genießenden Gemely (so nennen wir unsere Co-Elternschaft aus vier Erwachsenen und bisher einer 3-jährigen Tochter) einen 7-köpfigen Dauerbeschäftigungszustand gemacht.
Die gute Nachricht: Wenn ich alle drei Tage 24 Stunden lang zusammen mit der Milch pumpenden und stillenden biologischen Mutter Babydienst habe, bin ich danach weich und glücklich. Komme gut damit klar, dass wir vier Erwachsenen jetzt viel öfter zusammen sind und mit unseren jeweiligen Schrullen leben müssen, und stecke auch den verpassten Schlaf der Babynacht gut weg.
Freizeit ist allerdings selten geworden und beruflich sowie ehrenamtlich muss ich mich auch rarer machen. Zu sehen, wie wenig Schlaf die Biomutter (meine Partnerin) bekommt, ist betrüblich, und dass wir überhaupt keine Zeit mehr nur zu zweit haben, sollte bitte kein Dauerzustand werden.

Was bisher geschah

Eigentlich hatten wir uns zu fünft sehr gut eingerichtet. Unser erstes Kind gedeiht prächtig und macht im Alter von bald dreieinhalb Jahren so richtig viel Spaß. Wir wollten auch deshalb noch ein Kind, weil wir ihr ein Geschwisterchen gegönnt haben; noch jemand, der in einer (trotz des großen Erfolges) leider doch ungewöhnlichen Familienkonstellation aufwächst.
Dass sich da zwei Kinder in den Bauch geschlichen haben (und so schnell: Am Abend der Entscheidung für ein zweites Kind wurde schon gezeugt!), war eine Überraschung. Und hat leider dazu geführt, dass die Biomutter vor der Niederkunft drei Monate liegen musste und die Zwillinge nach der Geburt noch 6 Wochen in Krankenhäusern aufgepäppelt werden mussten. Aber am 22. Januar durften sie nach Hause, und dort haben wir unser Wohnzimmer zum Babyschlaflager umfunktioniert.

Alles neu

Während wir vorher für jeden Elternteil den komfortablen Rhythmus von drei freien Nächten und dann einer Nacht mit dem Kind gepflegt hatten – tagsüber waren dank Kindergarten meist sogar nur noch zwei Bezugspersonen nötig, die sich die Nachmittagsbetreuung teilten – haben wir jetzt jeweils nur noch alle drei Nächte frei, die Biomutter Yuriko gar nicht: Jeder nicht-milchgebende Elternteil hat 24 Stunden Babydienst mit Yuriko, von Abend bis Abend, dann eine Nacht frei, dann einen Abend das „große“ Kind. Dann wieder Baby, frei, Kind. So sind immer zwei Leute mit den Zwillingen beschäftigt – entweder gleichzeitig, wenn beide Hunger haben oder Bauchweh oder sonstwie bespaßt werden möchten – oder einer für beide Babys, damit die andere Person zum Schlafen kommt. Gestern Abend zum Beispiel hat A-lex die Nacht mit unserer Tochter gemacht, das heißt, er schlief in ihrem Zimmer. Emma hatte frei und hat sich nach ein bisschen Kuscheln mit A-lex in ihren Bauwagen verzogen. Yuriko konnte nach Stillen und Essen und Pumpen um halb elf endlich schlafen gehen und ich blieb bis halb vier Uhr morgens bei den Babys: Füttern, wickeln, herumtragen, dazwischen (mit dem jeweils am hörbarsten meckernden Baby auf dem Arm) eine Folge Serie gucken und später sogar noch etwas arbeiten (find ich immer witzig, wenn meine Mails um 3 Uhr nachts verschickt werden, das macht doch was her…). Um halb vier Übergabe an Yuriko und vier Stunden schlafen, dann wieder Einsatz für die Babys mit etwas Computerarbeit nebenbei. Heute Vormittag habe ich getippt, dabei 80-Jahre Platten gehört (Men without Hats, Bananarama) und beide Babys haben zufrieden vor sich hin gedöst – ein toller Moment.

Wie weiter?

Nach etwa zwei Wochen Babys im Haus ist immer noch alles neu. Einerseits überkommt mich zuweilen Panik, wie wir das alles schaffen sollen: Wer verdient jetzt eigentlich noch das Geld für uns sieben? Wir wollen in diesem Jahr ein Haus bauen! Wann soll ich alles schaffen, was um mich herum zu tun ist?
Andererseits leben wir ein absolut intensives Leben ganz im Moment. Die Babys wachsen und sind gesund, das Allerwichtigste. Jede neue Woche mit ihnen wird wieder einzigartig. Wir bewähren uns, einzeln wie zusammen. Wir schaffen es, unsere Tochter sanft ins Leben einer Schwester zu führen (jetzt hat nicht mehr jeder sofort Zeit für sie und sie kann auch nicht mehr so wild herumtoben wie früher, wenn die Babys in der Nähe sind). Wir kriegen immer noch ganz schön viel gebacken (unser Hausbauvorbereitungsprozess läuft gut) und manchmal habe ich auch einfach frei: Morgen Vormittag kann ich machen, was ich will.

Auch den heutigen Abend habe ich zur freien Verfügung, und als ich mich dann von der Familie gelöst hatte und in meinem Zimmer stand, stellte ich fest: Ein freier Abend verursacht mir ein bisschen Stress. Frei haben ist jetzt so was Besonderes, dass ich unbedingt was draus machen muss.
Ich wusste, dass am anderen Ende des Dorfes eine Party stattfindet, und obwohl ich nicht eingeladen war, bin ich durch Nacht und Regen mit Schnaps und Zitrone zu dieser Party gewandert. Ich habe mir nämlich neulich aus einer Laune heraus seit 25 Jahren zum ersten Mal wieder eine Flasche Tequila gekauft, und auf einer Party Tequila zu trinken, das wäre schon ein besonderer Zeitvertreib für den freien Abend. Die Party hat sich als sehr kleine und sehr junge geschlossene Gesellschaft entpuppt, gruppiert um ein paar Teelichter, und da bin ich dann sehr schnell wieder abgezogen. Vater von drei Kindern versucht verzweifelt, einen drauf zu machen?
Ficht mich nicht an, ich habe es versucht und darf jetzt auf den bewährten Plan B zurückgreifen: Folge Serie gucken (House of Cards), Chips, lesen. Und ich erwäge, den Tequila allein zu probieren. Einmal frei in drei Tagen, das ist einfach wenig. Wie war das, Salz, Schnaps, Zitrone: Uaaah.

Alles wird gut

Hallo in die Runde!

Unsere Zwillinge sind jetzt zu Hause – seit drei Tagen herrscht Chaos im Häuschen. Die zwei Väter sind gleich schnupfenkrank geworden, die biologische Mutter ist dauerschlafentzogen und die Co-Mutter plagt sich mit Brustmassage und Brusternährungsset herum, damit sie auch mit stillen kann… Die Schwester ist quirlig und die Zwillinge selbst tagsüber schläfrig und nachts für allerlei Überraschungen gut (wach sein, dauerdrücken, spucken). Alle sind so ein bisschen in die Knie gegangen, würde ich sagen.
Meine eigene Verwirrung löst sich gerade so ein bisschen, zusammen mit meiner Erkältung. In den letzten Tagen konnte ich das gar nicht einordnen, was da mit unserem Leben passiert ist. War doch alles so schön eingespielt… Und diese beiden „neuen“, werde ich die je so in mein Herz schließen können wie unsere Tocher?
Jetzt seh ich wieder Licht. Ich bin allein in der Wohnküche, die beiden schlafen und geben dabei den einen oder anderen Knarzlaut von sich… Spätestens 23:00 Uhr (Zwilling Nummer 2, Fläschchen) bzw. 24:00 Uhr (Zwilling Nummer 1, Muttermilch) wird wieder getrunken, bis dahin hab ich Freizeit. Fühlt sich wie ein freier Abend an, ich hab sogar Chips und Cola hier. Alles wird gut…

Pistole

Kiko hat mich heute gefragt, was eine Pistole ist. Ich hab es ihr erklärt. „Wer macht eine Pistole“, wollte sie dann wissen. Die große Frage danach für mich: Warum ist es erlaubt, Dinge zu bauen, die Löcher in Menschen machen, die ihnen ganz doll weh tun oder dazu führen, dass sie tot umfallen?
Bei uns ist es noch nicht mal erlaubt, die Füße auf den Esstisch zu legen.