Doch auch mal Probleme

Gestern Abend war ich mit Kikos Nachtschicht dran – durfte aber nicht. „Heiko soll nicht meine Nacht haben“, unter Tränen vorgetragen, immer wieder… „Emma soll die Nacht haben!“ Genau, Emma, die vor wenigen Jahren darüber klagen musste, dass Kiko immer wieder andere bevorzugt, war gestern die Nummer eins. Und Heiko, also ich, sollte auf keinen Fall.
Das gab es auch schon mal mit A-lex, dass Kiko mit Schreien, Händen und Füßen dagegen gekämpft hat, dass A-lex ihre Nacht hat. Warum, haben wir schon damals nicht verstanden (und in der Nacht darauf durfte er dann ohne Widerspruch Kikos Ins-Bett-Bringer sein). Damals hatte sich schließlich Yuriko „erbarmt“ – „erbarmt“ weniger deswegen, weil es schlimm wäre, mit Kiko die Nacht zu machen, sondern eher, weil es so doof für den/die Verschmähte(n) ist. Damals hat, glaube ich, niemand im Blog darüber geschrieben. Und ich fand A-lex in diesem Fall selbst zu passiv. Als Kiko schon beim Abendessen wiederholt ankündigte, dass sie auf keinen Fall mit A-lex die Nacht machen würde, blieb A-lex stumm. Auf unsere Nachfragen zuckte er mit den Schultern und erklärte, dass sich das doch sowieso erledigen würde, wenn sie erst mal beim Abendritual angekommen wären (Dinkelmilch trinken, Buch vorlesen). Tatsächlich hatte es in der Vergangenheit immer mal vereinzelt Widerstand bei Kiko gegen unsere Zuständigkeitseinteilungen gegeben, der sich dann immer in Luft auslöste. Als es dann ernst wurde und Kiko, wie beschrieben, nicht lockerließ, fand ich im Nachhinein, dass sich A-lex mehr hätte bemühen müssen. Aber dann war ich gestern in derselben Situation, und wie sollte ich mich „bemühen“? Was sollte ich denn machen?
A-lex war schon gegangen, Yuriko hatte frei und war totmüde, Emma hatte die Zwillinge und ich eben Kiko. Und dann wollte sie nicht, erklärte wieder, „auf keinen Fall“ mit mir die Nacht zu machen. Genau wie A-lex damals nahm ich das nicht besonders ernst. Emma fragte mich, ob wir Kinder tauschen würden, aber ich winkte ab, nein, das klappt schon! Ich hatte erst in der Nacht zuvor die Zwillinge und „ich will ja auch mal wieder mit Kiko die Nacht machen!“, sagte ich.
Es eskalierte dann, als wir alle fünf (Emma, ich, die drei Kinder) nach oben ins Zwillingsschlafzimmer gingen und Kiko sich nicht von Emma lösen wollte, bis ich sie schließlich aufklaubte und nach unten trug. Da schrie sie dann, so laut sie konnte – in meinen Ohren nur noch Klingeln.
Vielleicht erkläre ich an dieser Stelle mal, dass Kiko müde war. Die letzte Nacht wäre ich nämlich auch schon dran gewesen, aber Kiko wollte mit einer Freundin im Zelt schlafen, und das mache ich nicht mehr mit, wie ich ihr erklärt habe, bis sie in ihrem eigenen Zimmer allein schlafen kann. So lange sie das nämlich nicht kann, klappt es meiner Erfahrung nach auch nicht, dass sie mit anderen Kindern zusammen schläft, ohne nachts dann doch wieder zu einem ihrer Elternteile zu wollen. Ich hab das oft probiert und hab darauf keine Lust mehr: Das Einschlafen dauert ewig, mitten in der Nacht muss ich dann doch dazukommen oder sie abholen (was problematisch ist, wenn ein anderes Kind z.B. im Zelt mit dabei ist, für das ich auch zuständig bin), morgens ist sie dann noch müde, obwohl die Nacht vorbei ist. Und da bleibe ich inzwischen konsequent. Also hatte ich in der Nacht zuvor die Zwillingsnacht gemacht, obwohl ich schon mit Kiko dran gewesen wäre. Yuriko schlief mit Kiko und ihrer Freundin im Zelt, weil sie Kiko ihren Zeltübernachtungswunsch eben nicht abgeschlagen hat – aber beide schliefen eben, wie erwartet, nicht genug, deshalb waren auch beide gestern tagsüber ziemlich fertig. Und Kiko am Abend völlig „drüber“. Deshalb hab ich das schreiende Kind auch einfach weggetragen, weil wir mit ruhigen Worten bei der müden Kiko meiner Meinung nach nicht mehr weit gekommen wären.
Unten tauchte dann aber Yuriko wieder auf, die mir Kiko abnahm und mit viel Verständnis, aus ihrer Sicht sicher gerechtfertigt, „dazwischen ging“. Minutenlanges Umarmen (Yuriko und Kiko) auf dem Sofa folgte, während dem ich immer noch dachte, „wenn ich jetzt einfach mit Kiko weitermachen dürfte – Milch und Buch – würde sich das Problem schon auch erledigen und sie würde sich nicht mehr weiter drüber beschweren, dass ich die Nacht habe“.
In der Zeit klärte ich noch kurz mit Emma, dass ich Kiko auch zu ihr bringen dürfe, wenn die Zwillinge schlafen und Kiko bettfertig sei, dann würde Emma mit allen drei Kindern schlafen. Diese Möglichkeit konnte ich Kiko also als Ausweg präsentieren, dachte dabei aber, dass wir das sicher nicht in Anspruch nehmen würden, wenn wir erst zusammen den Abend beginnen würden.
Ich durfte dann endlich die Milch bringen, Buch vorlesen, Yuriko verabschiedete sich und dann hatte Kiko noch Hunger. (Denn da wäre noch so ein „Problem“, dass aber wohl nicht Gemely-spezifisch ist: Wenn wir um 18:30 essen, hat Kiko oft keinen Hunger, und will weiter spielen. Und isst dann erst viel später. Wenn sie wirklich keinen Hunger hat und offensichtlich später dann schon, wäre es wohl sinnlos, sie um 18:30 zum Essen „zu zwingen“ – aber es ist auch blöd, ihr dann später eine Privatmahlzeit auftischen zu müssen). Dann mussten wir noch ihren Nachtkram aus dem Zelt holen, Zähne putzen, etwas Zeit totschlagen, in der die Zwillinge einschlafen, dann noch aufs Klo und dann – wollte Kiko weiterhin auf jeden Fall mit Emma schlafen. Da war ich dann echt erstaunt, etwas traurig, ziemlich ratlos.
Als ich sie an Emma übergab und sie mir (von sich aus) einen Gute-Nacht-Kuss gab, fragte ich noch „soll ich jetzt nie wieder die Nacht mit dir haben?“ und sie verneinte entschieden. Doch, klar soll ich mal wieder die Nacht mit ihr haben. Es war also so, dass sie sich einfach gestern in den Kopf gesetzt hatte, nicht bei mir zu bleiben, warum auch immer.

Ein Teil von mir denkt sich, dass ich vielleicht auch mal nicht mehr die Nacht mit ihr haben will. Denn nicht nur ist es verletzend, so abgelehnt zu werden; Kiko kann auch sehr unfreundlich sein. Den ganzen Abend kann man, wenn man Pech hat, auf jede freundliche Frage (z.B. „Ist das auch dein Kissen?“, „Musst du nochmal aufs Klo?“) eine total übertriebene teenagermäßige OMG-Grimasse ernten „Natürlich nicht, was denkst du denn???“ Oder „Hallooo??? Natürlich nicht!“.

Wie gesagt, Kiko war müde. Aber es kann doch auch nicht sein, dass sie alles von uns kriegt, was sie sich in den Kopf setzt. Nur, weil sie ihren Unwillen – den wir Erwachsenen hundertmal am Tag runterschlucken müssen – so lautstark ausdrückt. Vielleicht will ich ihr um 20:00 Uhr auch nichts mehr zu essen geben, aber anstatt zu schreien, zu schimpfen, wegzurennen oder einfach stoisch immer wieder zu sagen „Mir doch egal“, lenke ich ein. Das hat sie nicht nötig. Wie kann das nur sein? Warum sitzt sie immer am längeren Hebel?
Eine Antwort ist wohl, weil sie aus den Folgen, die sich aus ihrer Verweigerung ergeben würden, noch nichts lernen kann.
Wenn sie abends nicht ins Bett wollen würde und wir sie aufbleiben ließen, bis sie irgendwann vor Müdigkeit umkippen würde, wäre sie den ganzen nächsten Tag müde und schlecht gelaunt, aber nicht in der Lage zu verstehen, dass das mit ihrem Nicht-Ins-Bett-Gehen am Tag zuvor zusammenhängen würde.
Andere Antwort: weil wir selbst Probleme hätten, wenn wir nicht einlenken.
Wenn sie um 18:30 nichts isst und wir ihr um 20:00 Uhr nichts mehr geben würden und sie dann hungrig wäre und nicht schlafen könnte, hätten auch wir Erwachsenen eine schlaflose Nacht. Genauso, wie wenn es dabei geblieben wäre, dass ich Kikos Nacht habe und sie nicht eingelenkt hätte: Sie hätte sich weigern können, mit mir ins andere Haus zu gehen, sie hätte nach oben stürmen und die Zwillinge dabei aufwecken können, sie hätte einfach nicht mit mir mitgehen können. Ich würde sie nicht gegen ihren Willen in ihr Zimmer tragen, und wenn ich es täte, würde sie von dort wieder weglaufen (und dann wahrscheinlich Yuriko wecken, deren Zimmer neben ihrem und meinem liegt).
Noch eine Antwort: weil wir nicht guten Gewissens zu unseren eigenen Regeln stehen können.
Z.B. soll Kiko nichts essen müssen, wenn sie nicht hungrig ist. Und wenn sie nicht in den Kindergarten will und die Person, die mit den Zwillingen zu Hause bleibt, einverstanden ist, dann spricht eigentlich nichts dagegen, dass sie zu Hause bleibt.

Andererseits soll Kiko doch ihre Grenzen kennen. Die scheinen bei uns verhandelbar zu sein, bis auf ein paar eher banale Regeln wie „keine Füße auf den Tisch“, „kein Essen auf dem Podest“, „Geschwistern nicht einfach was wegnehmen, auch wenn es deiner Meinung nach dir gehört“. Irgendwie ist mir unwohl dabei, dass Kiko letztlich immer kriegt, was sie will.

Was bleibt sonst noch aus der Erfahrung von letzter Nacht:
• „Ich will auch mal wieder mit Kiko die Nacht machen“ – vergiss es. Wenn sie partout nicht will, dann bringt das nichts und dann tu ich mir selbst auch keinen Gefallen, so was durchzuziehen, wenn es anders geht. Dann mach ich lieber die Nacht mit den Jungs. Ich bin halt bloß so unflexibel und freu mich immer schon so, abends, wenn sie eingeschlafen ist, noch Zeit in meinem Zimmer zu haben, denn Kikos Zimmer ist im neuen Haus, in dem auch mein Zimmer liegt.… Wenn die Zwillinge schlafen, kann ich nur ins Wohnzimmer gehen, denn die Zwillinge schlafen im „alten“ Haus, in dem sonst nur noch die Wohnküche ist (kleines Haus – deshalb haben wir ja noch eins gebaut).
• Dass andere Elternteile mit Kiko Dinge tun, die ich nicht tun würde (Zelten mit Freundin), kann ich gar nicht verhindern. Aber ich sollte auch daraus die Konsequenz ziehen und mir klarmachen, was das dann für den nächsten Abend bedeutet, und mit den beteiligten Eltern frühzeitig klären, wer dann die Konsequenzen trägt (wer macht die Sonntagnacht mit einer übermüdeten Kiko, nachdem Yuriko mit ihr und einer Freundin Im Zelt nicht genug schläft?). Aber das kannste vergessen, das kriegen wir nicht schnell genug überblickt und abgesprochen, wenn die entsprechenden Entscheidungen getroffen werden.
• Das mit dem Konsequenzen-für-mich-ziehen ist trotzdem interessant. Es gab nämlich gestern oder vorgestern sogar noch ein Problem (das ist in diesem Blogeintrag schon das vierte nach der Nacht-Geschichte und dem Nicht-Mitessen und der Unfreundlichkeit): Nämlich gab es Aufbackbrötchen zum Frühstück, und Kiko bekam eins mit Schokoaufstrich geschmiert, das sie aber nicht aß. Der Vormittag schritt voran, und um 11:00 Uhr hatte Noam Hunger und schnappte sich Kikos Brötchen. Ich schritt ein und sagte zu Kiko, dass sie ihr Brötchen jetzt essen soll, sonst dürfte es jemand anderes essen. „Ich ess es später!“, war ihre Antwort. Ja, das kenne ich gut, oft bleibt die Leckerei dann so lange liegen, in der Plastikbox oder im Kühlschrank, bis keiner sie mehr mag. Es folgte eine lange Diskussion; immerhin nahm sie das Brötchen an sich und aß es schließlich auch auf. Meine Schlussfolgerung: superaufmerksam sein und so was vorhersehen und entsprechend konsequent sein, z.B. mit einer Ansage beim Frühstück um 8 Uhr: „Was bis 10 Uhr nicht gegessen ist, wird frei für alle“. Da hab ich meine Miteltern aber auch nicht an Bord, obwohl wir schon oft einst Leckeres wegwerfen mussten, weil Kiko es unbedingt aufheben wollte – die finden, dass Kikos Eigentumsrecht sozusagen respektiert werden müsste… Während ich „ihre“ Brötchen schon mal gern an andere hungrige Kinder verfüttere, vor allem, wenn sie sowieso schon mehr gehabt hat als andere. Außerdem nützt es nicht viel, sich vorzunehmen, superkonsequent zu sein…

Morgen Abend machen wir ein Gemely-Treffen, da wird es sicher auch um die geschilderte Episode gehen…

Sprechende Hunde und keine Batterieprobleme

Heute hat mich zum ersten Mal einer von den Kleinen gefragt „Hast du heute die Nacht?“ Es ist immer noch ein bisschen so, als würde das Haustier auf einmal mit einem sprechen (und oft genug sind unsere Zwillinge im Spiel auch Katzen oder Hunde, die alles mögliche im Mund anschleppen…). Jetzt können die plötzlich sprechen. Manchmal muss man ihnen erst mal den Schnuller rauszupfen, um zu verstehen, was gebraucht oder erklärt wird, aber manchmal ist es auch glasklar: „Hast du heute die Nacht?“ Das war jetzt in diesem Fall Ta, unser Lockenkopf, der mich das gefragt hat, und ja, ich habe heute die Nacht. Und beide schlafen schon. Zähne geputzt und von der geliebten Nacktheit in gewindelten und verschlafanzugten Zustand versetzt – hab ich gut gemacht.
Vor dem Einschlafen habe ich ihnen, das passt zu den fortschreitenden Sprachkenntnissen, heute auch zum ersten Mal ein Kinderbilderbuch vorgelesen, eins, dass Kiko auch noch gerne liest (Mama Muh) und nicht nur eins von den Büchern für die ganz Kleinen (z.B. „Pip und Posy: Die kleine Pfütze“ – obwohl das auch ein ganz ganz tolles Buch ist). Und dann Buch weglegen, Licht ausmachen, kurzes Gemaule aushalten und dann dem Ta noch die Hand geben, damit er meine Finger festhalten kann. Paar Minuten später war schon Ruhe.

Beim Einschlafen habe ich an eine Situation im Urlaub gedacht, als ich mit den beiden bei einem anderen Kind zu Besuch war, das kaum älter war als sie, aber ein ferngesteuertes Auto hatte. Da haben die beiden gestaunt. Haben sie noch nie gesehen. Das hat mich gerade ein bisschen beschäftigt. Hier bei uns im Dorf gibt es kaum Elektronik für die Kinder. Waren sie da irgendwie unterlegen, als sie damit konfrontiert waren, dass ein anderer kleiner Junge mit einem ferngesteuerten Auto spielt? Glücklicherweise ging das sehr soft und ohne Wertungen vor sich – der Junge fand es schön, Noam und Ta alles zu zeigen und sie dann anschließend selbst damit spielen zu lassen. Wenn die Kinder solche Situationen etwas älter erleben, läuft das vielleicht nicht mehr so glatt, vielleicht gilt dann als uncool, wer bestimmte Gadgets nicht kennt. Andererseits sind Noam und Ta zu zweit und haben dermaßen Spaß miteinander, dass ein ferngesteuertes Auto da sowieso nicht mithalten könnte. Zusammen sind sie unbesiegbar.

Aber auch bei Kiko hab ich noch nicht erlebt, dass sie wegen mangelndem Aufwachsen in der Tüdeldüt-Welt dann in solchen Situationen außen vor wäre. Sie ist jetzt fast sechs und hat immer noch kaum Kontakt zu Elektronik, während andere Zweijährige schon Fotos mit den Handys ihrer Eltern machen. Trotzdem habe ich Kiko im Umgang mit anderen nicht unterlegen gesehen. Im Gegenteil. Obwohl sie oft erstaunlich unfreundlich zu anderen Kindern ist, wollen viele mit ihr spielen. Ihr fällt halt schnell was ein, was man machen kann – da reicht irgendwas, Stöcke, Steine, Wasser, Sand (das sind ja auch schon die wichtigsten Zutaten für z.B. einen Zaubertrank, falls Sie das noch nicht wussten).

Kein Grund zur Sorge also offensichtlich. Das ist ja auch genau der Grund, warum so wenig in diesen Blog geschrieben wird. Es läuft ziemlich glatt bei uns und es vergeht kein Tag, an dem wir das nicht aktiv wertschätzen. Wir haben wenig Geld und kommen nicht viel rum aber es geht uns doch echt sehr gut!

Kiko ist gerade mit A-lex auf Familientreffen in der Schweiz (ok, die kommen rum), wir anderen 3+2 sind hier in der Hitze (Sommer 2018! Wenn Sie diesen Beitrag in 30 Jahren lesen, fragen Sie jemanden, der dabei war!). Die Kinder waren in den letzten drei Monaten mehr nackt als bekleidet, wir Eltern ziehen uns auch manchmal einfach aus. Es gibt ein Planschbecken und im Dorf einen Teich und für die aktiveren Eltern (alle außer mir) auch diverse Freibäder in der Umgebung. Wir hüten die Kinder jetzt oft auch dann allein, wenn alle drei Kinder da sind, also auch am (kindergartenfreien) Nachmittag. Vor allem Emma und Yuriko sind da recht tough, ich mag das nicht so gern und wünsche mir, mit drei Kindern zu zweit zu sein. Aber ich krieg auch nicht immer, was ich will, und dann schaff ich es auch alleine mit den dreien. Kiko zieht eh schon gern mit Freindinnen los. Nächte sind immer noch Twins, frei, Kiko, frei, Twins, frei… Und das ist witzig: Denn es ist ja gar nicht schlimm, in unserer Familie die Nacht mit den Kindern zu haben. Es ist halt ein bisschen schöner, den Abend selbstbestimmt und/oder mit der Liebsten (oder jemand anderem Lieben) zu verbringen. Und dieser Unterschied zwischen „schön“ und „ein bisschen schöner“ führt dann im menschlichen Hirn (bzw. in meinem) schon dazu, sich nach den Kindernächten schon wieder auf die nächste kinderfreie Nacht zu freuen. Wenn ich also heute Abend die Kinder habe, habe ich morgen Abend frei – und freu mich drauf. Wenn ich heute Abend frei habe, freie ich mich auch drauf. Diese kleine Wellenbewegung zwischen schön und schöner trägt, glaube ich, dazu bei, dass ich eigentlich immer ganz froh bin 🙂
Und wenn es mir mal nicht so gut geht, dann hat das nichts mit der Gemely zu tun.

Der Furchtbare Februar

Der Februar war furchtbar. An den Januar kann ich mich kaum noch erinnern und der März schwankt zwischen leicht und durchwachsen.

Die Kinder allerdings bringen wir lachend und lernend durch die Tage. Bis auf die Tage, an denen sie selbst krank waren, ist ihr Aufwachsen in gewohnter und inspirierender Umgebung kaum – oder eigentlich gar nicht – beeinträchtigt. Das schicke ich gern voraus: ich schreibe über m e i n e Befindlichkeit und nicht über eine Krise, in der die Kinder leiden müssen.

Im Februar war A-lex nicht da. Er hat sich eine Auszeit genommen, um sich aus seinen destruktiven Arbeitsmustern zu befreien und um eine neue Perspektive auf sein Leben zu gewinnen. Er sollte das besser selbst beschreiben.
Ich hatte es damit nicht so leicht, ich hatte das Gefühl, nicht gefragt worden zu sein und eben damit klarkommen zu müssen, dass er uns mal eben den Rücken kehrt. Und dann waren in diesem Monat einfach alle mal krank. Erst Emma gleich vollständig acht Tage nach A-lex’ Abreise, dann war ich vier Tage verreist und dabei krank, konnte nach meiner Rückkehr aber wenigstens noch ein bisschen Kinder mitbetreuen, die dann auch krank wurden. Bei den Zwillingen äußerte sich das in einer großen Mattheit und in schlechtem Schlaf. Die Ärmsten saßen schwach auf dem Sofa rum und verstanden selbst nicht, was mit ihnen los war. Ab und zu mal ein schwankender Gang durch die Küche, dann wieder zurück auf den Schoß, Buchanschaun und Milch trinken.
Kiko hat es auch erwischt: Kein Kindergarten. Und dann lag Yuriko darnieder. Also immer nur zu zweit mit den Kindern, mit angeheuerter Unterstützung aus dem Dorf, die aber unterschiedlich gut von den Kindern angenommen wurde (der im letzten Eintrag erwähnte Helfer hatte uns auf dem letzten Drücker versetzt). Es war einfach total mühsam. Und ich habe original überhaupt nichts geschafft – ich versuche ja seit Monaten, noch die letzten Sachen auf der Baustelle fertig zu kriegen.

Als A-lex wieder da war, war alles wieder einfach: Die Kinder sofort Feuer und Flamme – wir hatten befürchtet, dass sie fremdeln – und auch endlich mal wieder Zeit ohne Kinder haben.

Jetzt ist A-lex auch krank geworden, außerdem ist er schon wieder im Arbeitsstress – nur diese Woche, da ist einfach besonders viel zu tun, wird er wahrscheinlich sagen; irgendwas wird sich schon verändern/verändert haben durch die Auszeit, auch wenn er das mir gegenüber noch nicht benannt hat oder benennen konnte. Ich bin jetzt auch einfach nur froh, dass er wieder da ist, und er wird ja auch wieder gesund. Das ist also das Leichte am März: Wir sind wieder zu viert und im Großen und Ganzen werden wir wieder die komfortable Viererelternschaft leben dürfen, die selbst auch schon wieder etwas komfortabler geworden ist, weil die Kinder einfach schon wieder ein Stück selbstständiger geworden sind (und die Kleinen jetzt nachts fast/meist durchschlafen). Lassen sich jetzt oft auch gut alle drei allein betreuen. Das Durchwachsene kommt eher von einer Düsternis aus mir heraus – bin nicht zufrieden mit mir, nicht belastbar, mein Blick ist nur noch auf die To-Do-Liste gerichtet. Übernächste Woche wollen wir mir freiwilligen Helfer*innen auf unserem Gelände werkeln, und ich merke: Ich kann keine einzige weitere Aufgabe annehmen, sonder nur noch das fertig machen, was auf meiner Liste steht. Dann ist es vorbei mit Bauen. Wie lange? Weiß ich nicht. Was danach kommt? Weiß ich eigentlich schon, aber bin ich überhaupt in der Lage, ein neues Projekt zu beginnen? Ich bin verunsichert, Mit den Kindern kann ich lustig sein und ich werde viel bekuschelt und angestrahlt. Aber selbstsicher bin ich gerade nicht. Gemely hin oder her.

Von den Kindern gibt es zu berichten: Kiko schwankt zwischen Konkurrenzverhalten zu den kleinen Brüdern (Streit, wer auf meinem Schoß sitzen darf!) und großer Selbständigkeit (anziehen, aufräumen, spielen). Nennt auch uns Väter weiterhin unbeirrt „Mama“. Vorgestern gab es einen Schreianfall, weil sie auf keinen Fall die Nacht mit A-lex machen wollte, da ist richtig was schief gelaufen, sie hat das schon beim Abendessen verkündet, wir haben es ignoriert, weil sie so was öfter mal sagt und dann ist es doch kein Problem, wenn A-lex sie ins Bett bringt. Aber diesmal hat das nicht geklappt und in der Rückschau war es verkehrt, dass wir (bzw. A-lex) da nicht frühzeitig drauf eingegangen sind. Ich habe letztlich die Nacht gemacht, aber der Weg dahin war unnötig schmerzvoll und dramatisch. Am nächsten Morgen hat sie dann mit A-lex gekuschelt, als ob nie was gewesen wäre, und wenn er nicht krank geworden wäre, hätte sie sich wohl auch leicht von ihm ins Bett bringen lassen.
Die Zwillinge: Quietschfidel, vertieft, neckisch, hungrig, entschlossen, beredt („Scheppach“ heißt Ketchup und ist wichtig, Das Omelett aus den ausgeblasenen Ostereiern hieß „Eierbecher“ und dann redet vor allem Noam ganz viel von seiner Omaellen (Oma Ellen)). Die beiden sind kaum zu beschreiben, die muss man sehen, und wenn man sie sieht, grinst man die meiste Zeit…

Viele weitere Blogeinträge wollen noch geschrieben werden…

Crazy Kinderglück

Das Kinderglück ist groß. Aber insbesondere das Zwillingsglück kann ich schlecht beschreiben, es gleitet mir durch die Finger und häufig fürchte ich, dass ich in ein paar Jahren ganz vergessen haben werde, was für ein Spaß zusammen mit der Anstrengung einhergeht. Diese großen Augen von Noam, wenn er mit mir tobt und weiß, dass er gleich gekitzelt wird, weil er (so geht halt das Spiel) meinen Kragenreißverschluss wieder aufgemacht hat, nachdem ich ihn geschlossen habe. Die Begeisterung von Ta, wenn er entdeckt hat, dass das abendliche Matratzentoben begonnen hat und sich ohne Zögern mit einem fröhlich schreienden Stimmchen dazustürzt.
Und dass jeder Tag neu ist, immer alles anders. Nach einigen Wochen schlimmer Wutanfälle von Noam beim Anziehen lässt er jetzt geduldig singend über sich ergehen, dass ich ihm den Schlafanzug anziehe (hohe Kunst der Elternschaft – jeder Schlafanzug ist völlig anders konstruiert), während Ta das Licht auszumachen versucht und es dabei immer wieder anschaltet. Arm- und Beinlöcher suchen im Blitzlichtgewitter. Und dann darf, ja soll ich Noam sogar noch zudecken, obwohl er sich nachts gegen jede Decke wehrt.

Neulich wollte Noam partout nicht hoch ins Obergeschoss (ins Bett), hat in Yurikos Arm getobt und geschrien. Dann hab ich ihm was ins Ohr geflüstert (was er wahrscheinlich noch nicht mal verstanden hat; es ging um einen großen weißen Kuscheleisbär, der Kiko gehört und oben wohnt) und zu Yurikos endloser Überraschung hat er seinen Wutanfall sofort eingestellt und ist bereitwillig auf meinen Arm geklettert – als hätte er sich mit mir den Spaß machen wollen, Yuriko zu verblüffen.
Oder ich bring die beiden allein ins Bett, es ist schon alles dunkel, Noam ist fast eingeschlafen, da klettert Ta aus dem Bett in die Dunkelheit und kommt ohne den einschlafkritischen Schnuller, dafür mit einem einzelnen Lego-Rad zurück. „Bauen“, erklärt er, während ich die Augen verdrehe, weil ich jetzt im Dunkeln den Schnuller suchen muss. Egal, wie viele wir kaufen, sie verschwinden alle.
A propos kaufen: der oben erwähnte Rieseneisbär war mal ein Geschenk an Kiko und lebte etwa zwei Jahre unbespielt in ihrem Bett. Als sie ihn eines Abends rüber zum Zwillings-Schlaflager schleppte, war das Liebe auf den ersten Blick, vor allem bei Noam. „Großer Bär“, „Kuschelbär“ war morgens das erste und abends das letzte, was er sagte. Und weil die große Schwester alles (wieder) ganz toll findet, was die Zwillinge entdecken, beanspruchte sie den Bären jetzt oft exklusiv für sich. Das laute Weinen ihrer Brüder konnte sie da gar nicht beeindrucken (was interessant ist, nebenbei bemerkt, denn oft heult sich ja auch einfach los, wenn ihr etwas nicht passt, und ich denke mir dann: ‚Hallo? Ich hätte genauso viel/wenig Grund, jetzt loszuheulen, ich mach es nur nicht, weil ich erwachsen bin.’ Wenn Kiko das Weinen der Brüder nicht ernst nimmt, dann vielleicht, weil sie weiß, dass es nicht mehr zu bedeuten hat als ‚das passt mir jetzt nicht’ – das würde nahe legen, ihrem Weinen auch nicht so viel Bedeutung beizumessen…).

Jetzt hat Yuriko einen zweiten, fast identischen Eisbären gekauft, gebraucht per Kleinanzeige gefunden – und das Glück ist immer noch nicht vollkommen, weil Noam den jetzt oft genug alleine braucht und Ta, der immer nachgibt, dadurch weinend und bärenlos bleibt.
Hab ich also vorhin einen dritten Bären dieser Art ersteigert. Es ist irre.

Überhaupt habe ich gerade jeden Tag den Eindruck, es würde heute wieder ein bisschen lauter und verrückter zugehen bei uns als gestern. Vorhin beim Abendessen (Kinder schon nicht mehr am Tisch zu halten) hat sich Noam das Spiel ausgedacht, sich die Strumpfhose runterzuziehen und uns dann leidend anzujammern „Hose“, bis einer von uns Eltern sie ihm wieder hochgezogen hat – dann dasselbe von vorn. Davon ließ sich Kiko inspirieren und hat sich gleich fast ganz ausgezogen. So rannten die zwei mit ohrenbetäubendem Getöse in der Küche herum, und Ta hinterher, der sich von einem nackten Bauch oder Po immer begeistern lässt.
In solchen Momenten sitzen wir Eltern dann irgendwann auch nur noch da, versuchen endlich mal was zu essen und warten, dass irgendein Kind dann doch mal stolpert und losweint – ich hab mich schon ein paar Mal dabei ertappt, diese Momente als willkommenen Tobe-Break zu sehen. Das natürliche Ende des Herumflippens scheint weinen und trösten zu sein. Danach geht es ruhiger weiter…

Flügge?

Bevor Kiko ganz erwachsen wird, sollte ich doch mal wieder ein paar Zeilen schreiben. Dass wir kaum bloggen liegt nicht daran, dass wir Krisen durchmachen, sondern daran, dass die Gemely wirklich gut läuft und für uns so normal geworden ist… Und dann sind wir trotz hoher Elternzahl mit drei kleinen Kindern halt doch gut beschäftigt, und nebenbei haben wir ja auch noch ein großes Öko-Haus gebaut. Das ist jetzt fast fertig, Zimmer für Zimmer wird fertiggestellt und bezogen, und unsere große „Kiko“ scheint uns auch bald nicht mehr zu brauchen. Heute war echt ein Tag der Meilensteine:

Weil ihr der Abschied im Kindergarten immer so schwer fällt, hat sie sich ausgedacht, dass sie in Zukunft lieber gleich alleine in den Kindergarten radeln will (sind ja nur einige hundert Meter innerhalb unseres Dorfes). Das hat sie dann heute früh gemacht und auch gleich beschlossen, mittags alleine zurückzukommen, anstatt abgeholt zu werden. Dann hat sie heute alleine Kuchen im Dorfcafé gekauft (mit einem 50-Euro-Schein…), war alleine draußen auf dem Klo (incl. Abwischen) und statt des aufwändigen Ins-Bett-Geh-Rituals (Buch vorlesen mit der zuständigen Bezugsperson mit Dinkelmilchfläschchen auf dem Sofa im Wohnzimmer, dann zusammen im Bett nochmal vorlesen, dann singen und kuscheln bis zum Einschlafen…) ist sie heute einfach ganz alleine hoch in ihr Bett gegangen. Augen zu und schlafen. Vorher sollte ich ihr noch einen Wecker installieren, damit sie morgen auch ganz alleine aufstehen und ins Wohnzimmer gehen kann. Wir waren alle etwas baff und wie das heute Abend ausgegangen ist, weiß ich nicht, weil ich mit Noam dann zu mir rüber in mein Zimmer zum Schlafen gegangen bin (Nachtrag: Das alleine einschlafen hat doch nicht geklappt und das alleine aufwachen auch nicht, weil ein herkömmlicher Wecker keine Chance gegen Kikos morgendlichen Tiefschlaf hat…). Noam liegt jetzt ein paar Meter weiter im Bett und schnauft zufrieden (und ich guck gleich die allerletzte Folge Breaking Bad). Die Babymilch aus Mandeln, Sonnenblumenkernen, Hanf und Sesam kriegen sie nur noch abends, nachts gibt es nen Mix aus Getreidemilchs (Reis, Dinkel, Hafer, Soja) – und irgendwann wollen wir das auch abschaffen, damit sie vielleicht auch mal durchschlafen.

Die Zwillinge schlafen tagsüber meist nur noch einmal täglich so zwischen 11 und 13:00 Uhr und dann geht das schlafen abends auch recht flott. Sie laufen und rennen und klettern und brabbeln: Auto, leer, Traktor/Bagger, Kacka (heißt „pinkeln“), hamhamham, Niller (Schnuller) sind wichtige Worte. Sie laufen gern in verschiedenen Richtungen davon und können wunderbar lachen.

Im August feiern wir die Gemely mit unseren besten ca. 100 Freunden, das wird toll. Da geben wir uns dann so was wie ein Ja-Wort. Das passt, ich sage gern ja zur Co-Elternschaft…

Breaking Bad

Die Überschrift hat nicht mit uns und unseren Kindern zu tun – markiert nur für mich diese Zeit, in der wir unser Haus fertig bauen (Fußböden), Kiko selbständig durchs Dorf zu ziehen beginnt, die Jungs herumlaufen und Grimassen schneiden… Und ich an manchen Abenden neben einem schlafenden Kind in meinem abgehängten Himmelbett die großartige Serie Breaking Bad gucke. Thank god for DVD-Boxen mit tollen Serien. Oder bin ich hilfloses Opfer von Kulturimperialismus? Als Kiko kleiner war, hab ich ein Buch nach dem anderen gelesen, während sie schlief… Jetzt ist alles anders, es gibt kein Rumsitzen mit schlafendem Baby, die Kleinen schlafen nur kurz und brauchen dabei Bewegung.

Als ich heute in der Badewanne lag und die Zwillinge (wir sagen immer noch „die Babys“) mit mir im Wasser saßen/standen und Emma neben mir aufgepasst hat, dass sie auch ein bisschen sauber werden und nicht umfallen, haben wir mal wieder festgestellt, was für ein unglaubliches Glück wir alle miteinander haben.

Gibt es Fragen? Würde ich beantworten. Zum Bloggen hab ich keine Muße. Deshalb nur diese Kurzmeldung.

Vegane Babymilch

Das wollte ich schon lange posten: Wir ernähren unsere Kinder nämlich seit vielen Wochen schon erfolgreich mit veganer Babymilch aus eigener Rezeptur. Schließen aber jede Haftung aus, wenn es bei anderen Kindern nicht so gut funktioniert!!

Wir hatten ja nie genug Muttermilch für beide Zwillinge und haben deshalb Babynahrung aus Kuhmilchpulver zugefüttert. Inzwischen haben sich die beiden sogar selbst abgestillt, essen schon alles Mögliche dazu, wollen aber (vor allem nachts) immer noch was weißes Flüssiges.

Es gibt eine vegane Milchpulveralternative auf Sojabasis, die ist aber nicht bio und es wird auch nicht garantiert, dass die verwendeten Sojabohnen nicht gentechnisch verändert sind.

Und sonst haben wir nur ein sauteures französisches Produkt gefunden (30 Euro die Dose).

Wäre ja nicht schlimm, aber drei von vier Eltern sind überzeugte Veganer*innen und – viel wichtiger – besonders Ta war oft recht verschleimt, hat viel gehustet und wir hatten die Kuhmilch im Verdacht, das zu verursachen. Auch unsere Heilpraktikerin (zu der zumindest dieselben drei Eltern, die auch vegan leben, großes Vertrauen haben) fand das naheliegend und sie hat dann auch vorgeschlagen, doch einfach selbst was zu mischen auf der Basis von Kokos-Reisdrink. Sollten wir Hirse mit reinmachen, meinte sie, das sei kein richtiges Getreide (weil richtiges Getreide auch wieder verschleimt und außerdem Gluten und so…) und macht satt. Und dann (da wurde sie dann sehr vage) noch Wildkräutersmoothie oder sowas… (im Winter schwierig). Da haben wir dann rumexperimentiert; Emma hat (schon wieder war die Mathematik wichtig) anhand der Nährwerttabelle der gekauften Milchpulverbabymilch (Pre-Milch) ermittelt, was so ein Baby anscheinend braucht (soundsoviel Fett, Protein, Eiweiß usw.) und woher wir das vegan kriegen… Und dann mithilfe von Freunden ausgerechnet, woraus unsere selbstgemixte Milch bestehen soll.

Der Erfolg war groß – die Babys trinken das gerne und sowohl Ta als auch Noam sind wirklich gesünder, seit sie das bekommen. Und hier kommt das Rezept, auf das das Internet gewartet hat:

GEMELYS BABYMILCH VEGAN

(ergibt zwei Liter)

60 g Mandeln und 10 g Sesam zusammen einweichen, z.B. über Nacht.

Spülen und mit 760 ml Wasser mixen* (wir haben einen kräftigen Vitamix-Mixer).

Das durch einen Nussmilchbeutel (z.B. http://raw-living.de/equipment/universal-nussmilch-beutel.html) filtern, damit keine Stückchen die Babyflaschensauger verstopfen (die im Beutel zurückbleibende Pulpe bereiten A-lex (Rohköstler) und Emma mit Zwiebeln und Gewürzen zu einer Art Aufstrich zu, der lecker in Chinakohlblättern mit Sauerkraut o.ä. schmeckt).

Jetzt haben wir einen knappen Liter Sesam-Mandelmilch in Rohkostqualität (zumindest, wenn Sesam und Mandeln nicht erhitzt waren … Bei uns zu Hause ist Rohkost halt ein großes Thema…).

Dazu kommen: 50 g Hirseflocken (http://www.holle.ch/de_DE/bio-babybrei-hirse, allerdings finden wir dieses Produkt im Handel nur mit einem Reisanteil und nicht so, wie auf dieser Website dargestellt als 100 % Hirse…)

40 g Hanfsamen.

Das wird jetzt wieder gemixt* und muss dann auch wieder vorsichtig durch den Nussmusbeutel gedrückt werden. Die Pulpe verwenden wir nicht, weil sie nicht roh ist wegen der Hirseflocken… Kann natürlich jede*r so machen wie er/sie will. Wer kein*e Rohköstler*in ist, muss eigentlich nur einmal alles durch den Beutel drücken und kann mit der Pulpe tun, was er/sie möchte.

Jetzt geben wir einen Liter Kokos-Reisdrink (http://www.natumi.com/produkte/reis/reis-cocos.html oder http://www.provamel.com/de/produkte/kokosnussdrinks-reisdrinks/reis-kokos?cid=6685#product) dazu uns haben zwei Liter Babymilch, die unsere Zwillinge durch den Tag bringen.

Inzwischen sollten wir das Rezept mal verändern, denn sie sind ja schon größer und brauchen wahrscheinlich was Sättigenderes, aber momentan machen wir von allem einfach mehr rein, das ist auch nicht verkehrt. Und es wird ja immer mehr Banane, Gemüse(-brei) und inzwischen auch Brot gegessen.

Wir bereiten täglich diese zwei Liter Milch zu, bewahren sie im Kühlschrank auf, verwenden sie nach dem Erhitzen aber auch mehrere Stunden lang. Im Zweifelsfall probieren wir vorher, ob sie noch gut ist. Wir nehmen sie auch mal erwärmt in einer Thermoskanne mit, geht auch.

Da ich weiß, dass die Babys nachts mindestens 2-3 Stunden Pause zwischen den Mahlzeiten machen (lieber natürlich länger), stelle ich mir nach dem Füttern eine gekühlte Flasche mit 200 ml in einen Flaschenwärmer, der an einen Timer angeschlossen ist und erst nach zwei Stunden angeht. Dann habe ich eine warme Milch, wenn das Kind wach wird.

Übrigens geben wir den Kleinen noch täglich einen Tropfen B12 (https://www.kloesterl-apotheke.de/Produkte/Methylcobalamin-aktiv/pc/5161/), essen sie ohne Murren vom Löffel.

*zum Mixen, wer das nicht weiß: Lieber bei beiden Mixvorgängen nicht gleich die ganze Flüssigkeit zu den Nüssen/Saaten/Flocken geben, sondern erst mal das Feste mit einem Viertel bis Drittel der Flüssigkeit ordentlich kleinmixen… Und dann erst das restliche Wasser (beim ersten Mal) bzw. die restliche Mandelmilch (beim zweiten Mal) dazugeben.

Familienrat beschließt neue Kinderzeiten! Reproduktive Arbeit weiterhin besonders wertgeschätzt!

Ob das irgendwen interessiert, weiß ich natürlich nicht… Aber für uns ist das elementar, wie wir zu viert die Betreuung von drei Kindern in eine Woche mit Sieben Tagen, einer Hausbaustelle und vielen verschiedenen Arbeiten und Berufen aufteilen… Also entweder lesen und staunen oder wohlwollend ignorieren:

VORGABE:

Werktags vormittags ist Kiko im Kindergarten, da sind also nur die Babys zu betreuen, das haben wir immer zu zweit gemacht.

Ansonsten sind drei Kinder zu betreuen, das haben wir bisher nur Werktags in der ersten Nachmittagshälfte zu zwei gemacht, in der Regel waren das Yuriko und Emma. Es gab das nette Ritual des Kinderwagen-Waldspaziergangs. Babys im Kinderwagen, meist schlafend, Kiko zu Fuß oder auf dem Rad dabei, im Herbst kam noch täglich Pilzesammeln dazu. Geht jetzt aber nicht mehr, es ist Winter und kalt und Kiko hat nach Waldkindergartenvormittag keine Lust mehr auf rausgehen und wir auch nicht.

UMSETZUNG DER AUFGABE:

Bisher hatten wir Yuriko im Dauereinsatz und die anderen drei hatten mehr oder weniger Zeit für Hausbau oder Erwerbsarbeit mit dem Argument (das vor allem von Yuriko selbst kam), dass sie ja kein Geld verdient und deshalb bei den Kindern bleiben kann/sollte/will. Das sah so aus:

Yuriko: Immer bei den Kindern.

Emma: Drei Tage die Woche ganz bei den Kindern, an vier Tagen mindestens einen Vierteltag

A-lex und Heiko: Zwei Tage die Woche zu drei Vierteln bei den Kindern, an vier Tagen viertel bis halb bei den Kindern, einen Tag gar nicht.

Wir sind uns in der Gemely allerdings einig, dass Kinderbetreuung keineswegs einfacher ist als andere Arbeit und es hat sich jetzt auch gezeigt, dass Yuriko nicht mehr jeden Tag den ganzen Tag „die Kinder machen“ kann.

Da haben wir uns den Kopf zerbrochen und rumgerechnet und – Wunder der Mathematik – festgestellt, dass wir, wenn wir in Zukunft alle drei Kinder den ganzen Werktagsnachmittag zu zweit betreuen, genügend Zeit gewinnen, dass Yuriko auch nur noch drei Viertel jeden Tages Kinder betreuen muss. Es wird auch gerade leichter, die drei Kinder zu zweit zu betreuen, Kiko spielt mehr mit den Jungs oder genießt Zeit alleine.

Jetzt wird es so laufen:

Yuriko: Werktags drei Viertel des Tages bei den Kindern.

Emma: Drei Werktage ganz bei den Kindern, zwei Werktage gar nicht mehr

A-lex und Heiko: Einen Werktag ganz bei den Kindern, einen gar nicht, an drei Werktagen einen Vierteltag Kinder.

Am Wochenende hat jede*r von uns an einem Tag den Dreiviertetag die Kinder und am anderen den halben Tag.

Kinder verwöhnen?

Dem Projekt „Gemely“ geht es gut*. Im Moment ist es ein bisschen hart: Kindergartenferien und kranke Eltern haben unser ausgetüfteltes Schichtsystem außer Kraft gesetzt und vor allem Emma und ich sind im Dauereinsatz. Und wieder mal erlebe ich intensiv den großen Kinderwiderspruch (der wahrscheinlich in jedem meiner Blogeinträge Thema ist, entschuldigen Sie die Redundanz): 100 Glücksmomente pro Kind pro Tag: Wie sie lachen. Wie sie laufen. Wie sie brabbeln (Babys) und singen (Kiko). Und trotzdem finde ich es nicht toll, den ganzen Tag mit Kinderbetreuung zu verbringen, zu spielen, Babys herumzutragen oder mit ihnen an der Hand in der Wohnung hin- und herzulaufen. Und in den Momenten, in denen sie sich alleine beschäftigen, den Haushalt zu machen.

Dabei sind wir doch viele Eltern und stellen meistens einen Erwachsenen pro Kind ab. Das macht die Sache immer noch angenehmer, als alleine mehr als ein Kind versorgen zu müssen, wobei wir dadurch natürlich mehr Freizeit (bzw. Arbeitszeit) pro Erwachsenennase hätten. Sowieso höre ich immer die mahnende Stimme, wir würden unsere Kinder verwöhnen, allein deshalb, weil kein Kind normalerweise so viele Eltern hat (bei uns hat ja jedes Kind mehr als einen ganzen Elternteil für sich, rechnerisch). Aber kann man Kinder überhaupt verwöhnen?

Wäre es besser, wenn wir die Zwillinge entgegen ihrer Spiel-, Kuschel- und Bewegungswünsche den ganzen Tag mitschleppen würden? Wir nehmen sie ja schon mit, wann immer wir was zu tun haben, wo das möglich ist und das Kind müde oder entspannt genug für die Babytrage ist.

Wäre es besser, nur die kleinen Zwillinge zu betreuen und Kiko mitlaufen zu lassen/sich selbst zu überlassen? Das machen wir immer dann, wenn es für sie ok scheint, wenn sie selbst gerne alleine spielt oder raus will. Ihr gar keine exklusive Zuwendung zu geben, wenn sie die gerne will – fühlt sich nicht gut an.

Wäre es besser, die Kinder vor Fernsehern oder Tablet-PCs abzusetzen?
Denn eine dritte Alternative fällt mir gar nicht ein.

Ja, wir sind immer zu zweit und oft zu dritt für unsere Kinder da, und ja, das ist nicht immer lustig für uns. Aber ich sehe keine überzeugende bessere Lösung für die Familie. Außerdem wird sich wieder alles ändern, wenn Kiko größer und noch selbständiger ist und wenn Noam und Ta laufen können (sie sind kurz davor!).

Neulich war ich mal 5 komplette Tage allein mit Noam unterwegs. Lange Zugfahrten und Besuche bei meinen Eltern. Hab ich gut hingekriegt, war natürlich auch anstrengend (nicht mal allein aufs Klo…), hat mir einen schönen neuen Blick auf Noam alleine eröffnet, den ich im Alltag nicht habe, weil ich ihn da immer als Zwilling erlebe. Da habe ich mich zwischendurch auch gefragt, was ich hier mache – einen Urlaub, in dem er möglichst auf seine Kosten kommt oder eine Reise für mich, bei der er dabei ist? Ich denke, letzteres stand im Vordergrund, und ersteres hat er dabei auch bekommen. Wenn ich mir vorstelle, wie die Reise ohne ihn gewesen wäre – dann hätte ich zwar auf den Zugfahrten mehr gelesen und endlich mal die E-Mails des Sommers bearbeitet, aber intensiver wären die Besuche bei den Verwandten auch nicht gewesen. Und die bayerischen Butterbretzeln hätten ohne sein Mitessen auch nicht besser geschmeckt.

Als ich dann wieder hier war und die Nacht mit ihm hatte, habe ich dann auch zum ersten Mal in einer Babynacht ferngesehen. Mit Kopfhörer, während Noam schlief, sein Bett so abgedeckt, dass er den Bildschirm nicht flimmern sieht. Kleine Schritte der väterlichen Emanzipation also.

Übrigens verbringen wir die Nächte zur Zeit einzeln mit den Kindern. Vorher schliefen sie zusammen im Obergeschoss unseres ersten (kleinen) Hauses: die zwei für die Babynacht zuständigen Eltern brachten je ein Kind ins Bett, dann legte sich eine*r bei ihnen hin, bereit, die folgenden Fütterungen durchzuführen, und derdie andere legte sich in sein/ihr eigenes Bett und durfte ab drei Uhr morgens als Ablösung angerufen oder angefunkt werden. Die Babys wachen nämlich jeweils (!) ungefähr dreimal pro Nacht (!) auf und haben Milchhunger.

Seit Ta neulich mit (für seine kleine Lunge) schwerer Bronchitis im Krankenhaus war und danach eher unruhige Nächte hatte, haben wir sie nachts getrennt und das beibehalten. Da ich als einziger in einem beheizten Zimmer in einem Nachbarhaus wohne (zur Erinnerung: Unser eigenes neues Haus wird erst dieses Jahr 2017 fertig), schläft seitdem immer eins der Kinder bei mir im Zimmer (es sei denn, ich habe frei, aber weil andere Eltern meist krank waren, hatte ich eigentlich nicht mehr frei). Wir Eltern sind dadurch meist ausgeschlafener, ich auf jeden Fall, weil ich nicht mehr in Versuchung komme, fast die ganze Nacht allein mit zwei Babys zu verbringen – vorher hatte ich so einen Ehrgeiz, die Ablösung erst möglichst spät zu rufen und eine Zeit lang habe ich die Nacht von Samstag auf Sonntag ganz allein mit den Babys gemacht.
Das passiert jetzt nicht mehr, dafür kann ich ganz gut einschätzen, wie viel die Babys schlafen, und kann mir (gestern) abends auch mal einen Tatort reinziehen oder (heute, es ist 3:51 Uhr) mal am Blog schreiben. Heute schläft Ta bei mir, der übrigens genauso wunderbar ist wie Noam, nur ganz anders. Ta knibbelt beim Einschlafen immer so an meinen Händen herum und streichelt immer über meine Haus – bis er dann gleichmäßig atmet.

Wir haben im vergangenen Sommer so wenig geschrieben, hatten so wenig Zeit… Wir wurden auch nicht mehr von Kameraleuten oder Reporter*innen besucht. Dabei ist es bei uns doch eher spannender geworden. So viele Kleinigkeiten, die wir regeln mussten und geregelt haben, um die Kinder zu viert großzuziehen und nebenbei trotzdem noch ein neues Haus zu bauen und in unseren Berufen zu arbeiten…

*bzw. ganz aktuell, zwei Tage später, als ich diesen Beitrag endlich hochlade: Gerade sieht es so aus, als ob wir irgendwas ändern müssten, so weiterpowern wie letzten Frühling/Sommer/Herbst schaffen wir gerade nicht… Mal sehen… Wenn sich ein*e Leser*in berufen fühlt, uns mal ein paar Tage/Wochen gegen Kost und Logis zu unterstützen, schreibt uns (per Kommentar)!! Damit wir unser Haus fertig kriegen, ohne am Ende alle am Stock zu gehen…

Abschiedskuss

Weiterhin ist kaum an ausführliche Blogeinträge zu denken – das Haus ist zwar bestimmt zur Hälfte fertig, aber der Bau hat zumindest meine Zeit weiter fest im Griff. Kiko und ihre Brüder tun das Übrige. Freizeit (und Schreibzeit) ist rar. Das System Gemely funktioniert aber weiter zuverlässig. Alle ziehen an einem Strang und wenn mal jemand eine Pause braucht und/oder krank ist, versuchen die anderen einzuspringen. Und die Babys lieben ihre Schwester, himmeln sie an, lassen sich kitzeln und drücken. Umgekehrt genauso. Die drei haben nochmal eine ganz andere Ebene miteinander als wir Erwachsene mit den Kindern – und das wird ja noch wachsen. Ich bin gespannt. Gut, dass wir uns haben!!
Eine Kleinigkeit wollte ich mal eben erzählen, und zwar eine interessante Marotte von Kiko. Sie lässt sich ja ohne Murren auf unsere Schichtwechsel ein – egal, was die Antwort auf ihre Frage „Wer hat die Nacht?“ ist, sie beschwert sich nicht. Wenn ich mich aber verabschiede (bei den anderen ist es ähnlich, aber zwischen ihr und mir fällt es mir echt auf), dann will sie einen Abschiedskuss, aber dieser Kuss muss das Letzte sein, was ich in ihrer Anwesenheit noch mache. „Aber dann sofort gehen!“, fordert sie. Wenn ich nach dem Kuss mit ihr noch mal an den Tisch gehe und was trinke, braucht es einen weiteren Abschiedskuss.
Echt schräg. Wenn ich tue wie geheißen, dann ist der Abschied mit ihr angenehm knackig und schmerzlos. Kuss und raus. Aber klar, wenn wir neue Familienkonstellationen erfinden, erfinden unsere Kinder neue Umgangsformen dafür…